Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
organisierte
Gesellschaft, in der er lebte, demonstrieren und auf das verdammte Ding einfach
nicht reagieren.
    Das Telefon klingelte
beharrlich weiter. Männliche Vitalität ist der Fluch aller Philosophie —
irgendwo aus dem Nichts entstand in meinem Gehirn die quälende Vorstellung
einer strammen Blonden am anderen Ende der Leitung, die in einem durchsichtigen Négligé danach schmachtete, von Holman ein
ermutigendes Wort zu hören. Das nächste, was mir bewußt wurde, war, daß ich den
Telefonhörer in der Hand hielt und schwer meinen Namen in die Sprechmuschel
hineinschnaufte.
    »Rick? — Gott sei Dank, daß Sie
da sind!« Die Stimme klang männlich, angestrengt und vor Verschwommenheit kaum
verständlich.
    »Wer ist am Apparat?« fragte
ich.
    »Clay — Clay Rawlings. Ich weiß
nicht, wie ich es sagen soll, Rick. Es ist wegen Angie.«
    »Was ist mit Angie?« sagte ich
mit heiserer Stimme.
    »Sie ist — o Himmel.« Seine
Stimme brach. »Es ist entsetzlich! Entsetzlich, Rick!«
    »Wovon, zum Teufel, reden Sie
denn?« knurrte ich.
    »Angie ist tot, Rick«,
flüsterte er. »Ermordet!«
     
    Zwei Streifenwagen standen am
Straßenrand. Ihre sich drehenden Rotlichter blitzten und verliehen durch ihre
immer wieder unterbrochene Bestrahlung der kleinen, dicht aneinander gedrängten
Gruppe von Leuten vor dem Haus der ganzen Szene etwas Alptraumhaftes. Ich schob
mich durch die Leute hindurch, bis ich vor dem uniformierten Polizeibeamten
angelangt war, der mit einem Ausdruck der Verachtung, ob der wartenden
Sensationshascher, dastand.
    »Was wollen Sie?« krächzte er.
    »Ich heiße Holman«, sagte ich.
»Ich — «
    »Gut.« Er wies mit dem Daumen
über die Schulter. »Der Lieutenant hat gesagt, es sei okay, wenn Sie
hinaufgingen.«
    Ich ging die vier Treppen hoch
bis zum Dachbodengeschoß, vor dem ein weiterer uniformierter Beamter stand.
Wieder war es okay, wenn ich hineinginge, denn dies hatte der Lieutenant
gesagt. Ich überlegte, daß dies ein interessantes Beispiel für das Gewicht bot,
das Clays Name besaß, da der Lieutenant mich geradewegs in die Nähe des Tatorts
ließ.
    Im Raum selbst waren eine ganze
Reihe von Leuten beschäftigt. Clay kam mit einem Ausdruck dankbaren Erkennens
in den rotumränderten Augen auf mich fast zugerannt .
Sein Gesicht war hager, und er sah bestenfalls wie eine wandernde Leiche aus.
Er nahm meinen Arm und zerrte mich beinahe durch den Raum zu einem kompakt
aussehenden Burschen mit einem dunklen, melancholischen Gesicht.
    »Lieutenant«, sagte Clay in
verkrampftem Ton, »das ist Rick Holman, von dem ich Ihnen erzählt habe. Das
hier ist Lieutenant Freed , Rick.«
    Freed blickte mich mit einem
zerstreuten Ausdruck in den grauen Augen an und nickte kurz. »Ich bin im
Augenblick beschäftigt. Wir unterhalten uns ein wenig später, ja?«
    »Klar«, sagte ich.
    Dann überfiel mich von neuem
mit eiskalten Fingern der Alptraum, daß mich schauderte, als ich den Kopf
wandte und die Tote auf der Couch liegen sah. An diesem Vormittag hatte der »Akt
— mit Einblick« auf der Staffelei gestanden, aber nun war das Ganze mit allem
Fürchterlichen Wirklichkeit geworden. Jemand hatte ein Messer genommen und es
wieder und wieder in Angies nackten Leib gestoßen, bis sie auf brutale und
blutige Weise erstochen war. Ich riß mich zusammen und blickte wieder auf Clay
Rawlings.
    »Wann ist das passiert?«
    »Ich weiß es nicht genau,
Rick.«
    Er zog einen Tabaksbeutel aus
der Tasche und begann, sich eine Zigarette zu drehen, wobei seine zitternden
Finger Tabakkrümel auf der Vorderseite seiner Jacke verschütteten.
    »Wer hat die Leiche gefunden?«
    »Loomis.« Die Zigarette hing
ihm schlaff aus dem Mundwinkel, während er sich ein Streichholz anzündete. »Er
rief die Polizei, und sie riefen mich an. Es muß vor etwa einer Stunde gewesen
sein, schätze ich. Rick« — seine Finger gruben sich schmerzhaft in meinen
Oberarm —, »Sie müssen für mich herausfinden, wer sie umgebracht hat. Es ist
mir völlig egal, was das an Zeit und Geld kostet, aber Sie müssen es tun,
verstehen Sie?«
    »Immer sachte, Clay.« Ich
befreite mich von seinem Griff. »Die Polizei kann das besser machen als ich.
Überlassen Sie die Sache dem Lieutenant, ja?«
    »Nein«, sagte er heftig, »ich
werde keinesfalls — «
    Freed trat auf uns zu, so daß Clay
den Rest des Satzes herunterschlucken mußte.
    »Der Ambulanzwagen ist da«,
sagte der Lieutenant leise. »Ich möchte mit Ihnen reden, Holman, und vielleicht
fahren Sie

Weitere Kostenlose Bücher