Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
sie Fische angeln wollten. Zu einem Kampf mit den Truppen der Stadt aber ist es an diesem Tage nicht gekommen. Also kehrten wir mit ansehnlicher Beute und lebendiger Speise für unsere Bundesgenossen in unser Lager zurück.
Am folgenden Tage zogen wir in der Morgenfrühe wiederum gegen die Stadt. Große Scharen verbündeter Indianer begleiteten uns. Es waren ihrer so viele, daß wir sie nicht zählen konnten. Es gelang uns, die Takubaer Straße einzunehmen und die bösen Hindernisse darauf einzuebnen, so daß nunmehr der Weg von Alvarados Lager bis in die Mitte der Stadt gangbar war. In der Hauptstraße am großen Markte eroberten wir zwei Gräben nebst zwei wohlbefestigten Schanzen; auch brannten wir den Palast des Herrn Guatemozin nieder, des zweiten Nachfolgers von Herrn Montezuma, eines jungen Mannes von etwa 20 Jahren [45] . Dieses Schloß war wie eine Festung stark verwahrt, groß und weitläufig und von einem Wassergraben umgeben. In anderen Gassen, die auch vom Markt abgingen, nahmen wir zwei Gräben und schütteten selbige zu. Alles in allem hatten wir jetzt von vier ViertelnStadt drei in unseren Händen. Den Belagerten blieb nun nichts übrig, als sich in den Häusern zu verschanzen, die auf Pfählen im Wasser erbaut waren.
Tags darauf, das ist gewesen am Tage des heiligen Jakob (25. Juli), zogen wir abermals in der nämlichen Ordnung wider die Stadt und drangen in der Hauptstraße vor. Von da aus eroberten wir einen breiten Wassergraben, an dem sich die Feinde ganz sicher geglaubt hatten. Dies geschah unter großer Gefahr und kostete auch so viel Zeit, daß wir bis zum Abend nicht fertig wurden, ihn zuzuschütten. Da wir alle zu Fuß waren, und die Feinde merkten, daß keine Reiter zugegen waren, griffen sie uns von neuem an, heftiger und tapferer denn zuvor. Durch unsere Armbruster aber trieben wir sie bis in die Schanzen zurück, die sie weiter oben aufgeworfen hatten. Dabei fielen eine Menge Feinde. Ich will hier erwähnen, daß die hispanischen Fußknechte mit ihren Piken fochten, die ich ihnen nach unserer vermeldeten harten Niederlage hatte machen lassen und die sich sehr nützlich erwiesen. An diesem Tage war unsere Arbeit vor allen die, daß wir auf beiden Seiten der Gassen die Häuser niederbrannten und niederrissen. Dies war betrüblich anzusehen, aber wir konnten nicht anders handeln, wenn wir unser vorgenommenes letztes Ziel erreichen wollten. Als die Temixtitaner solche Verwüstung erblickten, riefen sie unseren Indianern zu: Fahrt nur fort mit Brennen und Einreißen! Wenn wir gesiegt haben, müßt ihr das alles wieder aufbauen! Wenn aber die Hispanier siegen, dann erst recht!
Am anderen Tage frühmorgens rückten wir wiederum in der gewohnten Ordnung gegen die Stadt. Als wir an den Graben kamen, den wir tags zuvor genommen und noch nicht ganz zugeschüttet hatten, fanden wir ihn, wie wir ihn verlassen. Wir zogen zwei Armbrustschüsse weiter vorwärts und eroberten zwei breite Wassergräben, die von den Belagerten in einer sonst wasserlosen Straße gegraben waren. Auch gelangten wir zu einer kleinen Pyramide mit einem Tempel darauf. Darinnenfanden wir etliche Köpfe von abgeschlachteten Hispaniern, was uns arg betrübte. Von diesem Tempel führte die Straße geradeaus nach Alvarados Lager, während zur linken Seite eine Gasse zum Markte hinführte, in der kein Wasser mehr war. Nur noch in einer einzigen Gasse lief Wasser. Selbige verblieb bis auf weiteres in den Händen der Temixtitaner. An diesem Tage sind wir nicht weiter vorgerückt, wiewohl wir tapfer mit den Feinden fochten. Spät abends kamen wir in unser Lager zurück.
Am folgenden Tage in der neunten Stunde, als wir uns von neuem zu einem Angriff rüsteten, sahen wir auf den zwei höchsten Türmen am Markt Rauch aufgehen, dessen Ursache und Bedeutung wir nicht ermessen konnten. Er war viel stärker als der, den die Mexikaner bei ihren Opfern zu machen pflegten. Da fiel mir ein, es möchte ein Zeichen Alvarados sein, der vielleicht bis dahin vorgedrungen wäre. Und so war es auch, so wenig ich es für möglich gehalten hatte, denn er hatte noch viele Gräben und Wälle zu erobern gehabt, und gerade diese hatten die Belagerten mit aller Kraft verteidigt. In tapferem Kampfe hatte er alles aufgeboten, um bis zum Markt vorzudringen, aber er kam nur bis an die besagten Türme. Seine Reiter mußten schließlich umkehren, wobei drei Pferde verwundet wurden. Also zog sich Alvarado mit seinem Kriegsvolk in sein Lager zurück. Wir aber
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