Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
wäre, zu ihm zu kommen, so könnten wir ja alsbald einander aussprechen. Dann werde ich auch erkennen, wie er Eurer Kaiserlichen Majestät wohlgesinnt wäre. Nichtsdestoweniger aber baten mich die Gesandten, wenn es möglich sei, nicht weiter zu marschieren, um viel Mühsal und Not zu vermeiden.
Dies alles sagten sie mir in einer langen Rede, mit so viel Ernst, daß es am Ende nichts andres war als eine offene Drohung, mir Widerstand zu leisten, wenn ich weiterzöge. Ich aber habe ihnen freundlich geantwortet und ihnen mit so glimpflichen Worten, als mir möglich, dargelegt, daß dem Lande durch meine Ankunft kein Schaden entstünde, sondern nur Nutzen. Nachdem ich sie mit Kostbarkeiten aus Hispanien beschenkt hatte, entließ ich sie. Und sofort, nachdem sie abgezogen waren, setzte ich meinen Marsch fort, begleitet von einer Schar vornehmer Leute des Landes.
Unser Weg ging hin am Gestade des großen Süßwassersees. Eine Meile weg von unserem letzten Nachtquartier sah ich auf einer Insel im See unweit des Landes eine kleine Stadt (Mizkiz). Sie hatte etwa 2000 Häuser und war wohlversehen mit Türmen. Zu Land gab es keinen Weg dahin. Wieder eine Meile weiter kamen wir an einen Steindamm, der so breit war, wie eine spanische Reiterlanze lang ist. Er lief zwischen dem See von Chalko und dem See von Xochimilko hin. Auf selbigem zogen wir eine Stunde Wegs dahin und gelangten zu einer Stadt, Kuttlahuak geheißen, wie ich bisher hierzulande eine schönere noch nie gesehen hatte, wenngleich sie nicht groß war. Die Häuser daselbst waren sehr schmuck, und besonders verwunderte uns ihr Bau, dennder Grund aller Hauser lag tief im Wasser. Hier ward uns ein guter Empfang. Die Bürger bewirteten uns auf das beste. Der Herr der Stadt und die Vornehmsten machten mir einen Besuch und boten mir ihre Paläste zum Quartier an. Aber die Leute des Herrn Montezuma, die in meinem Gefolge waren, rieten mir, nicht dort zu rasten, sondern in einer anderen Stadt namens Iztapalapan, die drei Meilen weiter läge und dem Bruder des Herrn Montezuma gehöre.
Also zogen wir nach dem Mittagsmahle weiter, den Steindamm hin, eine Meile weit bis zum festen Lande. Unterwegs, vor Iztapalapan, kam uns der Herr dieser Stadt entgegen, zugleich auch der aus einer Nachbarstadt namens Kolhuakan, drei Meilen gen Süden davon, dazu viele andere Edelleute und Würdenträger, die mich hier hatten erwartet. Sie schenkten mir für 4000 Kastilianer Gold, etliche Sklavinnen und eine Menge Stoffe.
In Iztapalapan gewährte man mir gar freundliche Aufnahme. Die Stadt liegt an dem großen Salzsee und hat an die 15000 Häuser, die zumeist im See erbaut sind, nur etliche auf dem Lande. Der Herr der Stadt hat mehrere große Paläste, die aber noch nicht alle ausgebaut sind. Größere und prächtigere findet man nicht in Hispanien. Insbesondre haben sie wunderbare Lustgärten mit allerlei Bäumen und duftenden Blumen, auch Vogelhäuser und Weiher mit Fischen, auf das allerbeste erbaut, mit steinernen Treppen bis in den Grund hinab. An einem der besagten Schlösser befindet sich ein weiter Park, darin ein schmuckes Sommerhaus mit vielen Prunksälen und langen Hallen. Davor ist ein großer Weiher mit süßem Wasser, viereckig angelegt und mit geglätteten Steinen ausgemauert. Um ihn herum geht ein Wandelhaus, gar schön mit Ziegelsteinen gepflastert und so breit, daß vier Personen darin bequem nebeneinander spazieren können. Jede Seite des Weihers ist 400 Fuß lang und der ganze Umkreis 1600 Fuß. Nach dem Garten führt eineWasserleitung mit Röhren. Dort stehen mancherlei Bäume und wohlriechende Sträucher. Im Weiher aber sieht man schwimmen allerlei Arten Fische und darauf Vögel, die beinahe das ganze Wasser bedecken.
Das zwölfte Kapitel
Am folgenden Tage (am 8. November 1519) bin ich weiter marschiert, und nach einer halben Meile Wegs sind wir wiederum an einen gepflasterten Damm gekommen, der zwei Meilen lang durch den See nach der hochberühmten Hauptstadt Temixtitan führt, die mitten im See liegt.
Der Damm ist zwei spanische Lanzenlängen breit, so daß acht Reiter nebeneinander darauf reiten können. Weiterhin am Ufer des Sees finden sich in der Nähe noch drei Städte; die eine, Mexikalzingo, ist zum größten Teil in das Wasser hineingebaut, die beiden andern aber, Nykiaka und Ocholoposko, liegen am Gestade dicht am See. Die erste hat etwa 30Q0, die zweite 6QOO und die dritte 5000 Häuser, darunter viele mit Türmen. Das sind die Sitze der Vornehmen und die
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