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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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Abstand. Er zog sein Handy aus der Tasche und rief LONDON an.
    »Die Intervention ist abgeschlossen«, sagte er.
    »Sie haben eine sonderbare Stimme. Sind die Dinge nicht so gelaufen, wie wir gehofft hatten?«
    »Nicht wirklich, die Umstände waren schwierig.«
    Ashton hielt den Atem an und wartete, dass ihm sein Gesprächspartner genauere Details lieferte.
    »Ich fürchte, ich werde früher als vorhergesehen zur Rechenschaft gezogen«, fuhr MOSKAU fort. »Egorovs Truppe hat sich tapfer geschlagen, wir haben mehrere Männer verloren.«
    »Ihre Männer sind mir völlig gleichgültig«, erwiderte Ashton. »Sagen Sie mir lieber, was aus unseren Wissenschaftlern geworden ist.«
    MOSKAU klappte einfach sein Handy zu und winkte seinen Fahrer herbei. Als der Wagen auf seiner Höhe angelangt war, stieg der Leibwächter aus, um ihm die Tür zu öffnen. MOSKAU nahm auf der Rückbank des Wagens Platz, der sich erneut in Bewegung setzte. Das Autotelefon klingelte mehrmals, doch er weigerte sich, das Gespräch anzunehmen.
    Nach einem kurzen Stopp in seinem Büro ließ sich MOSKAU zum Flughafen fahren, wo ein Privatjet bereitstand. Der Wagen
durchquerte die Stadt mit heulender Sirene und bahnte sich seinen Weg durch die Staus. Seufzend sah MOSKAU auf seine Uhr. Er würde Jekaterinburg frühestens in drei Stunden erreichen.

Man-Pupu-Nyor
    Die Männer, die in unser Zelt eingedrungen waren, zerrten uns gleich darauf ins Freie. Und dort erwartete uns ein schauriger Anblick. Die Hochebene der Sieben Riesen des Ural war übersät mit blutigen Leichen. Nur Egorov schien den Angriff überlebt zu haben, er lag bäuchlings am Boden, Hand- und Fußgelenke in Ketten. Sechs Männer mit umgehängten Maschinengewehren standen bei ihm Wache. Er hob den Kopf, um uns einen letzten Blick zuzuwerfen, wurde dafür aber umgehend mit einem heftigen Fußtritt in den Nacken bestraft. Wir vernahmen das dumpfe Geräusch eines Rotors. In der Ferne wirbelte Schnee auf, und wir sahen einen riesigen Hubschrauber von einem Berghang senkrecht aufsteigen. Er landete wenige Meter vor uns. Die beiden Angreifer, die uns bewachten, klopften uns freundschaftlich auf die Schulter und führten uns im Laufschritt zu der Maschine. Während man uns an Bord zog, machte uns einer von ihnen mit hochgerecktem Daumen ein Zeichen, als wollte er uns beglückwünschen. Die Tür schloss sich, und schon erhob sich der Helikopter in die Lüfte. Der Pilot drehte eine Schleife über dem Lager, und Keira blickte aus dem Fenster.
    »Sie sind dabei, alles zu zerstören«, sagte sie niedergeschmettert.
    Ich sah nun meinerseits hinab und wurde Zeuge des furchtbaren Schauspiels. Ein Dutzend Männer in weißen Overalls warfen die leblosen Körper von Egorovs Männern in die sumerischen
Gräber und schütteten sie zu, während andere begannen, die Zelte abzubauen. Nichts vermochte Keira zu trösten.
    Sechs Besatzungsmitglieder waren mit an Bord, aber keiner von ihnen richtete das Wort an uns. Man bot uns heiße Getränke und Sandwiches an, wir aber lehnten ab, hatten weder Hunger noch Durst. Ich nahm Keiras Hand und hielt sie fest.
    »Ich weiß nicht, wohin sie uns bringen«, sagte sie, »aber ich glaube, dies ist wirklich das Ende unserer Suche.«
    Ich legte den Arm um ihre Schulter, zog sie an mich und erinnerte sie daran, dass wir noch am Leben waren.
    Nach zwei Flugstunden machte uns der Mann, der vor uns saß, ein Zeichen, die Sicherheitsgurte anzulegen. Der Hubschrauber setzte zur Landung an. Sobald wir den Boden berührten, öffnete sich die Tür. Wir befanden uns vor einem Hangar, etwas abseits von einem mittelgroßen Flughafen. Dort parkte eine zweistrahlige Maschine mit der russischen Flagge auf der Seitenflosse, aber ohne jedes Luftfahrzeugkennzeichen. Als wir uns näherten, wurde die Einstiegstreppe heruntergelassen. Im Innern der Kabine erwarteten uns zwei Männer in marineblauen Anzügen. Der weniger korpulente der beiden erhob sich und begrüßte uns mit einem breiten Lächeln.
    »Ich freue mich, dass Sie wohlbehalten und gesund sind«, sagte er in perfektem Englisch. »Sie sind sicher müde, die Reise geht gleich los.«
    Die Triebwerke sprangen an. Kurz darauf rollte die Maschine zur Startbahn und hob wenige Augenblicke später ab.
    »Jekaterinburg ist eine hübsche Stadt«, sagte der Mann, während das Flugzeug an Höhe gewann. »In anderthalb Stunden landen wir in Moskau. Dort setzen wir Sie in eine Linienmaschine, die Sie nach London fliegt. Ich habe zwei Plätze in der

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