Die Erlösung der Frauen (German Edition)
Pornos, oder?
Nein.
Wirklich nie?
Ich hab doch nicht mal nen Computer.
Na, ist ja auch egal. Auf jeden Fall ist das die mit dem Krebs, oder?
Ja.
Und jetzt bist du traurig?
Nein, nicht wirklich. Aber ich hab ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht auf ihre Beerdigung gehen will.
Kann ich verstehen. Ich gehe nie auf Beerdigungen.
Aber ich hab's ihr versprochen.
Was? Warum denn?
Sie hat da sowas geplant. Eine Seebestattung auf Barbados.
Was?
Ich musste ihr versprechen, dass ich da mitmache.
Das ist ja pervers. Das ist ja fast schon wieder originell.
Ich hab schon Alpträume deswegen.
Du wirst immer sentimentaler.
Sie wechselten bald das Thema. Donald erzählte von Italien und von Catherine, Johann schwärmte von Spitzbergen und von einem Leben in der Finsternis, umgeben von stürmischen Polarwinden und hungrigen Eisbären. Das Schreiben hatte er aufgegeben, denn bei all seinen etwa zwanzig begonnenen Romanen war er nie über Seite 30 hinaus gekommen. Stattdessen widmete er sich sporadisch der Lektüre komplizierter wissenschaftlicher oder philosophischer Bücher, wobei er sich ausschließlich mit solchen Theorien beschäftigte, welche die objektive Realität oder zumindest die Wahrnehmbarkeit derselben in Frage stellten, allen voran die Quantenmechanik und der Dekonstruktivismus.
Ich nehme das nicht wirklich ernst. Das ist mehr wie Kreuzworträtsel lösen. Außerdem beruhigt mich der Gedanke, dass es keine allgemein gültige Wahrheit gibt. Die Realität ist nicht messbar. Alle Wörter sind Gebrabbel. Am Besten man hält die Schnauze, sitzt im Sessel, starrt ins Kaminfeuer und furzt.
Schließlich kamen sie aber doch wieder auf Gabrieles Bestattung zurück und da Johann nach zwei Flaschen Wein endlich mal wieder bester Laune war, da er außerdem nach dem Genuss von hundert Austern richtiggehend vital und energisch wurde, bot er überschwänglich an, Donald nach Barbados zu begleiten, er holte sogar seinen Laptop und buchte direkt zwei Flüge, um alle Zweifel aus der Welt zu schaffen. Sie besiegelten das Ganze mit einem ausgezeichneten 21jährigen Islay Single Malt Fassstärke und einer guten Havanna aus Johanns Humidor.
// Einen Tag vor dem Abflug nach Barbados erhielt Donald eine SMS von Alexia mit folgendem Wortlaut: ich bin schwanger
Nichts weiter. Donald war darüber solchermaßen verärgert, dass er sofort in einen Handyladen ging und seine Nummer ändern ließ. Dies war eine Maßnahme, die er nur in äußersten Härtefällen anwandte, da er sich damit ja nicht nur die unerwünschten Frauen vom Leib hielt, sondern auch jene, die hin und wieder ganz zwanglos auf seine sexuellen Dienste zurückgriffen. Diese aufgewärmten Liebschaften waren ihm besonders wichtig, da sie seinem Verständnis einer gelungenen Beziehung zwischen Mann und Frau am nächsten kamen: Man kennt sich gut genug, um direkt übereinander herzufallen, aber nicht ausreichend, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen.
Alexias SMS war wohl als Aufforderung zu verstehen, dass er sie kontaktieren solle. Das allein war schon eine grobe Unverschämtheit. Dass sie noch dazu behauptete, schwanger zu sein, war ein Skandal, eine regelrechte Schweinerei! Er konnte ja wohl kaum der Vater sein, da er sie seit vier Monaten nicht gesehen hatte. Wenn sie wirklich schwanger war, wozu wollte sie gerade ihm dies mitteilen? Ihr Verhalten war getragen von der dummen, weibischen Idee, dass eine Schwangerschaft automatisch etwas todernstes war, über das man unbedingt sprechen musste, um dann ganz weitreichende Veränderungen anzustellen, die eine gelungene Ankunft des neuen Menschen sichern sollten. Dabei war doch eine Schwangerschaft trotz aller hormoneller und emotionaler Schwankungen etwas sehr banales, am ehesten noch vergleichbar mit einer Grippe, die ja auch in den meisten Fällen glimpflich verlief. Die Erfahrung zeigte, dass die Gründung einer Familie geradezu der Auftakt war für alles Banale, für ein Dasein, das sich nur noch mit kleinen logistischen Problemen befasste, mit Windeln wechseln, Buntstifte einpacken, zur Kinderkrippe bringen, ein Dasein, das zurückgestuft wurde auf das Niveau eines Kindes, mit albernen Spielchen und albernen Fragereien. Es gab also nichts, worüber man da hätte sprechen müssen. Einzig interessant wäre vielleicht die finanzielle Frage gewesen, aber Donald hatte ja kein Geld, um hier irgendwie unterstützen zu können und außerdem war das Kind ja nicht von ihm. Allerdings kam ihm im Laufe des Tages, da er sich
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