Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
hatte, traten die Hispanier zu Roß und zu Fuß, desgleichen unsere Indianer, die von meinem Plan wußten, den Rückzug an und kamen auf den großen Platz. Dicht hinter ihnen tummelte sich der Feind in Massen, unter solchem Kriegsgebrüll, als hätt er den größten Sieg der Welt erfochten.
Jetzt stellten sich die 10 Reiter, als wollten sie einen Gegenangriff machen, stutzten aber und machten wieder kehrt. Als sie dies Manöver wiederholten, wurden die Feinde dermaßen übermütig, daß sie bis an die Gäule herandrängten. Also wichen die Hispanier langsam zurück bis an den Palast, wo wir im Hinterhalte lagen, und noch an diesem vorüber. Als wir sodann den Büchsenschuß vernahmen, der als Zeichen verabredet war, daß es Zeit für uns war, hervorzubrechen, da fiel ich mit meinen 30 Reitern den Verfolgern in den Rücken. Unter dem Ruf Hie Sankt Jakob! ritten wir über den weiten Platz und stachen alles nieder, was uns vor die Lanzen kam. Eine Menge Temixtitaner trieben wir vor uns her, bis sie von unseren Indianern abgefangen wurden. Mehr denn 500 Feinde kamen um, darunter viele Edelleute und die Tapfersten und die Kräftigsten unserer Feinde. Die uns verbündeten Indianer aber hatten an jenem Abend ein lecker Nachtmahl, indem sie die Toten zerhackten, brieten und verzehrten.
Die Trauer der Feinde war gar groß. In der kommenden Nacht haben sie weder gebrüllt noch gerufen, wie das sonst ihr Brauch war. Keiner ließ sich in den Gassen und auf den Tempeln blicken. Als es dann finster geworden war und wir abzogen, da wagten sich etliche Knechte von ihnen an uns heran, um unseren Abzug zu beobachten. Ich merkte es und ließ sie durch 12 Reiter angreifen und niedermachen.
Unser Sieg jagte den Feinden solch einen Schrecken ein, daß sie bis ans Ende des Krieges niemals wieder auf dem großen Platz erschienen, wenn wir den Rückzug antraten, auch nicht einmal dann, wenn nur ein einziger Reiter da war. Sogar die Fußknechte und unsere Indianer blieben unbehelligt, aus Angst vor einem Hinterhalt. Auch glaub ich, daß der Sieg, den wir mit des Allmächtigen Hilfe an diesem Tage errungen, die größte Ursache gewesen ist, daß wir die Stadt nunmehr doch endlich gewinnen sollten, dieweil der Feind fortan furchtsam und zaghaft ward, wir aber und unsere Bundesgenossen um so mutiger.
Also sind wir in unser Lager zurückgekehrt, entschlossen, nimmer zu feiern, vielmehr Tag um Tag zu fechten, bis wir dem Feldzug ein Ende bereitet hätten. An diesem Tage hatten wir einen nur geringen Verlust. Beim Herausbrechen aus dem Hinterhalt waren zwei Reiter aneinander gerannt, wobei der eine von seinem Gaule herunterfiel und das ledige Roß in die Feinde hineinlief, bis es, von Pfeilen getroffen, zurückgejagt kam. In selbiger Nacht ist es umgestanden. So sehr wir darüber trauerten, dieweil die Pferde in diesem Kriege unsere Hauptwaffe waren, so ertrugen wir den Verlust doch leichter, als wenn es in die Hände der Feinde gefallen wäre, wie dies anfangs so aussah. Wäre dies geschehen, so wäre das Frohlocken der Feinde darüber größer gewesen als ihre Trauer um die Erschlagenen.
Was schließlich meine Rennschiffe und die Zillen unserer Bundesgenossen anbelangt, so haben sie auch an diesem Tage der Stadt viel Schaden angetan, ohne selbst viel Verluste zu erleiden.
Daß die Temixtitaner in großer Not waren, wußten wir, und dies bestätigten uns auch zwei Überläufer, Leute geringen Standes, die bei Nacht in unserem Hauptquartier ankamen. Selbige erzählten, daß die Belagerten Hunger litten und nachts in den Wassergräben zwischen den Häusern Fische fingen und längst allerlei Kräuter und Wurzeln äßen.
Ich entschloß mich, am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang von neuem wider die Stadt zu rücken, um den Temixtitanern soviel wie möglich Schaden zuzufügen. Als nun der Tag anbrach, liefen die Rennschiffe frühzeitig aus; ich selbst aber rückte mit 15 Reitern, etlichen Fußknechten und einigen hundert Indianern aus. Wir legten uns in einen Hinterhalt und sandten etliche Kundschafter vor.
Auf ein verabredetes Zeichen der genannten Aufklärer überfielen wir einen großen Haufen Leute, der von der Stadt herkam. Es waren aber nur Weiber und Kinder und andere unbewehrte Leute, insgesamt elend Volk, das vor Hunger aus der Stadt gelaufen war. Bei unserem Angriff auf die Stadt haben wir sodann über 800 Temixtitaner erschlagen und gefangengenommen. Auch unsere Rennschiffe übermannten eine Menge Feinde samt ihren Kähnen, auf denen
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