Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
nicht ganz hinaufgekommen von wegen der Asche, die ihnen gleich wie eine Windesbraut aus dem Berge in die Augen fuhr, und von wegen des tiefen Schnees und der heftigen Kälte oben auf dem Berge. Aber sie sind sehr weit hinangestiegen, fast bis dahin, wo der Rauch beginnt aus der Tiefe zu wirbeln, was mit solcher Gewalt und solchem Getös geschieht, daß man vermeint, der Berg wolle einstürzen.
Nachdem sie meinen Befehl also hatten verrichtet, sind sie wiederum abgestiegen, und sie haben mir mitgebracht Eis und Schnee, was gar verwunderlich ist in diesem Lande unter dem zwanzigsten Breitengrad, also unter der nämlichen Sonne wie die Insel Hispaniola (Haiti), von der man gemeiniglich weiß, daß es daselbst gewaltig heiß ist.
Unterwegs fanden sie eine Straße, und da sie die Landesleute befragten, wo dieser Weg hinführe, antworteten diese: Nach dem Tale von Mexiko! Es wäre der beste Weg dahin, besser als der, auf den uns die Gesandten des Herrn Montezuma geleiten wollten. Meine Hispanier gingen die entdeckteStraße ein Stück. Sie läuft zwischen den beiden hohen Bergen hin. Und da hat sich ihren Blicken aufgetan die schöne weite Ebene von Mexiko und in der Ferne die Hauptstadt Temixtitan und der große Salzsee, von dem ich Eurer Kaiserlichen Majestät noch genauer berichten werde. Voll hoher Freude, einen neuen guten Weg in das begehrte Land gefunden zu haben, sind meine Gefährten sodann zu mir zurückgekommen.
Nunmehr wandte ich mich an die Gesandten des Herrn Montezuma und gebot ihnen, sie sollten uns den neugefundenen kürzeren Weg führen und nicht jenen, den sie vorhätten. Da gaben sie mir zur Antwort, dieser sei wohl ebener und kürzer, aber die Ursache, daß sie mich auf den anderen geleiten wollten, sei die, daß wir auf dieser Straße einen Tagesmarsch durch das Gebiet von Huexozinko ziehen müßten, deren Bewohner Feinde des Herrn Montezuma wären, so daß wir daselbst nicht Lebensmittel noch andere Notdurft fänden wie im Reiche ihres Herrn. Aber wenn ich trotzdem diesen Weg nehmen wolle, so müßten sie den nötigen Unterhalt für mich und die Meinen anderswoher bestellen.
Also sind wir aufgebrochen, nicht ohne Sorge, daß uns ihre alte böse Tücke neue Ränke anrichte. Da ich aber nun einmal vor aller Welt erklärt hatte, auf diesem Wege zu ziehen, so deuchte es mich nicht ratsam zu sein, davon abzustehen, damit man mich nicht gar der Furcht oder Kleinmuts könne bezichten.
Am Tage, da wir von Cholula abgerückt waren, sind wir vier Meilen marschiert bis zu einem Dorfe, das zur Herrschaft der Stadt Huexozinko gehört. Daselbst wurden wir von den Landesleuten freundlich empfangen. Man schenkte mir etliche Sklavinnen, Stoffe und kleine Stücke Gold, Dinge, die hier nicht gering zu schätzen waren, dieweil sie bei ihnen nicht leicht zu haben sind, denn es geht ihnen gleich wie den Tlaskalanern. Alle ihre Grenzen sind vom Gebiete des Herrn Montezuma eng umschlossen, so daß sie keine Einfuhr haben und deshalb ein dürftiges Leben führen müssen.
Den anderen Tag zogen wir den Paßsteig zwischen den beiden hohen Bergen hinan, von denen ich Eurer Kaiserlichen Majestät berichtet habe. Beim Wiederabstieg schauten wir hinab auf das Reich des Herrn Montezuma. Zunächst zogen wir nun durch eine Grafschaft, die Chalko heißt. Zwei Meilen, ehe wir in die bewohnte Gegend gelangten, kamen wir in ein gut Quartier, das erst unlängst aus Holz war erbaut worden [28] . Dort hab ich samt meinen Gefährten recht bequemlich gerastet, auch alle meine Indianer, die mit mir zogen aus Cempoalla, Tlaskala und Cholula, dazu welche aus Huexozinko, insgesamt 4000 Mann. Für alle war Speise und Trank reichlich da, auch Futter für unsere Tiere. In allen Stuben machten wir uns Feuer und legten viel Holz an, denn es war bitter kalt, bei der Nähe der beiden hohen Berge, auf denen viel Schnee lag.
Ebendahin sind zu mir wiederum etliche Gesandte des Herrn Montezuma gekommen, augenscheinlich vornehme große Herren. Wie man mir sagte, war unter ihnen des Herrn Montezuma Bruder. Sie brachten mir 4000 Pfund Gold, indem sie mir im Namen des Königs sagten, ich solle abstehen, weiter durch sein Reich zu ziehen, denn es herrsche dort großer Mangel an Getreide, und der Weg zur Hauptstadt sei sehr beschwerlich, dieweil er mitten durch das Wasser ginge. Ich könne nur auf Kähnen dahin gelangen. Auch sonst sei der Weg reich an Unbequemlichkeiten. Ich solle ihnen deshalb lieber anzeigen, was mein Begehr wäre. Ihr Herr wäre
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