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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Forster
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immer wieder ärgerte über diese SMS, der Gedanke, dass sie vielleicht schon eine ganze Weile schwanger war und erst jetzt auf die Idee gekommen war, es ihm mitzuteilen. Noch schlimmer: Vielleicht hatte sie sogar absichtlich gewartet bis zu jenem Zeitpunkt, da eine Abtreibung nicht mehr durchführbar war. Eine unbändige Panik erfasste Donald: Herzrasen, kalter Schweiß, Schwindel, ihm wurde schwarz vor Augen, er legte sich aufs Bett. Nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Sein Leben war verwirkt, er hatte sie geschwängert. Sie war schlimmer, als er es je vermutet hatte, sie war das Böse, die Rachegöttin aller enttäuschten Frauen, ihr einziges Ziel war seine Vernichtung, seine Domestizierung, sie wollte ihn in Ketten sehen, im Kerker, sie wollte ihn ausquetschen, ihn schuften lassen für ihre Brut. Wild geworden sprang er vom Bett auf, griff zum Telefon und wollte sie anrufen, besann sich, verschloss das Telefon in einer Schublade, kein Kontakt! Er musste untertauchen. Er würde nicht mehr zurückkehren aus Barbados. Seine Existenz hier war zu Ende.
    Donald packte seine Koffer und ging nicht mehr aus dem Haus. Er starrte die ganze Nacht gegen die Decke. Er dachte an Catherine. Warum nicht sie? Wenn er schon ein Kind in die Welt setzen musste, warum nicht mit einer Frau, die er liebte? Aber sie hatte es ja nur in den Arsch gewollt. Diese Worte murmelte er immer wieder leise vor sich hin, so als manifestierte sich sein ganzes Schicksal in dieser lächerlichen Tatsache: Sie wollte es ja immer nur in den Arsch.

    // Die schwarze Urne glänzte im Sonnenlicht und setzte sich ganz entzückend ab von der azurblauen See, den weißen Stränden und Palmen im Hintergrund. Rundherum standen sie im Kreis auf dem Vorderdeck der strahlend weißen Yacht, eine Gesellschaft von elf Trauergästen, davon zehn geladene und Johann. Der Mann, der neben der Urne stand und mit sperrigem, deutschem Akzent ein englisches Totengedicht aufsagte, war Gabrieles bester Freund seit Jugendtagen, ein schwuler Architekt mit Hornbrille. Er trug einen schwarzen Anzug, wie alle anderen Männer an Deck, wobei Donald das billigste Modell trug und Johann das teuerste. Auch ansonsten sorgten diese beiden so verschiedenen und deutlich jüngeren Männer für einige Verwirrung. Eine der Damen erinnerte sich noch an Donald, sie war auch auf der Vernissage gewesen, auf der er Gabriele kennengelernt hatte. Hin und wieder lächelte sie ihm zu.
    Man hatte natürlich auch ausreichend Zeit gehabt, sich einander vorzustellen. Erst hatte sich die Gesellschaft im Yachtclub eingefunden und einen Drink genommen. Dann waren sie an Bord gegangen und erst, als man die Insel Barbados in seiner Gänze am Horizont erblickte, hatten sie mit der Zeremonie begonnen, die überdies recht minimalistisch gehalten war. Der Architekt hielt eine kurze Rede, die vor allem aus einer Aufzählung von Adjektiven bestand, die seiner Meinung nach den Menschen Gabriele beschrieben, dann trug er das Gedicht vor und mit den Worten Requiescat in pace öffnete er die Urne und streute die Asche in den Wind. Donald fand die ganze Inszenierung peinlich und konnte kaum erwarten, dass es vorbei war. Johann hingegen schien tatsächlich mitgenommen zu sein und dass, obwohl er die Tote nicht einmal gekannt hatte. Zurück im Yachtclub begann er, sich hemmungslos zu betrinken. Gabrieles Freundin von der Vernissage, Brigitte, machte sich währenddessen an Donald heran. Man sah ihr an, dass sie vor vielen Jahren eine adrette Blondine gewesen war und sie war immer noch recht adrett für ihr Alter, sie hatte ein bisschen was von Claudia Schiffer und war sich dessen auch bewusst. Nach nur ein paar oberflächlichen Sätzen war es eine ausgemachte Sache, dass Donald mit ihr schlafen würde, ihre Haltung war eindeutig. Sie hielten sich aber noch zurück, um ein wenig mit den anderen Gästen zu trinken. Die Stimmung löste sich und gerade weil der Tod an diesem Tage so präsent gewesen war, wollte man sich auf jeden Fall möglichst lebendig fühlen. Am meisten schien dies Johann zu betreffen, der sich ungewohnt aufgeschlossen zeigte. Er hatte eine regelrechte Freude daran, dass er eigentlich fehl am Platz war. Ständig ließ er auf seine Kosten neue Runden exquisiten Rums kommen, mit ausladenden Gesten sprach er über die Heisenbergsche Unschärferelation, über Heidegger und Wittgenstein, dann plötzlich über Julius Cäsar und Friedrich den Großen, nur um dann mit einem gleichgesinnten Anwalt über

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