Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
der bei der Truppe war, – erhieß Diego von Godoy, – eine Aufforderung an die Indianer ergehen, uns die Landung zu gestatten, um Wasser einzunehmen, anderenfalls wir sie als Feinde behandeln müßten. Aguilar machte dabei den Dolmetsch.
Die Indianer verharrten bei ihrem Trotz und wiederholten ihre Drohung, uns umbringen zu wollen, falls wir an das Land kämen. Alsbald begannen sie, uns mit ihren Pfeilen zu überschütten. Durch Trommelschlag gaben sie den übrigen Scharen ein Zeichen zum allgemeinen Angriff. Eine Unmenge Nachen umkreisten unsere Fahrzeuge, und der Pfeilregen ward noch stärker. Viele von den Unserigen erhielten Wunden. Geraume Zeit mußten wir, bis an den Gürtel im Wasser, fechten, und da das Ufer sumpfig war, kamen wir nur langsam vorwärts. Cortes focht selber mit im Wasser und verlor im Morast einen seiner Bastschuhe.
So hatten wir einen harten Stand, bis wir den festen Boden gewannen. Dann aber ging es unter lautem Feldgeschrei auf die Masse der Feinde los. Sie wichen vor unserem Ansturm und zogen sich hinter den Busch und hinter ihre Befestigungen zurück. Abermals griffen wir an, und es gelang uns, etliche Eingänge des Ortes mit Gewalt zu nehmen. Das Gefecht ging nunmehr in den Gassen weiter, bis wir durch einen Verhau aufgehalten wurden, der stark besetzt war. Zum dritten Male griffen wir mit Wucht an. Ohne Unterlaß aber brüllten die Indianer: All Alalala al Kalachoni, al Kalachoni! Das heißt: Nieder mit dem Obristen! Nieder mit dem Obristen!
Gerade als unser neuer Ansturm ansetzte, traf Alonso von Avila mit seinem Trupp ein. Er war vom Palmenkap auf dem Landwege vorgedrungen, aber durch die Lagunen und Sümpfe beträchtlich aufgehalten worden. Diese Verzögerung war uns von Nutzen, weil auch wir etliche Zeit verloren hatten. Mit vereinten Kräften schlugen wir nun die Indianer aus ihrem Gehege hinaus, wobei sie uns wacker zusetzten, mit ihren Piken und Pfeilen.
Schließlich trieben wir sie in die volle Flucht bis in einen weiten Tempelhof mit mehreren größeren Gebäuden. Hier ließ Cortes haltmachen und die Verfolgung einstellen. Im Namen Seiner Majestät des Kaisers nahm er jetzt feierlichst Besitz vom Lande. Das versammelte Heer gab unter lautem Zuruf seine Zustimmung, und der Kaiserliche Notarius setzte eine Urkunde darüber auf. Die Anhänger des Diego Velasquez freilich waren nicht recht zufrieden, dieweil auf dem Papier keine Erwähnung ihres Gönners getan ward.
Wir hatten 14 Verwundete. Auch ich hatte einen Pfeilschuß im Schenkel; indessen war die Wunde unbedeutend. Von den Indianern waren 18 Mann geblieben. Die Nacht brachten wir im Dorfe zu, wobei Außenwachen und Streifgänger für die Sicherheit sorgten.
Am anderen Morgen erteilte Cortes dem Peter von Alvarado den Auftrag, mit 100 Mann, darunter 15 Armbruster und Büchsenschützen, eine Erkundung zwei Wegstunden weit in das Land zu vollführen. Er sollte den Melcharejo als Dolmetsch mitnehmen. Als man selbigen suchte, fand man ihn nicht. Offenbar war er während der Nacht zu den Tabaskern übergelaufen. Cortes war über seine Flucht verdrießlich, dieweil er den Indianern so manches verraten konnte, was uns Nachteil bringen mußte. Den nämlichen Auftrag nach anderer Richtung erhielt der Hauptmann Franz von Lujo mit 100 Mann, darunter 12 Armbruster und Büchsenschützen. Er sollte bis zum Abend wieder im Hauptquartier sein.
Lujo war mit seiner Kompagnie etwa eine Stunde marschiert, als er auf einen Trupp Indianer stieß, die in der landesüblichen Art gewappnet waren. Alsogleich griffen sie die Hispanier an, die an Zahl beträchtlich geringer waren, beschossen sie erst mit Pfeilen und Schleudersteinen und suchten sie zu umfassen. Sodann nahmen sie ihre scharfen Schwerter, die mit beiden Händen geführt wurden. Obgleich Lujo und seine Leute wacker dreinschlugen, so vermochten sie doch gegensolche Übermacht nichts auszurichten. Sie zogen sich daher in bester Ordnung in Richtung auf das Hauptquartier zurück. Vordem hatte Lujo einen kubanischen Schnelläufer an Cortes abgefertigt und um Verstärkung gebeten. Das Gefecht fand in der Art statt, daß ein Teil der Armbruster und Büchsenschützen immerfort schoß, während der andere Teil bloß laden mußte. Also hielt Lujo auch weiterhin stand.
Inzwischen war Alvarado eine Stunde Wegs in das Land gerückt bis an eine Bucht, die man nicht überschreiten konnte. Da gab ihm der liebe Herrgott den glücklichen Gedanken, sich just nach der Richtung zu wenden, wo Franz
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