Die Erlösung der Frauen (German Edition)
auch ganz konkret der Sex mit einem bestimmten Mann, sein Penis, seine Technik. Donald hatte schon oft bemerkt, dass man, wenn man mit einer Frau schlief, gleichzeitig auch immer mit der besten Freundin schlief. Diese hatte im Geiste alles miterlebt, an sich selbst durchexerziert und wenn die daraus entstandenen Phantasien aufregend genug waren, dann war es normalerweise nur ein kleiner Schritt, sie Realität werden zu lassen, spätestens, wenn die Freundin den Mann wieder freigab, manchmal aber auch schon früher. Es ist ein Paradoxon weiblicher Freundschaft, sich alle Gedanken, Gefühle und Phantasien ungefiltert mitzuteilen und diese Informationen dann ungeniert zum eigenen Vorteil auszunutzen. Vielleicht rührt daraus auch die Sehnsucht, aus welcher die Frauen immer neidvoll von den scheinbar aufrichtigen Männerfreundschaften sprechen. In Wahrheit sind die Männer natürlich genauso falsch, sie geben nur in der Regel weniger von sich preis und riskieren damit automatisch weniger, sich gegenseitig zu verletzen.
Als Brigitte ihren MaiTai ausgetrunken hatte, wurde sie müde und beschloss, eine kalte Dusche zu nehmen, was Donald als Aufforderung begriff, sie unter der Dusche zu ficken. Danach legten sie sich ins Bett. Brigitte machte keinerlei Anstalten, sich irgendwie in Donald zu verlieben, sie war sogar relativ distanziert.
Warum hast du eigentlich keine Freundin?
Warum hast du keinen Ehemann?
Ich hab einen. Aber der ist nur selten zuhause.
Ach so. Und Kinder?
Ich hab einen Sohn. Der ist zwanzig und studiert Önologie in der Schweiz.
Öno-was?
Weinanbau.
Das kann man auch studieren?
Du hast meine Frage nicht beantwortet.
Welche Frage?
Warum hast du keine Freundin?
Du fragst das, als wär's ein Verbrechen.
Ist es ja auch ein bisschen.
Wieso?
So ein schöner, junger Mann wie du – das ist doch schade drum. Fast eine Verschwendung.
Es wäre eine Verschwendung, meine ganze Aufmerksamkeit nur einer Frau zu widmen, die das dann mit ziemlich großer Sicherheit nicht einmal zu würdigen weiß. So kann ich viel mehr Frauen glücklich machen.
Ist es das, was du willst? Frauen glücklich machen?
Ja.
Und? Sind sie glücklich?
Bist du glücklich?
Nein.
Das tut mir leid.
Ist nicht deine Schuld. Ich habe mir immer gewünscht, mit einem Mann zusammen zu leben. Stattdessen war ich immer allein.
Ich bin gern allein.
Vielleicht ändert sich das noch.
Glaub ich nicht.
Willst du keine Kinder haben?
Nein, aber ich befürchte ich hab schon eins.
Ach so? Und wer ist die Mutter?
Irgendwer. Ist doch scheißegal. Auf jeden Fall kann ich jetzt nicht mehr zurück nach Deutschland. Sonst kann ich die nächsten zwanzig Jahre arbeiten, um den Kindergarten zu bezahlen und die Windeln und den Sommerurlaub nach Italien. Neben meinem Bett liegt dann das Nido-Magazin und erklärt mir, warum es schön ist, Kinder zu haben und das kann ich dann nachts lesen, wenn ich nicht schlafen kann, weil das Baby schreit. Die Mutter hasst mich, weil ich ihr das Kind gemacht habe und ich hasse sie, weil sie mich zum Sklaven macht. Ich begehre sie nicht und sie begehrt mich nicht. Wir sind schon halbtot. Wir sind Zombies, die sich gegenseitig zerfleischen.
Woher willst du das alles wissen? Du hast es doch noch nie erlebt.
Aber Millionen von Menschen vor mir haben es erlebt. Du hast es erlebt und sagst selbst, dass du unglücklich bist. Warum soll ich den gleichen Fehler machen?
Es gab auch gute Jahre. Und wenn ich jetzt meinen Sohn anschaue, dann bin ich stolz. Ich bin stolz darauf, ihn geboren und großgezogen zu haben.
Siehst du, das ist genau das Problem. Die Frauen beklagen sich andauernd, dass sie unglücklich sind, aber in Wahrheit wollen sie gar nicht glücklich sein. Sie wollen sich aufopfern, sie wollen ihr Leben herschenken.
Das klingt alles nicht wirklich so, als ob du die Frauen lieben würdest.
Ich vergöttere sie! Aber sie sind dumm! Unendlich dumm!
Brigitte begann lauthals zu lachen und Donald ärgerte sich, dass er so viel geredet hatte. Die Menschen sind bösartig. Sie freuen sich, wenn andere genauso leiden wie sie. Darum propagieren Familienväter das Kinderkriegen so wie sich Junkies gegenseitig anfixen oder Leute mit festem Job davon reden, dass man einen festen Job braucht. Sklaven machen sich gegenseitig zu Sklaven, um ihr eigenes Dasein besser zu ertragen. Der freie Mensch ist ihr Feind. Brigitte freute sich, dass Donald ungewollt Vater wurde, weil sie es ihm nicht gönnte, frei zu sein. Sie war niemals
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