Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Herr Montezuma aller Schuld ledig befunden wäre, so lange sei es vonnöten, daß er in meinem Quartier verbliebe. Ich bat ihn, er möge mir dies nicht übelnehmen, denn er solle bei mir nicht als Gefangener, sondern durchaus als freier Mann gehalten werden. Er dürfe in seinem Reiche nach Gefallen schalten und walten. Auch könne er in meinem Quartier wohnen, wo er wolle, selbst in den Gemächern, wo ich jetzt meine Wohnung hätte. Ich gab ihm mein Wort, daß ihm der Aufenthalt bei mir keinerlei Leid noch Last bringen solle. Er werde wie in seinem Hause leben. Außer seinem Hofstaat stehe ihm auch all mein Gesinde ganz nach seinem Belieben zu Diensten.
Darüber haben wir nun viele Worte gewechselt, aber alles das zu wiederholen, was zwischen uns hin und wider geredet worden ist, wäre zu weitläufig. Zu guter Letzt hat er sich willens erklärt, mit mir in mein Quartier zu gehen, und hat befohlen, ihm in meinem Palast etliche Zimmer herzurichten. Nachdem dies auf das beste geschehen, haben ihn viele Vornehme an die Arme genommen und ihn stumm und unter Tränen an eineschlichte Sänfte geführt, allesamt barfuß und mit Röcken, die sie aus Trauer zerrissen hatten. Also sind wir ohn alles Aufsehen in unser Quartier gekommen.
Als das Volk in der Folge unruhig zu werden anfing, hat Herr Montezuma den Befehl erlassen, es zu beruhigen. So ist die Stadt immerfort in Ruh und Frieden verblieben. Herr Montezuma aber ist bei mir wohl gehalten worden.
Fünfzehn bis zwanzig Tage, nachdem dies geschehen, sind die zurückgekehrt, die zu Quauhpopoka und seinem Anhang ausgesandt worden waren. Man brachte ihn samt einem seiner Söhne, dazu fünfzehn angebliche Edelleute, die beschuldigt waren, am Mord an den Hispaniern beteiligt zu sein. Den Quauhpopoka beförderte man in einer Sänfte wie einen Fürsten, der er ja auch war, und überantwortete ihn und seine Gesellen meiner Gewalt. Ich befahl, sie alle miteinander in einen Kerker zu stoßen und sie an den Händen und Füßen zu fesseln. Nachdem sie den Mord an den Hispaniern hatten eingestanden, Hab ich den Quauhpopoka befragt, ob er ein Untertan des Herrn Montezuma wäre, worauf er mir zur Antwort gab: Kann man Untertan sein eines andern Herrn? Sodann fragte ich die Mitschuldigen, ob die Mordtat auf Befehl des Quauhpopoka oder auf Geheiß des Herrn Montezuma geschehen wäre. Alle erklärten, es wäre auf Befehl ihres Herrn geschehen. Später aber, als das Urteil über sie ergangen und sie vor der Hinrichtung standen, haben sie allesamt einmütig erklärt, die beiden Hispanier wären auf Befehl des Herrn Montezuma umgebracht worden.
Also sind sie öffentlich auf einem freien Platze verbrannt worden, ohne daß Unruh oder Aufruhr im Volke entstand. Und am nämlichen Tage, dieweil die Hingerichteten bekannt hatten, daß Herr Montezuma der Anstifter am Mord an den Hispaniern war, hab ich den Befehl gegeben, auch ihm Fußketten anzulegen, worüber er sehr kleinmütig und niedergeschlagen ward. Ein paar Stunden später ließ ich ihm die Fesseln wieder abnehmen,nachdem ich lange mit ihm geredet hatte. Er war hocherfreut darüber und fortan in sein Schicksal ergeben.
Seitdem hab ich mich, soviel mir möglich, beflissen, ihm in allen Dingen gefällig zu sein. Allerorts in Stadt und Land gab ich bekannt, Eure Kaiserliche Majestät hätten in Gnaden geruht, daß Herr Montezuma wie vordem weiterherrsche, dieweil er Allerhöchstdero höhere Gewalt anerkenne. Jedermann aber im Reiche Mexiko diene Eurer Kaiserlichen Majestät, wenn er Herrn Montezuma treu und gehorsam bliebe wie vor meiner und der Hispanier Ankunft.
Ich hab ihn so gut und freundlich gehalten, und er war so zufrieden damit, daß ich es oftmals wagte, ihn zu bitten, er möge wieder in seinen eigenen Palast ziehen, aber immer gab er mir zur Antwort, er bliebe lieber bei mir, wo es ihm an nichts fehle. Denn wenn er wieder in seinem eigenen Schlosse wohne, so wäre es leicht möglich, daß ihm die Vornehmen des Landes zusetzten und ihn beredeten, etwas wider seinen Willen zu Eurer Kaiserlichen Majestät Schaden und Nachteil zu tun. Es sei aber sein Wille, Allerhöchstdero treuer Diener zu sein. Solches habe er seinen Untertanen kundgetan und ihnen gesagt, daß es ihm hier wohlergehe. Wenn jene etwas Unbilliges von ihm fordern möchten, so könne er ihnen hier immer entgegenhalten, daß er nicht Herr seiner selbst und seiner alten Gewalt sei.
Manchmal bat er mich, ich solle ihm vergönnen, ausgehen zu dürfen, was ich ihm bis zwei
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