Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
wieder heimgekehrt ist. Als er nach langer Zeit wiederkam, fand er seine Untertanen mit Frauen von hier verheiratet, reich an Kindern und Enkeln, und wohnend in Städten und Dörfern, die sie gegründet hatten. Kaum kannte ihn einer wieder,und niemand wollte ihm in die alte Heimat folgen. Also ist er allein geschieden. Aber bis auf den heutigen Tag glauben wir alle, daß ein Nachkomme von ihm dermaleinst wiederkehren wird, um dies Land zu unterwerfen und sich gehorsam zu machen. Wenn wir bedenken, daß Ihr uns aus der Richtung der aufgehenden Sonne genaht seid, und je mehr wir von Eurem gewaltigen und mächtigen Herrn und Kaiser hören, der Euch hierher gesandt hat, so können wir nicht mehr zweifeln, daß er unser rechter Herr ist, fürnehmlich dieweil Ihr sagt, daß er schon lange Zeit von uns Kunde gehabt habe. Seid darum des gewiß, daß wir Euch wollen gehorsam sein und Euch an Stelle Eures großen Kaisers als Herrn und Gebieter anerkennen. Lug und Trug aber soll uns fernbleiben. Ihr mögt über mein ganzes Reich nach Gefallen walten. Es soll Euch jedermann Dienste leisten, und alles, was wir besitzen, soll Euer Eigentum sein. Da Ihr hier also wie in Eurer Heimat und Eurem eigenen Haus seid, so soll Euch bei uns wohl zumut sein und Ihr sollt Euch nun der Ruhe erfreuen, denn ich weiß, daß Ihr viel Mühseligkeiten erlitten habt auf dem Marsch und in allerlei Kämpfen. Es ist mir nicht unbekannt, was Euch vom Tabasko bis hierher widerfahren ist. Auch weiß ich, daß die Leute von Cempoalla und Tlaskala Euch viel Übles von mir erzählt haben. Ich bitte Euch aber, wollet davon nicht mehr glauben, als was Ihr hier erfahren und mit Euren eigenen Augen sehen werdet. Insonderheit glaubet nicht, was Euch Feinde von mir gesagt haben, die ehedem meine Untertanen waren und erst auf Eure Ankunft hin von mir abgefallen sind. Nur um sich bei Euch in Gunst zu setzen, haben sie Euch solches hinterbracht. Auch weiß ich gar wohl, daß sie Euch als Wahrheit gesagt haben, meine Häuser hatten goldene Wände, ich säße auf einem goldenen Throne und all mein Hausrat sei aus Gold, ich selbst aber sei ein Gott oder gebe mich für einen solchen aus und dergleichen mehr. Jetzt seht Ihr hier eins meiner Häuser. Es ist von Stein und Erde. Und ich ...
Bei diesen Worten tat er sein Kleid auf, zeigte seinen Leib und fuhr dann fort: Seht her, ich bin von Fleisch und Bein wie Ihr, greifbar und sterblich! Fortan wißt Ihr, daß man Euch belogen hat. Wohl hab ich etliches aus Gold von meinen Eltern ererbt, aber was ich habe, ist Euer, sobald Ihr es begehrt. Jetzt will ich in das Haus gehen, darin ich zu wohnen pflege, und will anordnen, daß Euch hier nichts ermangele. Seid frohgemut wie in Eurem Vaterlande!
Ich erwiderte seine Rede mit wenigen Worten, wobei ich insbesondre darauf einging, was er von der alten Sage hatte erzählt, nämlich, daß Eure Kaiserliche Majestät der längst erwartete große Herr sei.
Darauf ist Herr Montezuma hinweggegangen, und bald darauf hat man uns gebracht Brot, Hühner und allerlei Früchte, dazu viele Dinge zum Haushalt. Also vergingen sechs Tage, an denen viele vornehme Herren zu mir kamen und in Freundschaft mit mir redeten.
Das dreizehnte Kapitel
Eurer Kaiserlichen Majestät hab ich zu Anfang meines Berichtes gemeldet, daß ich in Verakruz 150 Hispanier zurückgelassen hatte. Als ich in Cholula war, da empfing ich einen Brief des Hauptmanns, der als mein Stellvertreter war zurückgeblieben, in dem er mir kundtat, daß Quauhpopoka, der Herr der Stadt Almeria, ihm durch einen Gesandten habe sagen lassen, er wolle Eurer Kaiserlichen Majestät Lehnsherr werden. Wenn er es bisher unterlassen habe, den schuldigen Gehorsam zu leisten und zu ihm zu kommen, so sei dies deshalb so geschehen, weil er dazu müsse durch Feindesland ziehen, und er befürchtet habe, ihm möchte unterwegs Übles angetan werden. Darum solle er ihm durch das feindliche Land zum Geleite vier Hispanier schicken. Mit diesen verhoffe er, sicher zu ihm zu gelangen. Mein Stellvertreter hat diesen Worten geglaubtund hat ihm vier Hispanier gesandt, da solches andernorts schon öfters geschehen war. Als nun die vier Hispanier bei Quauhpopoka waren, hat dieser den Befehl gegeben, sie unter einem Vorwande umzubringen. Also sind zwei wirklich umgebracht worden; die andern beiden aber sind verwundet über die Berge entronnen.
Als der Hauptmann (Juan von Escalante) solches gehört, ist er mit 50 hispanischen Fußknechten, seinen zwei Reitern, zwei
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