Die Erfinder Des Todes
ihm einen Arm um die Schultern und küsste ihn auf den Kopf.
»Einen guten Tag gehabt?«, fragte sie und setzte sich auf den Lederstuhl ihm gegenüber.
Er sah überrascht auf. »Hi. Lass mich nur schnell das hier speichern.« Er beendete seine Arbeit, schaltete den Computer ab, schloss den Deckel und lächelte ihr zu. »Haben sie dir einen Abend freigegeben?«
»So ungefähr. Ich muss später einen Bericht schreiben, aber nur einen kurzen. Es wird nicht lange dauern. Es soll sich jetzt erst mal setzen, bevor ich mich festlege.« Ein Kellner erschien, und Fiona bestellte einen gekühlten Manzanilla. »Was hast du getrieben?«
Kit schaute verlegen drein. »Heute Nachmittag hab ich einen Spaziergang gemacht. Nur um die Umgebung auf mich wirken zu lassen. Der Ort hier ist ja enorm geschichtsträchtig. Man kann die Vergangenheit geradezu riechen. An jeder Ecke gibt es etwas zu sehen oder sich auszumalen. Jedenfalls hab ich mir über die Inquisition Gedanken gemacht ... wie es damals hier gewesen sein muss.«
Fiona stöhnte. »Sag bloß, dein Spaziergang hat dich auf die Idee für ein Buch gebracht?«
Kit lächelte. »Die Rädchen fangen jedenfalls schon an, sich zu drehen.«
»Hast du das gerade in deinen Laptop eingegeben?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, es ist viel zu früh, um etwas festzulegen. Ich hab nur das, was ich letzte Woche geschrieben habe, ein bisschen nachpoliert. Hier ein bisschen glätten und da ein bisschen verbessern – richtig langweiliger Kram. Und du?
Wie war dein Tag?«
Der Kellner brachte Fionas Glas, und sie trank einen Schluck.
»Routine. Ich habe massenhaft Akten durchgesehen. Berrocal hat alles gut organisiert. Wacher Bursche. Man muss ihm nichts zweimal erklären.«
»Das macht's ja etwas leichter für dich.«
»Kein Zweifel. Das Problem ist nur, dass wir so wenig haben, von dem wir ausgehen können. Normalerweise wählt ein Mörder den Ort, wo er die Leiche hinterlässt, nach ganz persönlichen Maßstäben aus. Aber dass diese Tatorte eine besondere historische Bedeutung haben, kompliziert die Sache.
Ich bin nicht sicher, inwieweit ein geografisches Profil dabei von Nutzen sein kann.«
Kit zuckte mit den Schultern. »Du kannst nur dein Bestes tun.
Sie haben in der Gegend hier wirklich was für Gruseliges übrig.
Und es gibt einen albernen kleinen Zug, der einen durch die Stadt fährt und dann über die Umgehungsstraße auf das andere Flussufer bringt – mit einem absolut bizarren Kommentar dazu.
Auf Spanisch, Deutsch und in radebrechendem Englisch erzählen sie Einzelheiten über die blutige Geschichte der Stadt.
Es gibt sogar eine Schlucht, die sich die Schlucht der Frau mit der durchschnittenen Kehle nennt. Kannst du das glauben?«
Fiona war überrascht. »Sie erzählen einem das auf einer Touristenrundfahrt?«
Er nickte. »Nicht wahr, damit würde man sich normalerweise nicht gerade brüsten, oder?«
»Dort hat eines unserer Mordopfer gelegen«, sagte Fiona langsam. »Ich war davon ausgegangen, dass das nur den Einheimischen bekannt ist.«
»Ach, ich kann dir alles darüber erzählen«, sagte Kit. »Eine Frau hatte etwas mit einem Wachsoldaten und ließ den Feind die Stadt angreifen. Also haben sie ihr die Kehle durchgeschnitten, damit sie das nicht so bald wieder tun würde.«
»Bist du zu San Juan de los Reyes hinuntergegangen? Zur großen Klosterkirche?«
»Ich kam daran vorbei. Aber ich habe sie mir für morgen aufgehoben.«
»Hast du die Ketten an der Fassade gesehen?«
»Man kann sie kaum übersehen. Im Führer steht, Ferdinand und Isabella hätten sie dort nach der Rückeroberung von Granada anbringen lassen. Sie wurden von den Mauren als Fesseln für die gefangenen Christen benutzt. Ich muss sagen, wenn das typisch ist für Isabellas Geschmack in Sachen Dekor, kann ich es kaum abwarten, das Innere zu sehen. Da kann Schöner Wohnen vor Neid erblassen«, fügte er mit einem ironischen Grinsen hinzu. »Warum fragst du?«
»Dort wurde die zweite Leiche gefunden. Du bist erst einen halben Tag hier und kennst bereits die Geschichte der beiden Fundorte. Ich frage mich, ob ich mich mit meinen Vermutungen nicht irre.«
Kit tätschelte ihr mit einem Ausdruck ironischer Überlegenheit die Hand. »Mach dir nichts draus, Liebes, du kannst ja nicht immer Recht haben. Überlass das nur mir.«
Fiona brach in Lachen aus. »Ich bin ja froh, dass ich dich habe, auf den ich mich verlassen kann. Also, gehen wir jetzt essen oder was?«
Fiona nippte an einem Glas
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