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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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nicht. Wenn er bei mir ist, bin ich mir sicher … Aber ich liebe auch dich. Und ich werde niemals aufhören, dich zu lieben.« In ihrem Leben hatte es keinen gegeben, der sich mit Charlie messen konnte - und keinen, der Simon glich. Auf ihre Weise liebte sie beide. Doch sie wusste, dass sie jetzt eine Entscheidung treffen musste. So durfte es nicht weitergehen. Solch ein Leben mochten andere Menschen führen - sie war dazu nicht fähig. Simon hatte bereits erklärt, er würde sie gern heiraten. Daran wollte sie nicht einmal denken, bevor sie sich mit ihrem Mann geeinigt hatte. Auch das verstand Simon, und er hatte ihr versprochen, geduldig zu warten.
    »Das hört sich so an, als würdest du mich verlassen …« Verzweifelt schlang Charlie seine Arme um Carole, und sie weinten beide. »Wie konnte uns das passieren?«, fragte er immer wieder. Es erschien ihm unmöglich, undenkbar. Wie konnte sie sich so verhalten? Trotzdem hatte sie es getan. Und irgendetwas in ihrem Blick verriet ihm, dass sie nicht auf Simon verzichten würde. Das versuchte Charlie zu begreifen. Aber er musste sie bitten, den anderen Mann nicht mehr zu treffen, und er wollte mit ihr eine Eheberatungsstelle aufsuchen.
    Auch Carole tat ihr Bestes, um die Ehe zu retten. Gemeinsam konsultierten sie einen Eheberater, und sie hielt sich sogar von Simon fern. Zwei Wochen lang. Danach war sie mit ihren Nerven am Ende und erkannte, wie dringend sie ihn brauchte. Plötzlich erschienen die Barrieren zwischen Carole und Charlie unüberwindbar. Wann immer sie zusammen waren, begannen sie zu streiten. In seiner Wut hätte Charlie den Rivalen am liebsten ermordet. Carole erklärte ihm, wie unglücklich sie gewesen sei, weil er sie so oft allein gelassen habe. Zuletzt seien sie nur mehr gute Freunde in einer Wohngemeinschaft gewesen, und Charlie würde sie nicht so fürsorglich und verständnisvoll behandeln wie Simon. Er sei unreif und selbstsüchtig, warf sie ihm vor. Wenn er von einer Reise zurückkehre, sei er zu müde, um mit ihr zu reden oder auch nur an sie zu denken. Erst im Bett würde er sich wieder um sie kümmern. Auf diese Weise würde er ihr viel mehr über seine Gefühle offenbaren als mit Worten, erklärte er - wobei er unbewusst auf den Unterschied zwischen Männern und Frauen hinwies. Mit jedem Tag vertiefte sich die Kluft, und Carole verblüffte ihn, indem sie dem Eheberater mitteilte, nach ihrer Ansicht würde Charlie dauernd im Mittelpunkt der ehelichen Beziehung stehen. In ihrem Leben sei Simon der erste Mann, der
ihre
Emotionen berücksichtigen würde. Charlie traute seinen Ohren nicht.
    Inzwischen schlief sie wieder mit Simon, was sie Charlie verheimlichte, und nach wenigen Wochen geriet sie in ein unerträgliches Durcheinander voller Lügen und Kämpfe und wechselseitiger Beschuldigungen. Als Charlie im März für drei Tage nach Berlin flog, packte sie ihre Sachen und zog zu Simon.
    Darüber informierte sie ihren Mann am Telefon, und er begann in seinem Hotelzimmer zu schluchzen. Doch sie ließ sich nicht von ihrem Mitleid beeinflussen und betonte, so könne sie nicht weiterleben, für alle Beteiligten sei es eine einzige Qual. Auch sie brach in Tränen aus. »Das alles wollte ich nicht. Ich hasse mich selbst. Und ich beginne dich ebenfalls zu hassen, Charlie. Bitte, machen wir ein Ende -ich schaff's einfach nicht mehr …« Ganz zu schweigen von den beruflichen Problemen, die ihr entnervendes Privatleben heraufbeschwor …
    »Warum nicht?«, schrie er, und sie musste ihm ein gewisses Recht auf seinen Zorn zugestehen. »Zahlreiche Ehen überstehen Seitensprünge. Warum soll unsere daran zerbrechen?« Es war eine flehende Bitte um Gnade. Am anderen Ende der Leitung entstand ein langes Schweigen. Schließlich erwiderte Carole in entschiedenem Ton: »Weil ich nicht mehr mit dir leben will, Charlie.« Da wusste er, dass sie es ernst meinte. Es war vorbei, sie liebte nicht mehr ihn, sondern Simon. Vielleicht gab es gar keinen besonderen Grund dafür, und niemand trug die Schuld an der gescheiterten Ehe. Sie waren einfach nur Menschen mit unvorhersehbaren, sprunghaften Gefühlen. Warum es geschehen war, wussten sie nicht. Und ob es Charlie gefiel oder nicht - Carole hatte ihn wegen eines anderen verlassen.
    In den nächsten Monaten schwankte er zwischen Verzweiflung und Wut. Er konnte sich kaum noch auf die Arbeit konzentrieren, und er traf sich nicht mehr mit seinen Freunden. Manchmal saß er allein in seinem dunklen Haus und dachte an Carole -

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