Die Erpresserin
Frauenzimmer.«
»Dann behalten Sie bloß den
verrückten Maler im Auge«, warnte ich ihn. »Er trägt ein Messer bei sich.«
VIERTES KAPITEL
E s dauerte drei Stunden, bis ich Maxie Snell auftrieb. Man hätte denken sollen, Clay
Rawlings’ Manager zu finden hätte leichter sein müssen, als von einem Baumstamm
herunterzufallen, aber schließlich hatte ich letzteres noch nie probiert. Ich
mochte Clay selbst nicht fragen, und so rief ich einen Burschen an, den ich
flüchtig kannte und der in Clays Studio arbeitete und der » Maxie — wer?« fragte. Ungefähr fünf Anrufe später war mir klar, daß das, was Maxie Snell zugestoßen sein mochte, nichts Gutes sein
konnte. Was ihn anbetraf, so hatte die ganze Stadt die Türen dicht gemacht und
die Rolläden heruntergelassen. Offiziell existierte
er nicht mehr, und seinen Namen zu erwähnen bedeutete dasselbe, wie ein Stück
unbelichteten Films durch einen Vorführungsapparat laufen zu lassen; alles, was
dabei herauskam, war dumpfes Schweigen. Dann wandte ich mich an meine
Gerüchtequellen, und der dritte Anruf brachte mir die Adresse eines
Appartementhauses in Westhollywood ein und dazu den Vorschlag, es mit der
nächsten Bar in der Umgebung zu versuchen, falls er nicht zu Hause sein sollte.
Ich fand ihn in der nächsten
Bar weiter unten an der Straße: Ein kleiner, vertrockneter Mann mit einem
steifen Bein, und sein Atem roch, jetzt um sechs Uhr abends, bereits wie eine
Whiskyflasche. Er saß in einer hinteren Nische, das steife Bein in einem
unbeholfenen rechten Winkel ausgestreckt, und streichelte sein Glas mit beiden
Händen. Ich stellte mich vor und sagte, ich wolle mit ihm über Clay Rawlings
sprechen.
»Setzen Sie sich.« Er machte
eine vage Handbewegung in Richtung des Sitzes ihm gegenüber. »Ich habe es mir
zur Regel gemacht, mit niemandem mehr über Clay Rawlings zu sprechen, aber wenn
ein Bursche wie Sie sich über ihn unterhalten möchte, so bedeutet das, daß er
erheblich in der Tinte sitzt — hoffentlich!«
»Sie sind sein Manager, Sie
sollten es am besten wissen«, sagte ich, während ich auf die Bank rutschte.
»War!« brummte er. »Haben Sie nichts
davon gehört? Clay hat mich vor zwei Monaten hinausgeschmissen.«
»Nein«, sagte ich. »Davon habe
ich nichts gehört. Was ist denn passiert?«
»Die Sache war ganz einfach —
er brauchte mich nicht mehr!« Er zuckte die Schultern und ließ sich Zeit, sein
Glas leer zu trinken, bevor er weitersprach. »Dreißig Jahre lang waren Clay und
ich Partner, und es bedurfte keiner halben Minute, um das zu beenden.«
»Hatten Sie keinen Vertrag?«
erkundigte ich mich.
»Vertrag?« Er kicherte bei dem
Gedanken. »Ein Händedruck im Jahr neunzehnhundertfünfunddreißig, das war unser
Vertrag, Mister! Wir arbeiteten beide bei der alten Stella-Produktion und
machten eine Reihe von zweitklassigen Western. Ich war ein Double, und Clay war
aus der Statisterie bis zu den Rollen aufgestiegen, in denen man >Sie sind
dorthin geritten< und ähnliche Einzeiler sagt — und dann fiel dieser
verdammte Gaul auf mich. Davon habe ich das hier.« Er tätschelte liebevoll sein
steifes Bein. »Wahrscheinlich das Beste, was mir je zustoßen konnte. Da wurde
ich klug! Ich wußte damals schon, daß Clay das hatte, was man braucht, um berühmt
zu werden. Ich meine nicht als Schauspieler; kein Mensch hat ihn je
beschuldigt, irgendwelches Talent zu haben, aber er hatte Ausstrahlung —
>Starqualitäten<, nennen Sie es, wie Sie wollen, aber das hatte er. Also
wurde ich sein Manager, und der Rest ist Historie, Mister!«
»Warum hat er Sie nach all
dieser Zeit hinausgeschmissen?«
Snell rieb sich mit dem
Handrücken über die weißen Stoppeln an seinem Kinn, was einen leise raschelnden
Laut verursachte.
»Er war nervös. Sein letzter
Film war ein böser Kassenflop. Ich wollte, daß er seinen Vertrag beim Studio
lösen und seine eigene Produktionsgesellschaft gründen sollte. Vielleicht
seinen nächsten Film in Europa drehen — einmal eine Art Schrittwechsel
vornehmen, was er im Augenblick dringend brauchte —, aber er hatte nicht den
Mut dazu. Das Studio hätte ihm Geld bezahlt und sich bereit erklärt, seinen
unabhängigen Film zu vertreiben, nur um von dem Vertrag loszukommen. Aber Clay
wollte es nicht riskieren; er brauche jedes Zehncentstück ,
das ihm unter seinem derzeitigen Vertrag zustünde, behauptete er. Wir stritten
uns eine Weile herum und dann« — er schnippte mit den Fingern — »draußen
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