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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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dabei unter dem warmen Ofen einen Korb hervor, in dem ein alter Kater im Sterben lag, »das arme Herzchen ist gestern von einem Zittern befallen worden, und deshalb habe ich Ihnen also geschrieben ... Ah, er ist nicht mehr jung, er ist annähernd fünfzehn Jahre alt ... Ja, wir haben ihn zehn Jahre in Chartres gehabt; und letztes Jahr hat meine Tochter ihn sich vom Halse schaffen müssen, ich habe ihn hierher mitgebracht, weil er sich in allen Winkeln des Ladens vergessen hat.«
    Der Laden, das sagte sie wegen Elodie, der man erzählte, daß ihre Eltern einen Süßigkeitenhandel unterhielten und so mit Geschäften überhäuft waren, daß sie sie dort nicht aufnehmen konnten. Übrigens lächelten die Bauern nicht einmal, denn in Rognes sagte man, daß »Hourdequins Gehöft nicht Herrn Charles' Laden aufwog«. Und mit runden Augen betrachtete sie den alten gelben, abgemagerten, enthaarten, bejammernswerten Kater, den alten Kater, der in allen Betten der Rue aux Juifs geschnurrt hatte, den Kater, den die üppigen Hände von fünf oder sechs Generationen Damen geliebkost, gekitzelt hatten. So lange Zeit hindurch war er als Lieblingstier verhätschelt worden, das mit dem Salon und den abgeschlossenen Zimmern vertraut war, die Salbenreste aufleckte, das Wasser aus den Waschtischgläsern trank, als stummer Träumer den Dingen beiwohnte und alles sah mit seinen schmalen Pupillen in den Goldringen.
    »Herr Patoir, ich bitte Sie«, schloß Frau Charles, »machen Sie ihn gesund.«
    Der Tierarzt riß die Augen auf, zog Nase und Mund kraus, seine ganze gutmütige und brutale Doggenschnauze geriet in Bewegung. Und er schrie:
    »Wie? Deswegen haben Sie mich bemüht? – Den werde ich Ihnen bestimmt gesund machen! Binden Sie ihm einen Stein an den Hals und schmeißen Sie ihn ins Wasser!«
    Elodie brach in Tränen aus, Frau Charles blieb vor Entrüstung die Luft weg.
    »Aber das Vieh stinkt, Ihr Miezekätzchen! Behält man ein solches Greuel, damit es die Cholera über ein Haus bringt? – Schmeißen Sie das Vieh ins Wasser!« Angesichts des Zorns der alten Dame setzte er sich schließlich doch an den Tisch, wo er schimpfend ein Rezept ausschrieb. »Na, wenn es Ihnen Spaß macht, verpestet zu werden ... Was macht mir das aus, mir, vorausgesetzt, daß man mich bezahlt? – Da haben Sie! Sie geben ihm das löffelweise ins Maul ein, Stunde um Stunde, und da noch ein Mittel für zwei Spülungen, eine heute abend, die andere morgen.«
    Seit einem Augenblick wurde Herr Charles ungeduldig, weil er verzweifelt sah, daß die Lerchen schwarz wurden, während das Dienstmädchen, das es müde war, das Omelett zu schlagen, müßig dastand und wartete. Deshalb gab er Patoir rasch die sechs Francs für die Konsultation und drängte die anderen, ihre Gläser zu leeren.
    »Es muß Mittag gegessen werden ... Na, hoffentlich haben wir bald wieder das Vergnügen, euch zu sehen! Es regnet nicht mehr.«
    Sie gingen mit einer Miene des Bedauerns hinaus, und der Tierarzt, der wieder in seinen gliederlahmen Rumpelkasten stieg, wiederholte mehrmals:
    »Ein Kater, der den Strick nicht wert ist, um ihn ins Wasser zu schmeißen! – Na ja, wenn man reich ist!«
    »Hurengeld, das wird ausgegeben wie's verdient wird«, feixte Jesus Christus.
    Aber alle, sogar Geierkopf, den dumpfer Neid hatte blaß werden lassen, erhoben mit einem Kopf schütteln Einspruch; und Delhomme, der kluge Mann, erklärte:
    »Was nicht verhindert, daß man weder ein Faulpelz noch ein Dummkopf ist, wenn man verstanden hat, Geld für zwölftausend Francs Jahreszinsen beiseite zu legen.«
    Der Tierarzt hatte auf sein Pferd eingepeitscht, die anderen gingen über die in Sturzbäche verwandelten Wege zum Aigre hinunter. Sie gelangten zu den drei Hektar Wiese, die es zu teilen galt, als der Regen mit der Heftigkeit einer Sintflut wieder einsetzte. Aber dieses Mal blieben sie starrköpfig dabei, weil sie sterbenshungrig waren und damit zu Ende kommen wollten. Nur einmal kam es zu Streit, der sie aufhielt; es ging um die dritte Parzelle, die keine Bäume hatte, während sich ein Wäldchen auf die anderen beiden verteilte. Alles schien indessen geregelt und angenommen. Der Landvermesser versprach ihnen, seine Aufzeichnungen dem Notar auszuhändigen, damit der das Schriftstück aufsetze; und man kam überein, die Verlosung der Parzellen auf den nächsten Sonntag zu verschieben, wo sie um zehn Uhr beim Vater stattfinden sollte.
    Als man nach Rognes heimkehrte, fluchte Jesus Christus

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