Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Götzentempel. In all diesen Orten wird großer Handel mit Salz getrieben, das man aus dem See gewinnt und aus den Lachen, die das auslaufende Wasser bildet. Das Salz wird in Form von Broten auch nach auswärts verkauft.
Eine halbe Meile, ehe man in die Stadt kommt, mündet von links ein anderer gepflasterter Weg vom Lande her. An dieser Stelle ist eine feste Burg erbaut, Xolok genannt, mit einer zwei Mann hohen Mauer, einem Zwinger, zwei Türmen und Zinnen im ganzen Umkreis. Sie beherrscht die beiden Dammwege. Die Veste hat nur zwei Tore; zu dem einen zieht man hinein und zu dem andern hinaus. An dem Tore, vor dem wir ankamen, standen an die tausend Vornehme aus der Hauptstadt, mich zu empfangen, alle in gleichen Staatskleidern, nach ihres Landes Sitte. Als sie mich sahen, schritten sie mir entgegen, undzwar in der Weise, daß jeder einzelne zuvor mit der Hand die Erde berührte und sie dann küßte. Ich hab eine Stunde verbracht, bis jeglicher diese Ehrenbezeigung vollführt hatte.
Dicht vor der Stadt kommt man an eine hölzerne Zugbrücke; dort ist der Steindamm in einer Länge von zehn Fuß durchbrochen. Auch in der Stadt drinnen gibt es viele solcher Zugbrücken, um die einzelnen Stadtviertel besser verteidigen zu können.
Nachdem wir über die Brücke marschiert waren, kam mir entgegen der großmächtige Herr Montezuma, mich zu empfangen, und mit ihm zweihundert Hof- und Edelleute, allesamt in bloßen Füßen und in noch reicherer, aber wiederum gleicher Hoftracht. Zwei und zwei zogen sie daher wie bei einer Wallfahrt, was gar lustig anzusehen war, und zwar links und rechts an den Häusern hin, obschon die Straße sehr breit ist. Selbige, die in der Richtung des Dammwegs die ganze Stadt durchläuft, ist zwei Meilen lang und schnurgerade, so daß man sie von Anfang bis zu Ende übersehen kann. Zu beiden Seiten stehen schöne und große Häuser, sowohl Wohnhäuser wie Tempel.
Herr Montezuma ging in der Mitte der Straße, rechts und links von ihm sein Bruder und sein Neffe, die Fürsten von Iztapalapan und Tezkuko. Dieser war mir, wie berichtet, am See von Chalko in seiner Sänfte entgegengekommen. Alle drei trugen gleichförmige Tracht, nur daß Herr Montezuma Schuhe anhatte, während die anderen barfuß gingen, wiewohl es sonst hier allgemein gebräuchlich ist, Schuhe zu tragen. Seine beiden besagten Begleiter stützten ihn zu beiden Seiten an den Armen. Ich näherte mich ihm zu Pferd. Dicht vor ihm saß ich ab und schritt ihm zu Fuß entgegen, um ihn zu umarmen. Aber die beiden Herren neben ihm winkten mir, ich solle dies nicht tun und ihn nicht anrühren. Herr Montezuma sowohl wie seine zwei Begleiter verrichteten den schon beschriebenen feierlichen Gruß. Darauf befahl er seinem Bruder, an meine Seitezu treten und mir den Arm zu stützen. Während einer kurzen Ansprache kamen auch die zweihundert anderen Herren heran und begrüßten mich, jeder einzeln in der landesüblichen Weise. Als ich Herrn Montezuma ansprach, zog ich ein Halsband von den besten Glasdiamanten ab, das ich umgelegt hatte, und tat es ihm um seinen Hals. Als wir dann zusammen ein Stück nach der Stadt zuschritten, kam ein Diener und brachte zwei Halsketten aus roten Korallen, die man hier sehr hoch schätzt. An jedem Halsband hingen acht Hummern aus Gold, gar wunderbarlich fein gearbeitet, jeder eine kleine Hand groß. Herr Montezuma nahm sie und hängte sie mir um. Sodann gingen wir weiter, bis wir zu einem prächtigen Palast kamen, der zu unserem Quartier bestimmt und wohleingerichtet war. Hier nahm mich Herr Montezuma bei der Hand und führte mich in einen weiten Saal, nachdem wir den breiten Hof überschritten hatten. Drinnen ließ er mich auf einem reich verzierten Sessel niedersetzen und bat mich, eine Weile zu warten. Über ein kleines ist er wieder zu mir gekommen und hat mir eine Menge kostbarer Gastgeschenke gebracht, aus Gold, Silber und seltsamem Federwerk, dazu 5000 Stück baumwollene Stoffe, in der verschiedensten Art gefertigt und bestickt. Danach hat er sich niedergesetzt auf einen Sessel, der ihm rasch hingestellt ward, nicht weit von dem meinen, und hat also zu mir gesprochen:
Wie wir aus alten Schriften und Geschichten wissen, haben meine Vorfahren und die jetzigen Bewohner dieser Stadt ihren Ursprung nicht in diesem Lande, sondern wir sind Fremdlinge, aus weiter Ferne vor geraumer Zeit hier eingewandert. Auch ist uns überliefert, daß ein großer Fürst unsere Ahnen hergeführt und uns hiergelassen hat, selbst aber
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