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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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wieder beruhigt; sie hatte den Kopf gewandt, sie lächelte. Dann sagte sie mit kühner Miene:
    »Ich will schon, daß Sie mein Freund sind … Bloß tun Sie nie den Fliegen etwas zuleide, nicht wahr?« Und als sich alles um sie her erheiterte, fuhr sie ernsthaft fort: »Octave zerquetscht sie, die Fliegen. Das ist sehr schlecht.«
    Abbé Faujas hatte sich gesetzt. Er schien sehr müde zu sein. Er gab sich einen Augenblick dem lauen Frieden der Terrasse hin und ließ seine träger gewordenen Blicke über den Garten, über die Bäume der angrenzenden Anwesen schweifen. Diese große Ruhe, dieser verlassene Kleinstadtwinkel verursachten ihm eine Art Überraschung. Sein Gesicht überzog sich mit dunklen Flecken.
    »Man ist hier sehr gut aufgehoben«, murmelte er. Dann wahrte er Schweigen, gleichsam in Gedanken versunken und verloren. Er fuhr leicht zusammen, als Mouret lachend zu ihm sagte:
    »Wenn Sie erlauben, mein Herr, begeben wir uns nun zu Tisch.« Und auf den Blick seiner Frau hin fügte er hinzu: »Sie sollten es uns gleichtun und einen Teller Suppe annehmen. Das würde es Ihnen ersparen, ins Hotel essen zu gehen. Tun Sie sich keinen Zwang an, ich bitte Sie.«
    »Ich danke Ihnen tausendmal, wir benötigen nichts«, antwortete der Abbé mit äußerster Höflichkeit, die eine zweite Einladung nicht zuließ.
    Da gingen die Mourets in das Wohnzimmer zurück, wo sie sich an den Tisch setzten. Marthe füllte die Suppe auf. Bald gab es ein lustiges Löffelgeklapper. Die Kinder schwatzten. Désirée lachte mehrmals hell auf, während sie einer Geschichte lauschte, die ihr Vater erzählte, der entzückt war, endlich bei Tisch zu sein.
    Unterdessen blieb Abbé Faujas, den sie vergessen hatten, reglos, die untergehende Sonne im Gesicht, auf der Terrasse sitzen. Er wandte nicht den Kopf, er schien nicht zu hören. Als die Sonne sich anschickte, zu verschwinden, nahm er seine Kopfbedeckung ab, weil er zweifellos fast erstickte. Marthe, die vor dem Fenster saß, gewahrte seinen dicken bloßen Kopf mit den kurzen Haaren, die zu den Schläfen hin bereits grau wurden. Ein letzter roter Schein setzte diesen harten Soldatenschädel in Brand, auf dem die Tonsur wie die Narbe eines Keulenschlages aussah; dann erlosch der Schein, der in den Schatten eingehende Priester war nur noch ein schwarzes Profil auf der grauen Asche der Dämmerung.
    Da Marthe Rose nicht rufen wollte, holte sie selber eine Lampe und trug den ersten Gang auf. Als sie aus der Küche zurückkam, traf sie am Fuß der Treppe eine Frau, die sie erst nicht erkannte. Es war Frau Faujas. Sie hatte eine Leinenhaube aufgesetzt; mit ihrem baumwollenen Kleid, das am Mieder durch ein gelbes, hinter der Taille geknotetes Tuch zusammengehalten wurde, ähnelte sie einer Magd; und mit bloßen Handgelenken, von der Arbeit, die sie gerade verrichtet hatte, noch ganz außer Atem, tappte sie mit ihren derben Schnürschuhen über die Steinplatten des Hausflurs.
    »Das wäre geschafft, nicht wahr, Madame?« sagte Marthe lächelnd zu ihr.
    »Oh, eine Lappalie«, antwortete sie, »die Sache ist im Handumdrehen erledigt gewesen.«
    Sie ging die Freitreppe hinab, sie gab ihrer Stimme einen sanfteren Klang: »Ovide, mein Kind, willst du nach oben gehen? Oben ist alles fertig.«
    Sie mußte ihren Sohn an der Schulter berühren, um ihn aus seiner Träumerei zu reißen. Die Luft wurde kühler. Er fröstelte; er folgte ihr, ohne zu sprechen. Als er an der Tür des Wohnzimmers vorbeikam, das, ganz weiß von der grellen Helle der Lampe, vom Geschwätz der Kinder erfüllt war, steckte er den Kopf hinein und sagte mit seiner geschmeidigen Stimme:
    »Erlauben Sie mir, Ihnen nochmals zu danken und uns wegen dieser Störung zu entschuldigen … Es ist uns außerordentlich peinlich …«
    »Aber nein, aber nein!« rief Mouret. »Wir sind untröstlich, daß wir Ihnen für diese Nacht nichts Besseres anzubieten haben.«
    Der Priester grüßte, und Marthe begegnete abermals diesem hellen Blick, diesem Adlerblick, der sie erregt hatte. Es schien, als husche auf dem Grunde des Auges, das für gewöhnlich von einem düsteren Grau war, jäh eine Flamme vorüber, wie jene Lampen, die hinter den Fassaden eingeschlafener Häuser herumgetragen werden.
    »Er ist anscheinend ein forscher Kerl, der Pfarrer«, sagte Mouret spöttisch, als Mutter und Sohn nicht mehr da waren.
    »Ich halte sie für wenig glücklich«, murmelte Marthe.
    »Was das anbelangt, so bringt er gewiß nicht das Gold Perus in seinem Koffer mit

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