Die erste Mission
dienen! , ging es Leslie durch den Sinn.
Die Möglichkeit hatte durchaus bestanden, denn ihre Beförderungen zum Commander waren erst vor ein paar Monaten im Hinblick auf ihre neuen Kommandotätigkeiten erfolgt, als klar gewesen war, dass zwei Prototypen gebaut würden.
Van Deyk deutete auf Leslies Gesicht. »Sag mal, was ist das da eigentlich?«
»Das nennt man Bart, Stephan!«
»Lässt du dir den stehen, um etwas älter zu wirken und mehr Autorität bei der Mannschaft zu erringen?«
»Du kannst es nicht lassen, was?«
»Dich auf den Arm zu nehmen?«
»Genau.«
»Warum sollte ich auch, Richard? Es erinnert mich an die Akademie-Zeit.«
»Nichts gegen den Jupiteraufgang, aber so toll ist es nun auch wieder nicht auf Ganymed.«
»Naja, jetzt werden wir jedenfalls etwas mehr vom Universum sehen, schätze ich …«
»Nicht mehr als an Bord eines Dreadnought-Schlachtschiffs, nehme ich an!«
»Warum so pessimistisch? Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Rudenko uns auf einen Vorstoß in bislang unbekannte Gebiete schickt …«
»Warten wir es einfach ab!«
Der Shuttle dockte an.
Die wenigen Passagiere verließen das Raumfahrzeug. Manche von ihnen würden von hier aus zum Mond, zum Mars oder zur Venus weiterfliegen.
Ein paar Raumkadetten der Star-Corps-Akademie auf Ganymed, die noch einen sehr weiten Unterlichtflug vor sich hatten, befanden sich darunter. Den längsten Flug hatte ein junger Nachwuchswissenschaftler namens Yasuhiro von Schlichten vor sich.
Der junge Mann studierte an der Far-Horizon-Akademie auf Sedna, einem Planetoiden im Kuiper-Gürtel, der um das Jahr 2000 herum kurzzeitig Schlagzeilen als zehnter Planet des Sonnensystems gemacht hatte.
Das Pech dieses nach einer indischen Gottheit benannten Himmelskörpers war es nur, dass sich zu jener Zeit gerade das Verständnis dessen änderte, was man unter einem Planeten genau zu verstehen habe, und eine starke Strömung innerhalb der Astronomie eher dahin tendierte, Pluto seinen Status als neunter Planet abzusprechen und ihn als Objekt des Kuiper-Gürtels zu definieren, als Sedna und einigen anderen teils merkurgroßen Brocken in dieser äußeren Region des Sonnensystems die Bezeichnung Planet zuzugestehen. Sedna – eine Kugel aus schmutzigem Eis und Gestein – war komplett ausgehöhlt worden und beherbergte eine der wichtigsten naturwissenschaftlichen Hochschulen innerhalb der Solaren Welten, die in ihrer Bedeutung wohl nur noch mit der Brüderschule des Christophorer-Ordens auf Sirius III oder der Universität von Genet verglichen werden konnte.
Leslie und van Deyk waren kurz mit Yasuhiro von Schlichten ins Gespräch gekommen.
Der sehr hagere junge Mann – Leslie schätzte ihn auf höchstens dreißig, auch wenn sich in seinen Haaren das erste Grau zeigte – hatte gerade seine Habilitationsschrift vorgelegt und stand nun vor der Frage, ob er ein Angebot des Far-Horizon-Konzerns annahm oder erst noch ein paar Jahre in der Grundlagenforschung arbeitete.
Die beiden Star-Corps-Offiziere waren mit von Schlichten ins Gespräch gekommen, als sie über die außenpolitische Lage der Solaren Welten diskutierten. »Wir brauchen unbedingt Antimaterie-Waffen wie die Starr!«, lautete von Schlichtens Credo.
»Wenn Sie einen Weg wissen, wie wir die Sauroiden dazu überreden können, uns diese Technologie zu überlassen, würden Sie im Hohen Rat sicherlich Begeisterungsstürme auslösen«, hatte Leslie erwidert.
»Man müsste mit den Starr ein außenpolitisches Bündnis eingehen«, war von Schlichtens Meinung. »Dann wäre ein solcher Technologie-Transfer vielleicht möglich.«
»Der Hohe Rat gibt sich seit Jahren alle Mühe, uns aus dem Konflikt zwischen dem Reich der J'ebeem und den Starr herauszuhalten«, gab van Deyk zu bedenken. »Und um ehrlich zu sein, erscheint mir das Risiko auch viel zu hoch, dass die Solaren Welten zwischen diesen beiden Mühlsteinen zerrieben würden!«
»Aber wenn wir im Besitz von Antimaterie-Waffen wären, bräuchte die Menschheit niemanden mehr zu fürchten. Keine Spezies im Umkreis von tausend Lichtjahren!«
Leslie und van Deyk waren beide der Ansicht, dass es ein Spiel mit dem Feuer wäre, sich in den Konflikt zwischen den beiden verfeindeten Sternenreichen einzumischen. Zumal es an Versuchen beider Seiten, die Solaren Welten in diesen Krieg hineinzuziehen und zu einem Bündnis zu gewinnen, keineswegs gemangelt hatte.
Von Schlichten hingegen redete sich geradezu in Rage. Notfalls, so meinte er, müsse
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