Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
war das alles wert.
    Drew zog eine Schublade seines Nachttischs auf und nahm eine kleine silberne Büchse, einen winzigen silbernen Löffel, einen Silberhalm und eine abgelaufene Kreditkarte heraus. Er klappte den Deckel der Büchse auf und schüttete eine großzügige Portion des weißen Pulvers heraus. Mit der Kreditkarte schob er das Kokain zu zwei dicken, lang gezogenen Lines zusammen. Er steckte sich den Halm ins linke Nasenloch, drückte den Finger auf das rechte und zog gekonnt eine der Lines ein. Er warf den Kopf nach hinten und zog ein paar Mal hoch, das taube Gefühl genießend, das sich auf seinem weichen Gaumen ausbreitete. Er wiederholte die Prozedur mit dem rechten Nasenloch, stand dann einen Augenblick still und spürte genüsslich den ersten Kick des Kokains in seiner Blutbahn. Es war guter Stoff, den er noch eine ganze Weile spüren würde. Und wenn er Nachschub brauchte, wusste er immer, wo in der Bar noch welcher zu bekommen war. Es war vielleicht nicht ganz die Qualität wie seine persönliche Reserve, würde aber auf jeden Fall seine Wirkung tun.
    Schließlich ließ er das Stahlband seiner massigen Tag-Heuer am Handgelenk zuschnappen und passte auf, dass er keines der feinen Härchen einklemmte. Er war bereit für den tollsten Abend seines Lebens.
    Er konnte nicht wissen, dass es auch sein letzter sein würde.

Kapitel 9
    Fiona schlug die Fensterläden zurück und blickte über die Schlucht auf Toledo hinunter, das im silbrigen Licht des aufge-henden Mondes lag. Zu ihrer Linken sah sie im Scheinwerfer-licht die majestätischen Mauern von San Juan de los Reyes, wo der tote James Palango an seinen Fesseln gebaumelt hatte. Aus dieser Entfernung schien das Gemäuer viel zu harmlos für ein solches Schauspiel. Und als sie heute Nachmittag dort gewesen waren, war es ihr unvorstellbar vorgekommen, dass es der Schauplatz für ein so entwürdigendes Verbrechen sein sollte.
    Ein paar Touristen waren in ihre Reiseführer vertieft vorbeigeschlendert, machten Fotos und beachteten sie und Berrocal nicht weiter. Fiona musste sich ins Gedächtnis zurückrufen, dass diese Kirche von dem Königspaar erbaut worden war, das für die Einsetzung der Inquisition verantwortlich war.
    Höchstwahrscheinlich hatte San Juan de los Reyes viel Schlimmeres gesehen als diesen letzten Toten.
    Der Besuch der Kirche hatte ihr keine neuen Erkenntnisse gebracht, aber Berrocal hatte währenddessen die Gelegenheit genutzt, Einzelheiten zum Tatort zu erläutern, und dabei noch drei seiner widerlichen Zigaretten zu rauchen. Danach waren sie zu Fuß durch die Stadt zum Polizeipräsidium gegangen, wo Berrocal seine Zentrale eingerichtet hatte. »Es ist einfacher als mit dem Auto«, hatte er erklärt. »Also, was brauchen Sie jetzt?«, fragte er, als sie den Rückweg antraten.
    »Ich muss alle Einzelheiten des Falls studieren. So kann ich eine komplette Liste übereinstimmender Schlüsselmerkmale dieser Fälle zusammenstellen. Bei nur zwei Fällen hat es wenig Sinn ein geografisches Profil auszuarbeiten. Es gibt nicht genug Anhaltspunkte, besonders weil diese zwei Orte aufgrund ihrer historischen Bedeutung gewählt wurden. Aber ich hoffe trotzdem, dass ich Ihnen Hinweise geben kann, wo Sie in Ihren Akten und im Strafregister nach den Verbrechen suchen können, die er vermutlich in der Vergangenheit begangen hat«, erklärte Fiona.
    »Das lässt sich leicht machen. Alle relevanten Unterlagen sind in unserem Einsatzzentrum. Ich habe dort einen Schreibtisch für Sie bereitstellen lassen.« Er nahm sein Handy heraus, wählte und sprach kurz; das knappe Gespräch beendete er mit einem angestrengten Lächeln. »Die Unterlagen werden für Sie bereitliegen.«
    »Danke. Ich werde wahrscheinlich alles durchsehen, mir Notizen machen und dann in mein Hotel zurückkehren. Ich lasse mir alles gern noch einmal durch den Kopf gehen, bevor ich meinen vorläufigen Bericht schreibe, aber ich habe ihn morgen früh für Sie fertig.«
    Im Einsatzzentrum, das Salvador Berrocal zur Verfügung stand, gab es keine Hightech-Ausstattung. Ein schmuddeliger Raum ohne Fenster am Ende eines schlecht belüfteten Korridors. Die Wände waren schmutzig und mit Flecken beschmiert, über deren Ursprung Fiona lieber nicht so genau nachdenken wollte. Es roch nach Zigarettenrauch, abgestandenem Kaffee und Männer-schweiß. Vier Schreibtische waren in den Raum gequetscht, nur auf einem stand ein Computer. Zwei Pläne von der Stadt und den Vororten der Umgebung in großem Maßstab

Weitere Kostenlose Bücher