Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Gegenwart vorgebracht worden wäre, indessen hätten sie ihn von vornherein entschieden zurückgewiesen. Ohne ihr Wissen und ohne ihre Zustimmung aber wäre solch ein Plan in keinem Falle je ausgeführt worden.Diese Beteuerung hatte keinen Erfolg. Die Angeklagten wurden allesamt zum Tode am Galgen verurteilt, und Cortes bestätigte das Urteil. Guatemozin, der Fürst von Takuba und fünf oder sechs Edelleute wurden am frühen Morgen am Aste eines alten Baumriesen aufgeknüpft. Beschuldigung, Kriegsgericht und Urteilsvollstreckung waren das Werk von zwölf Stunden. Dies geschah am 28. Februar 1525.
Dem Vorwurf, einen politischen Mord vollführt zu haben, ist Cortes nicht entgangen. Bernal Diaz, der einzige Augenzeuge, ist von der Unschuld Guatemozins überzeugt. Er sagt in seinen Denkwürdigketten ausdrücklich: »Sie starben unschuldig, und ihr Tod war in den Augen aller, die den Feldzug nach Honduras mitgemacht haben, eine Ungerechtigkeit. Ich glaube nicht, daß einer unter uns gewesen ist, der ihn nicht mißbilligt hätte.« Anderer Meinung ist naturgemäß Gomara, der Fürsprecher des Eroberers. (Vgl. seinen Bericht S. 457 ff.) Herrera übernimmt Gomaras Darstellung, Clavigero die des Bernal Diaz, beide ohne eigene Zutaten.
Torquemada fügt seiner Schilderung des Vorfalles die Worte hinzu: »So starben diese Fürsten, und Cortes war der Sorge ledig, die sie ihm machten. Guatemozin war ein tapferer Mann, der in allen Widerwärtigkeiten seinen königlichen Sinn bewahrte. Dieser wich auch nicht von ihm in der Stunde des Henkertodes. Fragt man mich nach dem Grunde der Hinrichtung, so muß ich sagen, er war kein anderer als der: es war eine große Last für Cortes, diese Fürsten immerdar bewachen zu müssen.«
Die späteren Geschichtschreiber streiten sich über die Schuld oder Unschuld des Fürsten. Die heutigen Mexikaner glauben aus Haß gegen die spanischen Eroberer fest an die Unschuld ihres Königs Quautemok, dem sie 1885 in Mexiko auf dem Paseo de la Reforma ein Denkmal gesetzt haben, das so recht den schlechten Geschmack der Amerikaner inDingen der Kunst verrät. Der Sockel trägt übrigens noch die Namen von vier anderen Helden und Märtyrern des Landes: Kakama, Kuitlahuak, Tetlepanquetzal und Koanakoch.
Die Tat des Cortes war durchaus im Geiste seines Jahrhunderts. Es sei an eine Stelle in Machiavells Principe erinnert, wo es heißt: »Um nach der Eroberung eines bisher freien Staates ihn sicher zu beherrschen, genügt es, die Familie des früheren Herrschers auszurotten [16] .«
Am 12. Oktober 1524 hatte Cortes seinen Marsch nach Honduras begonnen. Erst am 25. April 1526 schiffte er sich daselbst, im Hafen von Truxillo, wieder ein, um nach Mexiko zurückzukehren. Nach kurzem Aufenthalt auf Kuba landete er Ende Mai 1526 gegenüber der Insel San Juan de Ulloa.
Er kam krank an und war kaum wiederzuerkennen. Während seiner langen Abwesenheit war so manches geschehen, was er nicht billigte. Überdies hatte man ihn bereits totgesagt, eine Gedächtnisfeier veranstaltet und sich seiner Güter bemächtigt. Seine Wiederkehr erweckte allgemeinen Jubel. Man hatte an allerlei aufwuchernden Mißständen erkannt, wie bei weitem gerechter, maßvoller und großmütiger er im Vergleich zu denen war, die sich zu seinen Nachfolgern aufschwingen wollten.
Anfang Juni 1526 zog Cortes feierlich in der Hauptstadt ein. Vier Wochen später kam ein Abgesandter der spanischen Regierung an, der Kaiserliche Rat Luis Ponce von Leon, ein Mann von Unparteilichkeit und Gemessenheit, der die von mannigfacher Seite wider Cortes erhobenen Anschuldigungen sachlich untersuchen und darüber entscheiden sollte. Er war mit weiter Vollmacht ausgestattet. Er überreichte dem Eroberer des Landes ein Handschreiben Karls V., in dem er ihm die Gründe seiner Maßnahme darlegte. Er wolle ihm Gelegenheit zu seiner Rechtfertigung geben. Cortes erhielt die Nachrichtvon der Ankunft des Ponce in der wohl während seiner Abwesenheit erbauten Arena, bei einem Stierkampfe. Die Anklage erstreckte sich in der Hauptsache auf folgende Punkte: Cortes habe vom beigetriebenen Golde ihm nicht Zukommendes zu seinem Nutzen verwandt; er habe den Schatz Montezumas heimlich beiseite gebracht; er habe in seinen Berichten und Abrechnungen falsche Angaben über das eroberte Land gemacht; er maße sich über die Spanier wie über die Indianer unumschränkte Gewalt an; er habe sich einen fürstlichen Palast gebaut und die Hauptstadt in einer Weise zur festen Stadt gemacht,
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