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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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nicht mehr davon.« Und im spottischen Ton eines Bürgers, der ein gutes Geschäft abgeschlossen zu haben glaubt, fugte er hinzu: »Klipp und klar ist jedenfalls eines, ich habe für hundertfünfzig Francs vermietet. Das sind hundertfünfzig Francs mehr, die jedes Jahr ins Haus kommen.«
    Marthe hatte den Kopf gesenkt, erhob nur noch durch ein unbestimmtes Wiegen der Hände Einspruch, wobei sie sacht die Augen schloß, wie um die Tränen, von denen ihre Lider ganz geschwollen waren, nicht herabrinnen zu lassen. Sie warf einen verstohlenen Blick auf ihre Kinder, die während der Auseinandersetzung, die sie eben mit ihrem Vater hatte, nicht zugehört zu haben schienen, weil sie zweifellos an solche Auftritte gewöhnt waren, in denen sich Mourets spottsüchtige Laune gefiel.
    »Wenn Sie nun essen wollen, können Sie kommen«, sagte Rose mit ihrer mürrischen Stimme und trat dabei auf die Freitreppe vor.
    »Recht so. Zum Essen, Kinder!« rief Mouret fröhlich und schien nicht die geringste schlechte Stimmung zu behalten. Die Familie erhob sich. Da brach in Désirée, die in ihrer armen Einfalt ernst geblieben war, der Schmerz gleichsam wieder auf, als sie jedermann sich bewegen sah. Sie warf sich ihrem Vater an den Hals und stammelte: »Papa, mir ist ein Vogel weggeflogen.«
    »Ein Vogel, mein Liebling? Wir werden ihn wieder einfangen.« Und er liebkoste sie, er gab sich sehr schmeichlerisch. Aber auch er mußte hingehen und sich den Käfig ansehen.
    Als er das Kind zurückbrachte, befanden sich Marthe und ihre beiden Sohne bereits im Wohnzimmer. Die untergehende Sonne, die durch das Fenster schien, machte die Porzellanteller, die Becher der Kinder, das weiße Tischtuch ganz heiter. Das Zimmer war lau, andächtig, mit dem grünen Hintergrund des Gartens.
    Als Marthe, durch diesen Frieden beruhigt, lächelnd den Deckel der Suppenschüssel abnahm, entstand ein Geräusch im Hausflur. Rose eilte verstört herbei und stammelte:
    »Der Herr Abbé Faujas ist da.«
     

Kapitel II
    Mouret machte eine ärgerliche Handbewegung. Er erwartete seinen Mieter wirklich erst frühestens übermorgen. Er erhob sich rasch, als Abbé Faujas an der Tür im Hausflur erschien. Es war ein großer und kräftiger Mann, ein vierschrötiges Gesicht mit breiten Zügen, erdiger Hautfarbe. Hinter ihm, in seinem Schatten, hielt sich eine alte Frau, die kleiner war, derber aussah und ihm erstaunlich ähnelte. Beim Anblick des gedeckten Tisches stutzten beide, sie traten taktvoll einen Schritt zurück, ohne sich zurückzuziehen. Die hohe schwarze Gestalt des Priesters bildete einen Fleck Trauer auf der Heiterkeit der weißgetünchten Wand.
    »Wir bitten um Entschuldigung, daß wir Sie stören«, sagte er zu Mouret. »Wir kommen von Herrn Abbé Bourrette, er hat Sie wohl benachrichtigt …«
    »Aber keineswegs!« rief Mouret. »Der Abbé macht es nie anders; er sieht immer so aus, als ob er aus dem Paradies herabsteigt … Noch heute morgen, mein Herr, versicherte er mir, daß Sie nicht vor zwei Tagen hiersein würden … Kurzum, man wird Sie trotzdem unterbringen müssen.«
    Abbé Faujas entschuldigte sich. Er hatte eine tiefe Stimme mit großer Sanftheit im Tonfall der Sätze. Er war wirklich untröstlich, in einem solchen Augenblick einzutreffen. Als er sein Bedauern ohne Geschwätz, in zehn deutlich gewählten Worten ausgedrückt hatte, wandte er sich um, um den Dienstmann zu bezahlen, der seinen Koffer hergetragen hatte. Seine großen, wohlgeformten Hände zogen aus einer Falte seiner Soutane eine Börse hervor, von der man lediglich die Stahlringe gewahrte; er suchte einen Augenblick darin herum, wobei er gesenkten Kopfes mit den Fingerspitzen sorgfältig herumtastete.
    Dann ging der Dienstmann davon, ohne daß man das Geldstück gesehen hätte.
    Der Abbé begann von neuem mit seiner höflichen Stimme: »Ich bitte Sie, mein Herr, setzen Sie sich wieder zu Tisch … Ihre Wirtschafterin wird uns die Wohnung zeigen. Sie wird mir helfen, dies hier hinaufzuschaffen.« Er bückte sich schon, um einen Koffergriff zu fassen. Es war ein kleiner, durch Ecken und Bänder aus Blech gesicherter Holzkoffer; an einer Seite schien er mit Hilfe eines Spannriegels aus Fichtenholz ausgebessert worden zu sein.
    Mouret blieb überrascht stehen und suchte mit den Augen die anderen Gepäckstücke des Priesters; aber er gewahrte nur einen großen Korb, den die betagte Dame mit beiden Händen vor ihren Röcken hielt, trotz der Müdigkeit eigensinnig darauf bestehend, ihn

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