Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Ketten hinzieht, ist höher und schroffer und nur sehr mühevoll zu ersteigen. Das Land hat große Flüsse und eine Menge schöner Quellen von süßem Wasser. Die Berge sind mit weiten Wäldern bedeckt, und in den Ebenen stehen hohe Pinien, Zedern, Steineichen und Zypressen. Ohnegleichen ist die Anmut der Hügel im Inneren des Landes. Von einem Meer bis zum anderen gehen diese Berge und Hügel, die von den Hispaniern noch lange nicht ganz erforscht sind.
Neu-Hispanien besitzt Gold-, Silber-, Kupfer-, Zinn- und Eisengruben. Es bringt eine Menge Früchte hervor, die in ihrer äußeren Form mit den althispanischen Ähnlichkeit haben ihnen aber an Farbe und an Wohlgeschmack nicht nahekommen, obgleich es auch gute Sorten darunter gibt. Auch ihre Mannigfaltigkeit ist lange nicht so groß. Die Felder sind herrlich anzuschauen, die Weiden reich an vortrefflichen Kräutern, und das Gras reicht dem Fußgänger bis zum Knie. Der Boden ist sehr fruchtbar. Er bringt alles, was man darin sät, im Überflusse hervor, und an manchen Orten kann man im Jahre zwei-, ja dreimal ernten.
Von den Tieren im Lande
Der Tiere gibt es mancherlei in Neu-Hispanien, als da sind Tiger (der Jagua), Löwen (der Puma) und Wölfe; sodann Schakale, eine Art, die zwischen Fuchs und Hund in der Mitte steht, sowie andere, die ein Ding zwischen Wolf und Löwe sind. Die Tiger sind groß wie die Löwen und noch größer; auch sind sie wilder und stärker, und ihr Fell ist mit weißen Flecken bedeckt. Keines dieser Tiere fällt einen Hispanier an, aber mit denIndianern machen sie keine Umstände, sondern fressen selbige oft auf.
Es gibt auch Hirsche, Füchse, Damwild, Hasen und Kaninchen in diesem Lande. Die (Bisam-)Schweine haben den Nabel auf dem Rücken. Unter den vielen übrigen Tieren ist eines (das Opossum), groß wie eine Katze, besonders merkwürdig. Es hat am Bauch einen Beutel, worin es seine Jungen verbirgt, um sich mit ihnen, wenn es Gefahr verspürt, auf die höchsten Bäume zu flüchten.
Von den Leuten und Städten des Landes
Der größere Teil von Neu-Hispanien hat viel Volk. Insbesondere in der Hochebene und im Gebirge findet man eine Menge ansehnlicher Städte. Die Häuser sind von Stein, Ziegeln, Kalk und Tonerde errichtet, alle mit Söllern versehen. An der Küste sind sie weniger stattlich, meist nur aus Brettern und an der Sonne getrockneten Ziegeln gebaut und mit Stroh gedeckt. In allen Orten waren ehedem schöne Moscheen mit gewaltigem Unterbau, darauf Kapellen, in denen die Götzen verehrt und ihnen Opfer dargebracht wurden. Man kann sagen, manche Stadt hierzulande hat ein besseres Aussehen denn in der Alten Welt, und die Hauptstraßen und die großen Marktplätze dürfen sich mit den abendländischen gar wohl messen.
Von den Kriegsleuten, Waffen und Kriegsbräuchen
Die Menschen in Neu-Hispanien sind ein wohlgestaltetes Volk von schlankem, fast hohem Wuchs. Ihre ebenmäßigen Gesichter haben die Farbe der Oliven. Ihre Körper sind geschmeidig und gewandt, der Anstrengung aller Art fähig. Insbesondere vermögen sie den Hunger leicht wie kein ander Volk zu erdulden.
Der Neu-Hispanier ist kriegerisch und geht dem Tode mutigund gefaßt entgegen. Vor der Eroberung des Landes durch uns hatten die einzelnen Stämme und Städte unaufhörlich Krieg miteinander. Ihre Kriegsgefangenen aßen sie auf oder machten sie zu Leibeigenen. Wenn sich die Einwohner einer belagerten Stadt ergaben, ohne mit den Waffen Widerstand zu leisten, so wurden sie Untertanen der Sieger, ohne daß man sie irgendwie vergewaltigte; hatten sie sich aber gewehrt, so machte man sie sämtlich zu Sklaven.
Das Kriegswesen der Eingeborenen besitzt eine gewisse Ordnung. Sie haben Oberste, unter denen Hauptleute mit Kompagnien von zwei- bis vierhundert Mann stehen. Jede Kompagnie hat eine Fahne, die dem Fähnrich in der Art auf dem Rücken befestigt ist, daß sie ihn an keiner Bewegung und auch nicht am Fechten hindert, ihm aber auch nicht abgenommen werden kann, ohne daß man ihn schier in Stücke haut. Wer sich im Krieg ausgezeichnet, erhält Ehrensold sowie Auszeichnungen und Belohnungen, und wer sich durch eine besonders kühne Tat hervorgetan, wird, selbst wenn er unfrei war, nicht nur zum Offizier befördert und mit einem ansehnlichen Lehen beschenkt, sondern auch von jedermann und bei allen Gelegenheiten im ganzen Lande fast wie ein Fürst geehrt. Damit er nun von jedwedem sofort als Held erkannt wird, trägt er sein Haar auf besondere Art. Hüte hat man nämlich
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