Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erfinder Des Todes

Die Erfinder Des Todes

Titel: Die Erfinder Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
war auch die Gelegenheit, sich die anderen Männer dort anzusehen. Es war ihm egal, ob sie hetero oder schwul waren. Er ging nicht wegen der Partnersuche ins Studio, obwohl er schon ein paar Mal Glück gehabt hatte.
    Hauptsächlich machte es ihm einfach Spaß, andere Körper zu sehen, die bis an ihre Grenzen belastet wurden, einen knackigen Arsch, ein Paar stramme Schenkel oder gut geformte Schultern zu bewundern. Das erhöhte seine innere erwartungsvolle Anspannung für das, was ihm der Rest des Abends noch bringen mochte.
    Nach seinem Training entspannte er sich in der Sauna des Zentrums. Auch hier ging es nicht darum, dass dort Sex zu haben war, aber es schadete ja nichts, das Angebot zu begutachten und mal hier und da einen Seitenblick auf einen gut ausgestatteten Saunagenossen zu werfen. Manchmal wurde der Blick erwidert, und dann warteten sie, bis sie in der feuchtheißen Holzkabine allein waren, bevor sie sich zu einem Drink in einer der nahe gelegenen Schwulenbars verabredeten.
    Auch darüber brauchte er sich jetzt keine Sorgen mehr zu machen. Als er noch unterrichtete, hatte er unglaublich vorsichtig auf jede Art von Anmache reagiert, außer in einem garantiert vertrauenswürdigen Schwulenlokal. Und sogar dort hatte er sich in der Bar immer extrem vorsichtig umgesehen, bevor er es sich für den Abend gemütlich machte. Es mochte für einen Kabinettsminister in Ordnung sein, sich stolz und cool zu outen. Aber wenn ein als schwul bekannter Lehrer in Edinburgh in der Szene verkehrte, war das immer noch der kürzeste Weg in die Arbeitslosigkeit. Jetzt konnte er überall mit jedem Blick-kontakt aufnehmen, wenn er Lust hatte. Die größere Gefahr war eher, eins in die Fresse zu bekommen, aber bis jetzt war das noch nie geschehen. Drew bildete sich etwas darauf ein, einen Instinkt dafür zu haben, wem er sich ohne Gefahr nähern konnte. Seiner Meinung nach war dieser Instinkt Teil des Einfühlungsvermögens, das ihn zu einem so verdammt guten Schriftsteller machte.
    Er lächelte vor sich hin, als er sich anzog. Der Typ, den er am Rudergerät gesehen hatte, war neu im Studio oder jedenfalls zu dieser Tageszeit noch nie da gewesen. Aber er hatte ihn schon in der Barbary Coast Bar um die Ecke gesehen. Das Barbary war eine der neuesten Schwulenbars der Stadt und durfte sich Drews absolute Lieblingskneipe in ganz Edinburgh nennen. Ging man bis ganz hinten durch, kam man zu einer kleinen Wandtür, die von zwei bulligen Typen in Lederkluft bewacht wurde. Wenn sie das Gesicht eines Kunden kannten, traten sie einfach zur Seite. Wenn nicht, fragten sie, was man da zu suchen habe.
    Wenn man wusste, dass man den Dark Room suchte, ließen sie einen durch. Wenn nicht, schlugen sie höflich vor, man solle sich doch lieber im vorderen Teil der Bar aufhalten. Drew nannte beide beim Vornamen.
    Er hatte gesehen, dass der Typ am Rudergerät ihn in einem der hohen Spiegel musterte, die an der Studiowand aufgereiht standen. Er schätzte, wenn er in einer Stunde oder so ins Barbary ginge, würde er ihn vielleicht an den Tresen gelehnt finden. Und wenn auch er den Raum oben kannte, wäre für Drew die Sache für diesen Abend geritzt.
    Mein Gott, er ging gern in den Dark Room. Man hatte dort das Gefühl, dass absolut alles passieren konnte, und das entsprach auch seiner wiederholten Erfahrung. Die Leute, die sich über die liebevoll mit allen Details ausgemalte Brutalität in seinem Roman Copycat beklagten, würden sofort einen Herzstillstand erleiden, wenn sie auch nur ein Viertel dessen wüssten, was Männer miteinander im Schutz der Dunkelheit in einem Raum nur ein paar Schritte vom edlen Herzen der schottischen Hauptstadt entfernt machten. Er würde sogar wetten, dass es auch manch echten Serienkiller schockieren könnte.
    Als er wieder in seiner Wohnung war, zog er sich sorgfältig um.
    Enge schwarze Jeans, die gut zur Geltung brachten, was er zu bieten hatte, und ein weißes T-Shirt mit dem aufgedruckten Um-schlagmotiv seines Buches. Er steckte einen einzelnen goldenen Ohrring ins Ohr und zog einen nietenbesetzten Ledergürtel durch die Schlaufen seiner Hose. Dann zog er ein Paar Bikerstiefel mit dicken Sohlen an und schloss die Klettverschlüsse. Er griff nach seiner abgetragenen Lederjacke, schlüpfte hinein und bewunderte sich dann in dem langen Kippspiegel. Sauguter Haarschnitt, dachte er, fuhr sich mit den Fingern durch die kurzen dunklen Haarstoppeln, mit denen er sich so gefährlich und sexy vorkam. Dieser neue Typ vom Studio

Weitere Kostenlose Bücher