Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Las Casas noch so viele Übertreibungen enthalten, eins steht fest: Die Entvölkerung in den amerikanischen Ländern ging in Riesenschritten weiter und ist nur durch die unmenschliche Ausnutzung der Eingeborenen zu erklären. Las Casas schreibt: «Allein in den zwölf Jahren von 1519 bis 1530 sind in Neu-Hispanien mit Feuer und Schwert über vier Millionen Menschen vernichtet worden [15] .«
Ein unerfreulicher Zwischenfall in jenen Jahren der Entwicklung des Landes war der Abfall des Christoval von Olid, den Cortes im April 1523 mit einem Geschwader und den nötigen Truppen nach Honduras geschickt hatte, um an der Nordküste eine Niederlassung anzulegen. Das Land dort galt für ungemein goldreich. Gleichzeitig hatte Olid den wichtigen Auftrag, einen Teil seiner Schiffe längs der Küste weiter nachSüden bis in den Golf von Darien zu senden, um die Durchfahrt nach dem Weltmeere zu suchen. Dem Olid stiegen seine Selbständigkeit und die ihm anvertraute Macht zu Kopf. Er vermeinte, fern von seinem Gebieter ungestört ein eigenes Reich gründen zu können. Kaum aber hatte Cortes die Untreue seines Unterfeldherrn erfahren, als er unverzüglich den unbedingt zuverlässigen Hauptmann Francisco von Las Casas, einen Verwandten von sich, mit der erforderlichen Vollmacht nach Honduras abgehen ließ, um ein strenges Strafgericht an dem Abtrünnigen zu vollziehen. Cortes war sich klar, daß er hier mit aller Härte vorgehen mußte, um jedem anderen die Lust zu Ahnlichem ein für allemal zu nehmen. Olid ward nach einem kriegsgerichtlichen Urteil auf dem Marktplatze von Nako enthauptet.
Zunächst erfuhr man in Mexiko davon nichts, und da Las Casas allzulange auszubleiben schien, entschloß sich der ungeduldige Cortes, persönlich einen Zug nach Honduras zu unternehmen. Er wollte sowieso das Land und den dortigen Bergbau einmal mit eigenen Augen sehen. Vor allem lag ihm wohl an der Entdeckung der heißbegehrten Durchfahrt nach der Südsee. Nachdem Cortes Stellvertreter von sich eingesetzt und allerlei nötige Anordnungen getroffen hatte, begann die Unternehmung. Das Gefolge, das er mitnahm, war zahlreich und glänzend. Eine große Zahl von Rittern, Beamten und Geistlichen begleitete ihn. Aus Vorsicht nahm Cortes auch den Exkönig Guatemozin, den Fürsten von Takuba und mehrere mexikanische Edelleute mit sich. Auch Dona Marina beteiligte sich an dem Zuge. Im ganzen betrug die Streitmacht: 100 Ritter und 50 Mann vom Fußvolk, dazu 3000 Mexikaner als Diener und Träger.
Es ist ein Bericht über diesen merkwürdigen und beschwerlichen Feldzug erhalten, in der Cronica de la Nueva Espana (1553) des Francisco Lopez de Gomara, der wahrscheinlich das uns verlorene Tagebuch des Feldherrn dabei benutzt hat.Dieser Bericht ist diesem Buche im Anhange beigefügt. Cortes selbst schildert die Unternehmung in seinem 5. Berichte an den Kaiser. Auch Bernal Diaz erzählt darüber.
Der Feldzug hatte geringen Erfolg. Zwei Vorfälle sind bemerkenswert. Cortes verheiratete unterwegs Dona Marina mit dem Ritter Juan Xamarillo, wobei er ihr Landbesitz in ihrer heimatlichen Gegend am Koazakualko schenkte. Dort hat sie wohl den Rest ihrer Tage verlebt. Wie dieser Entschluß des Eroberers zu deuten ist, bleibt ungewiß. Vermutlich entledigte er sich ihrer auf die beste Weise. Er war der Geliebten zu großem Danke verpflichtet. Mit Recht sagt Bernal Diaz von ihr: «Diese Frau ist ein wichtiges Werkzeug unserer Eroberungsarbeit gewesen, – vieles haben wir nur mit ihrer Beihilfe vollbringen können.« Und ein spanischer Offizier späterer Tage, der Oberst Cadahsalo, meint in seinen Briefen aus Marokko, sie sei die erste Frau, die bei einem Heere gewesen, ohne dort Unheil anzustiften.
Das zweite Zwischenspiel ist bedenklicherer Art. Wie bereits erwähnt, befand sich der Neffe und Nachfolger Montezumas, König Guatemozin, mit einer Anzahl vornehmer Mexikaner zwangsweise im Stabe des Generalkapitäns. Während der Rasttage in Izansanak im Lande Akalan erfuhr Cortes durch einen oder zwei vornehme Indianer von einer Verschwörung, die Guatemozin, der Fürst von Takuba und etliche andere Edelleute wider den Feldherrn und seine Truppen verabredet haben sollten. Sofort ließ er die Schuldigen verhaften und vor ein Kriegsgericht stellen. Die beiden Fürsten leugneten eine förmliche Verschwörung, gaben aber unter Folterqualen zu, daß der Plan, die hispanischen Offiziere zu überfallen und alle Eroberer auszurotten, von etlichen ihrer Edelleute wohl einmal in ihrer
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