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Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Titel: Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Schurig
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rückten wir wiederum gegen die Stadt. Vier Tage hatten wir nicht gestürmt. Jetzt fanden wir die Gassen, durch die wir zogen, voll von Weibern, Kindern und allerlei elenden Leuten, die vor Hunger ganz schwach und halbtot aus den Häusern herauskamen. Es war ein traurig Schauspiel. Ich befahl unseren indianischen Verbündeten, dies erbärmliche Volk zu verschonen und ihm kein Leid anzutun. Streitbare Männer waren nicht darunter. Diese standen alle oben auf den Tempeln, in die im Lande üblichen Tücher gehüllt und ohne Waffen. Ich ließ ihnen von neuem den Frieden anbieten, aber ihre Antwort war nur Lug und Trug. Nachdem sie mich den ganzen Tag hingezogen hatten, tat ich ihnen kund, daß der Angriff nunmehr wieder beginne. Deshalb sollten sie ihr wehrlos Volk aus den Gassen zurückziehen. Wenn dies nicht geschehe, sollten meine Indianer die Erlaubnis bekommen, alles ohne Erbarmen umzubringen. Darauf gaben sie mir den Bescheid, sie begehrten Frieden. Ich ließ ihnen wieder sagen, wenn es an dem wäre, so solle ihr Herr erscheinen, denn nur mit ihm könne ich unterhandeln. Ich verspräche ihm sicheres Geleit, wenn er zu mir käme.
    Als ich aber erkannte, daß man mich zum besten hatte, daß meine freundlichen Angebote nutzlos waren und daß sich die Feinde zum weiteren Kampfe rüsteten, da faßte ich den Entschluß, die Not der Feinde auf das Ärgste zu steigern. Peter von Alvarado bekam den Befehl, von der einen Seite in ein Stadtviertel zu rücken, in dem mehr denn 1000 Häuser standen, die im Besitze der Feinde verblieben waren. Von der anderen Seite zog ich mit all meinem Volk hinein, und zwar auch zu Fuß, denn zu Roß konnten wir hier nichts schaffen. Es kam so heftig zur Schlacht, daß wir die ganze Gasse eroberten und daß an diesem einen Tag mehr denn 12000 Temixtitaner totgeschlagen und gefangen worden sind. Mit den Gefangenen verfuhren die uns verbündeten Indianerauf das grausamste. Sie ließen keinen am Leben, der ihnen in die Hände fiel, wiewohl wir sie eifrig verwarnten und sie davon abzuhalten versuchten.
    Am Tag darnach, als ich wiederum gegen die Stadt zog, befahl ich meinen Leuten, nicht zu fechten und den Feinden keinerlei Schaden zuzufügen. Als diese nun eine so große Menge wider sich sahen, darunter ehemalige Untergebene und Lehensleute, die ihnen jetzo mit Tod und Verderben drohten, da ward ihnen ihre höchste Not bewußt, in der sie keinen Raum mehr hatten denn auf den toten Leibern der Ihrigen. Da waren sie all dieses Jammers und Leides müde, und etliche riefen uns zu: Kommt und schlagt uns vollends tot, damit die Marter aufhört! – Dann aber schrien sie herüber, man solle mich holen; man wolle mit mir reden. Und dieweil die Hispanier längst das Ende dieses Krieges begehrten und wenig Freude an dem täglichen Kämpfen und Vernichten hatten, so freuten sie sich darob gar sehr und kamen eilends zu mir, um mich zu rufen. Ich solle an eine der Schanzen kommen, wo etliche Vornehme von Temixtitan mit mir sprechen wollten. Wiewohl ich im voraus wußte, daß der Gang dahin wenig ersprießlich war, so ging ich dennoch hin. Ich war überzeugt, daß der Starrsinn der Stadt, weiterzukämpfen, ganz allein auf Herrn Guatemozin beruhte, sowie vielleicht auf drei oder vier seiner Großwürdenträger, während alle übrigen sich sehnten, lebendig oder noch wenigstens halb am Leben, ihrem unsäglichen Elend endlich zu entrinnen.
    Als ich vor der Schanze ankam, riefen sie mir zu: Ihr seid ein Sohn der Sonne! Bedenkt, die Sonne durcheilt binnen einem Tage und einer Nacht den ganzen Himmelskreis, und Ihr vermögt in der nämlichen Zeit nicht einmal unserem elenden Leben und unserer erbärmlichen Not ein Ende zu setzen! Wir begehren ja nichts anderes denn zu sterben und in das Jenseits zu kommen zum Sonnengott, zu ewiger Ruh und Rast. –Ich redete viel mit ihnen, um sie zur friedlichen Übergabe zu bewegen,aber ich konnte nichts ausrichten, wenngleich ich ihnen alles nur mögliche verhieß, weit mehr denn je ein Sieger dem Besiegten geboten hat. Sieger aber waren wir durch Gottes gnädige Fügung.
    Immer noch war es mein Wille, der Stadt das Letzte und Schlimmste zu ersparen, und so sprach ich einen der Vornehmsten von Temixtitan an, den ich seit drei Tagen gefangen hatte. Obwohl er verwundet war, fragte ich ihn, ob er mit einer Botschaft von mir an Herrn Guatemozin in die Stadt gehen wolle. Er sagte ja. Als wir nun am anderen Tage wieder gegen die Stadt zogen, entsandte ich ihn mit etlichen gefangenen

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