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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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Businessclass für Sie reserviert. Sie brauchen mir nicht zu danken, bei allem, was Sie in den letzten Tagen durchgemacht
haben, versteht sich das von selbst. Zwei Wissenschaftler von Ihrem Rang verdienen den größten Respekt. Einstweilen möchte ich Sie bitten, mir Ihre Pässe anzuvertrauen.«
    Der Mann steckte sie in seine Westentasche und öffnete ein Schränkchen, in dem sich eine Minibar befand. Er schenkte uns Wodka ein. Keira leerte ihr Glas in einem Zug und hielt es ihm wortlos hin. Sie verfuhr mit dem zweiten Glas wie mit dem ersten.
    »Können Sie uns vielleicht erklären, was los ist?«, fragte ich den Mann.
    Er füllte unsere Gläser erneut und hob seines, um mit uns anzustoßen.
    »Wir freuen uns, Sie aus den Händen Ihrer Entführer befreit zu haben.«
    Keira spuckte den Wodka aus, den sie gerade herunterschlucken wollte.
    »Unsere Entführer? Welche Entführer?«
    »Sie hatten Glück«, fuhr unser Gegenüber fort. »Die Männer, die Sie festgehalten haben, stehen im Ruf, extrem gefährlich zu sein. Wir haben rechtzeitig eingegriffen, und Sie haben unserer Truppe, die viel für Sie riskiert hat, einiges zu verdanken. Wir haben etliche Tote in unseren Reihen zu beklagen. Zwei unserer besten Agenten haben ihr Leben für Sie geopfert.«
    »Aber niemand hat uns festgehalten!«, rief Keira empört. »Wir waren aus freien Stücken dort und haben großartige Ausgrabungen durchgeführt, die Ihre Männer zerstört haben. Wir haben einem regelrechten Blutbad beigewohnt, einer namenlosen Barbarei. Wie können Sie wagen …«
    »Wir wissen, dass Sie an illegalen Ausgrabungen teilgenommen haben, die von Kriminellen mit dem alleinigen Ziel durchgeführt wurden, die Schätze Sibiriens schamlos auszuplündern. Egorov gehört zur russischen Mafia, wussten Sie das
nicht, junge Frau? Wenn zwei namhafte Wissenschaftler Ihres Rangs an solchen Verbrechen beteiligt waren, dann sicher nur, weil sie dazu gezwungen und im Fall der Auflehnung mit dem Tod bedroht wurden. Ihre Visa bestätigen übrigens, dass Sie lediglich als Touristen eingereist sind, und wir fühlen uns sehr geschmeichelt, dass Sie unser Land gewählt haben, um sich zu erholen. Ich bin sicher, dass Sie nicht die geringste Absicht hatten, bei uns zu arbeiten, denn sonst hätten Sie ja den legalen Weg eingeschlagen, nicht wahr? Sie wissen besser als jeder andere, welche Gefahr die Räuber darstellen, die unser nationales Erbe plündern. Die Strafen belaufen sich übrigens auf zehn bis zwanzig Jahre Haft, je nach Schwere des Vergehens. Sind wir einer Meinung über die Version, die ich Ihnen präsentiert habe?«
    Ohne zu zögern, bestätigte ich, dass wir nichts einzuwenden hätten. Keira schwieg, wenn auch nur kurz, denn sie konnte sich nicht verkneifen, sich nach dem Schicksal zu erkundigen, das Egorov erwartete, was unserem Gegenüber ein Lächeln entlockte.
    »Das, junge Frau, hängt ganz von seiner Bereitschaft ab, bei den bevorstehenden Ermittlungen mit uns zusammenzuarbeiten. Aber machen Sie sich keine Gedanken, was ihn anbetrifft. Ich kann Ihnen versichern, dass es sich um ein übles Subjekt handelt.«
    Der Mann entschuldigte sich, das Gespräch abbrechen zu müssen, doch er hätte zu arbeiten. Er zog ein Dossier aus seiner Aktentasche und las darin, bis wir unser Ziel erreicht hatten.
    Die Maschine setzte zum Landeanflug in Moskau an. Sobald wir am Boden waren, brachte uns der Mann in einem Wagen zur Gangway eines Flugzeugs der British Airways.
    »Zwei Dinge noch, bevor Sie abfliegen: Kommen Sie nicht nach Russland zurück, wir könnten Ihre Sicherheit nicht mehr
garantieren. Und jetzt hören Sie gut zu, was ich Ihnen sage, obwohl ich damit gegen eine Regel verstoße, doch Sie sind mir sympathisch, und derjenige, den ich hintergehe, weit weniger. Sie werden in London erwartet, und ich fürchte, was Ihnen dort bevorsteht, wird in keinem Punkt vergleichbar sein mit der sehr angenehmen Reise, die wir hier zusammen gemacht haben. Wenn ich Sie wäre, würde ich mich nicht lange auf dem Flughafen Heathrow aufhalten. Sobald ich den Zoll passiert hätte, würde ich möglichst schnell verschwinden. Noch besser wäre es, Sie fänden einen Weg, den Zoll ganz zu meiden.«
    Damit händigte uns der Mann die Pässe aus und ließ uns die Gangway hinaufgehen. Eine Stewardess führte uns zu unseren Plätzen. Ihr perfekter englischer Akzent war göttlich, und ich dankte ihr für ihren freundlichen Empfang.
    »Willst du ihre Telefonnummer?«, fragte mich Keira, während sie

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