Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
wenig Kalk darüber. Am anderen Tage oder überhaupt wenn das Wasser ganz kalt geworden ist, wird es abgegossen. Sodann werden die Körner immer wieder mit frischem Wasser abgewaschen, bis sie völlig rein sind. Hierauf mahlt man sie zwischen eigens dazu verfertigten Steinen und rührt das Mehl mit Wasser zu einem Teig, der tüchtig durchgeknetet und zu Broten geformt wird, die schließlich in Ofen aus Ziegeln gebacken werden. Man verzehrt sie neubacken, dieweil sie warm am schmackhaftesten sind. Zuweilen macht man aus dem Teig auch eine Art Klöße, die in Kräuter gewickelt, in einem fest zugedeckten Topfe mit wenig Wasser gedämpft werden.
Es gibt hierzulande viel Hühner (Truthühner) von der Größe unserer Pfauen; auch drei oder vier Arten Wachteln, deren einige wie die Feldhühner aussehen; ferner wilde und zahme Gänse und Enten verschiedener Art in großem Überfluß. Die Federn dieser Vögel werden von Zeit zu Zeit ausgerupft, gefärbt und zu allerlei Schmuck verarbeitet. Hierzu werden auch die Federn der Papageien genommen, die man in allen Häusern findet. In etlichen Gegenden des Landes gibt es Hirsche, Rehe, Hasen und Kaninchen in großer Menge. Man macht Jagd auf sie, denn ihr Fleisch ist beliebt.
In den Gärten werden allerlei Sorten von Kräutern gezogen, die roh oder in der Suppe oder als Gemüse gekocht gegessen werden und zur täglichen Nahrung der Indianer gehören. Alle Speisen werden mit einer Pfefferart gewürzt, die man Chilli nennt. Übrigens lebt man von erstaunlich wenig Nahrung, und es gibt vielleicht kein Volk auf der Erde, das mit so Wenigem vorliebnimmt. Nur die Vornehmen führen eine kostbare Tafel, reich an vielerlei Fleisch, vortrefflichen Fischen, Gemüsen, Pasteten, Kuchen und Früchten. Die Speisen werden auf Platten und in Schüsseln auf Geflechten aus Palmenblättern aufgetragen. Geflochtene Matten findet man überhaupt in allen Wohnungen; ebenso eine Art Sessel, die nur einen Fuß Höhe haben. Beim Essen wird jedem Gast ein baumwollen Tuch gereicht, um sich Mund und Hände damit abzuwischen. Zwei oder drei Tafelmeister bedienen. Die Herrschaften essen, was ihnen behagt, und geben den Rest der Gerichte ihren Untertanen, die ihnen bei Tisch ihre Aufwartung machen.
Von den Getränken in Neu-Hispanien
Es gibt verschiedene Getränke hierzulande. Das vornehmste und beste ist die sogenannte Schokolade, ein Trank, der aus den Kakaobohnen bereitet wird. Der Baum, an dem diese Frucht wächst, ist empfindlicher als alle anderen Bäume und gedeiht nur in heißen Gegenden und auf schwerem Boden, und auch da zieht man erst zwei andere Bäume mit großen Blättern bis zur Höhe von zwei Mannslängen hoch, ehe man den Kakaobaum dazwischenpflanzt, der von seinen beiden Nachbarn vor Wind und Sonne geschützt werden muß. Dieser Baum wird umso höher geachtet, da die Bohnen seiner Frucht die Hauptscheidemünze im ganzen Lande bilden und jede etwa einen halben Maravedi gilt. Das ist übrigens eine unbequeme Münze. Solche aus Silber oder Gold sind für den Verkehr viel geeigneter und werden auch bei größerer Zahlung meist gebraucht.Um ein Getränk daraus zu machen, zerreibt man die Kakaobohnen mit anderen kleinen Gewürzkörnern und schüttet die Masse in einen Topf, der eine Schnauze hat. Man mischt Wasser dazu, rührt alles wohl um und gießt es so lange aus einem Topf in einen anderen über, bis sich ein dichter Schaum bildet, den man in ein besonderes Geschirr abschöpft. Vor dem Trinken rührt man die Schokolade mit einem kleinen Löffel aus Gold, Silber oder Holz ordentlich um. Dies Getränk ist ungemein gesund und nahrhaft. Wenn man eine Schale davon zu sich genommen hat, kann man einen ganzen Tag lang reisen, ohne weiteres Essen zu bedürfen. Es bekommt dem Menschen besser bei warmer als bei kalter Witterung, denn es ist seiner Natur nach ein kühlendes Getränk.
Ein anderes Getränk kommt von einem staudenartigen Gewächs mit großen, schweren, armlangen Blättern, aus deren Mitte ein zwei bis drei Mann hoher ziemlich dicker Stamm aufschießt und zu einer gewissen Jahreszeit unten angebohrt wird. Daraus ergießt sich ein Saft, der in Gefäßen von Baumrinde gesammelt und etliche Tage darauf getrunken wird. Dieses Getränk genießen die Indianer in solchem Übermaß, daß sie oft bewußtlos umfallen, und es gilt für eine Ehre, wenn einer recht viel davon trinken kann. Im übrigen ist die besagte Staude recht nützlich, dieweil man Wein, Essig und Honig aus ihrem Saft, aus den
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