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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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ein Weißer - aber ehe sie zu ihm eilen konnte, verschwand er. Unglücklich beobachtete sie den Sonnenuntergang.
    Zwei Tage später tauchte der Mann wieder auf. Er schien sie zu beobachten, dann löste er sich in nichts auf. Eine Woche nach ihrem Besuch in der Garnison ritt der Kommandant zu ihr. Soeben hatte er grausame Neuigkeiten von einem Scout erfahren, der aus Ohio zurückgekehrt war. Noch bevor Hinkley weitersprach, wusste Sarah Bescheid - Fran-çois war in Fallen Timbers gefallen.
    Nur einunddreißig Männer hatten den Tod gefunden. Und sie hatte es vorausgesehen. Von Anfang an hatte sie gespürt, Blue Jack et würde ihn töten. Nun wusste sie auch, wer der Mann gewesen war, der am Waldrand gestanden hatte -François war zu ihr gekommen, um sich zu verabschieden.
    Mit unbewegter Miene hörte sie zu, als Hinkley die Worte aussprach, die ihre Welt zerstörten. Wenig später ritt er davon, und sie blickte über das Tal hinweg, das François geliebt hatte. Hier waren sie einander begegnet, und sie fühlte in ihrem Herzen, er würde sie niemals wirklich verlassen. Im Morgengrauen des nächsten Tages ritt sie zum Wasserfall, wo sie sich oft geküsst hatten. So viele Erinnerungen - so viele Dinge, die sie ihm sagen wollte. Sie würde kein viertes Kind bekommen, das wusste sie bereits.
    François war ein großer Krieger gewesen, ein wundervoller Mann, der Einzige, den sie je geliebt hatte - White Bear, Weißer Bär - François de Pellerin … Nun musste sie die Irokesen besuchen und ihnen die traurige Nachricht überbringen.
    Während sie vor dem Wasserfall stand, lächelte sie unter Tränen und erinnerte sich an ihre übergroße Liebe. Niemals würde sie ihn verlieren.
    Tief bewegt las Charlie diese Zeilen. Nur vier Jahre hatten sie zusammen verbracht. Wie war das möglich? Wie konnte ein Frau so viel geben und so wenig dafür bekommen - nur vier Jahre mit dem geliebten Mann? Und doch - so hatte Sarah nicht gedacht. Stattdessen war sie dankbar gewesen für jeden Tag, jeden Augenblick, für die drei Kinder.
    Im Lauf der nächsten Jahre hatte sie sich nur mehr selten ihrem Tagebuch anvertraut. Aber wie er den Aufzeichnungen entnahm, hatte sie ein erfülltes Leben geführt. Erst mit achtzig Jahren war sie in dem schönen Château gestorben, das François für sie gebaut hatte. Niemals hatte sie ihn vergessen oder einen anderen geliebt. In seinen Kindern lebte er weiter. Den Mann am Waldrand hatte sie nie wieder gesehen. Trotzdem wusste sie, wer es gewesen war - ihr Mann, der ihr Lebewohl gesagt hatte.
    Die letzte Eintragung im Tagebuch stammte von ihrer älteren Tochter. Ihre Mutter sei im hohen Alter nach einem wunderbaren Leben gestorben, hatte Françoise geschrieben. Den Vater habe sie nicht gekannt, doch er sei ohne jeden Zweifel ein großartiger Mann gewesen. Die Liebe zwischen den Eltern müsste allen Menschen, die sie kannten, ein Beispiel geben. Diese Zeilen hatte die Tochter mit Françoise de Pellerin Caver unterzeichnet, im Jahr 1845. »Gott segne meine Eltern«, lauteten die letzten Worte.
    Die Handschrift glich jener, die Charlie in all den anderen Tagebüchern gesehen hatte. Was weiterhin mit Sarahs Kindern geschehen war, würde er niemals erfahren.
    »Lebt wohl«, flüsterte er traurig und gleichzeitig dankbar. Welch ein kostbares Geschenk hatte Sarah ihm mit diesen Tagebüchern gemacht - was für eine außergewöhnliche Frau … Und François hatte ihr so viel gegeben, in so kurzer Zeit.
    Als Charlie in dieser Nacht das Schlafzimmer betrat, hörte er Seide rascheln und leichtfüßige Schritte. Verwirrt schaute er sich um und sah eine Gestalt in einem blauen Kleid davongleiten. Hatte er sich die Vision nur eingebildet? Oder wollte Sarah sich von ihm verabschieden, so wie der tote François de Pellerin damals am Waldrand? Konnte sie wissen, dass Charlie ihre Tagebücher gefunden hatte? Kaum zu glauben. Wie auch immer - er hielt die Erscheinung für ein letztes Geschenk. Eine Zeit lang stand er reglos in der Stille, fühlte sich einsam und verlassen.
    Am liebsten hätte er Francesca angerufen, um ihr von François' und Sarahs Tod zu erzählen. Doch das wäre unfair gewesen und würde ihr die restliche Lektüre verderben. Außerdem war es drei Uhr morgens. Er sank in sein Bett und dachte an alles, was er an diesem Abend gelesen hatte, betrauerte François' Tod bei Fallen Timbers und Sarahs Ableben, so viele Jahre später. Nichts rührte sich im Haus. Nach einer Weile schlief er ein.

23
    Am nächsten Morgen

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