Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Schiffe hatten elf Steuerleute, die alle dem Obersteuermann Anton von Alaminos unterstanden, der seine eigenen Laternenzeichen hatte.
Nach dieser Neuordnung nahm Cortes Abschied von den Häuptlingen; worauf das Geschwader wieder unter Segel ging. Es war Anfang März des Jahrs 1519. Aber gleich am ersten Tage ward das Schiff des Juan von Escalante leck, so daß wir allesamt zurück nach Kozumel fuhren. Dort verbrachten wir nun noch vier Tage wegen der Ausbesserung des Schiffes.
Inzwischen hatte Geronimo von Aguilar, der eine der beiden gefangenen Hispanier, nach uns geforscht und unsere abermalige Ankunft erfahren. Er mietete sich ein Boot mit sechs tüchtigen Ruderern, die er mit unseren Glasperlen – Kostbarkeiten für die Indianer – bezahlte, und so gelangte er in kürzester Zelt über die etwa vier Meilen breite Wasserstraße zwischen dem Festland und der Insel.
Als das Boot landete, ward es von etlichen unserer Soldaten bemerkt, die auf der Jagd nach Bisamschweinen waren. Man meldete es dem Cortes, der sofort den Andreas von Tapia mit einigen Leuten aussandte, um festzustellen, was das für ein Boot sei. Als sich dieser Trupp dem Strande näherte, wollten die Ruderer aus Angst wieder wegfahren, aber Aguilar beruhigte sie. Andreas von Tapia hielt zunächst auch ihn für einen Indianer, denn er sah ganz so aus. Erst als er näher kam und in gebrochenem Kastilisch die Worte:Gott, heilige Jungfrau und Sevilla hervorstotterte und auf Tapia zuging, um ihn zu begrüßen, da erkannte er den seltsamen Landsmann. Einer von Tapias Leuten lief flugs fort, um Cortes die Meldung zu überbringen, daß ein fremder Hispanier mit sechs Indianern gelandet wäre. Er verdiente sich damit ein gutes Trinkgeld.
Wir waren alle voller Freude, und es dauerte nicht lange, so erschien Tapia selber mit dem befreiten Landsmanne. Er hatte, wie gesagt, das Aussehen eines Indianers und ging sehr zerlumpt. Cortes ließ ihm zunächst anständige Kleider geben und fragte ihn dann nach seiner Herkunft, seinem Namen, seinen Lebensschicksalen und wie er in dies Land gekommen sei. Der Ankömmling antwortete in gebrochenem Kastilisch, er heiße Geronimo von Aguilar, gebürtig aus Ecija. Er habe vor acht Jahren auf einer Reise von Darien nach Sankt Domingo (auf Haiti) Schiffbruch erlitten. Alle, die an Bord gewesen, hätten sich in ein Boot gesetzt, in der Hoffnung, Kuba oder Jamaika zu erreichen, wären aber durch die starke Meeresströmung an dieses Land getrieben worden, wo die Indianer sie ergriffen und unter sich verteilt hätten. Die meisten seiner Unglücksgefährten seien den Götzen geopfert worden. Etliche seien vor Gram und Kummer gestorben, darunter die beiden Frauen, die der Arbeit des Mahlens, zu der man sie zwang, bald erlagen. Er selbst sei auch zum Opfertod bestimmt gewesen, aber er sei nachts geflüchtet und von dem Häuptling aufgenommen worden, bei dem er bis jetzt verblieben sei. [57]
Von den anderen wäre nur ein einziger am Leben, ein gewisser Gonzalo Guerrero. Er habe ihn mitnehmen wollen, ihn aber nicht bewegen können, ihm zu folgen.
Cortes versicherte ihm, daß er keine Ursache haben solle, je zu bereuen, zu ihm gekommen zu sein. Darauf fragte er ihn nach Land und Leuten aus. Aguilar konnte wenig berichten, denn er war als Sklave verwendet worden. Er hatte Wasser und Holz herbeischleppen müssen und in denMaisfeldern gearbeitet. Er habe aber gehört, das Land sei stark bevölkert. Etwa vor einem Jahre sei ein Geschwader von drei Schiffen am Kap Katoche angekommen. Da habe Guerrero, von Beruf Seemann, dem Häuptling geraten, sich feindselig zu verhalten, und habe gemeinsam mit dem Häuptling den Oberbefehl über eine Schar von Indianern geführt.
Tags darauf, am 4. März 1519, lichteten wir die Anker und gingen nach dem Tabasko-Strom unter Segel. Der Hauptmann Escobar erhielt den Auftrag, mit seinem Schiffe, das ein guter Segler war und nicht viel Tiefgang hatte, zur Mündung des Terminos vorauszufahren und zu erkunden, wie das Land dort sei, ob die Jagd gut wäre, und ob sich ein sicherer Hafen zur Anlage einer Siedelung vorfände. Zum Zeichen für uns, daß er daselbst angelaufen sei, solle er ein paar Bäume fällen und einen Zettel mit dem Ergebnis seiner Erkundung zurücklassen.
Escobar verrichtete alles, wie ihm befohlen. Als er dann aber vor der Bucht von Terminos das Geschwader erwarten wollte, trieb ihn der Südwind auf die hohe See hinaus. Als wir am anderen Tage an die Terminosmündung gelangten, da fanden
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