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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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Wochenende?«
    »Ja, das hatte ich Ihnen erzählt, haben Sie’s vergessen?«
    »Wir hatten eine ziemlich anstrengende Woche«, erwiderte ich. »Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, doch ich war mit den Gedanken woanders.«
    »Ich weiß, wohin wir fahren könnten«, sagte Keira plötzlich. »Walter, es wäre sicher von Vorteil, wenn Sie bei der nächsten Gelegenheit volltanken würden.«
    »Darf ich fragen, welche Richtung ich einschlagen soll?«, fragte er. »Ich warne Sie, ich muss spätestens morgen wieder in London sein. Ich habe einen Friseurtermin!«
    Keira warf einen Seitenblick auf Walters kahlen Schädel.
    »Ja, ich weiß«, sagte er und verdrehte die Augen. »Aber ich muss diese lächerliche Strähne loswerden. Übrigens habe ich in einem Artikel in der Times gelesen, dass Glatzköpfige potenter sind als die Norm!«

    »Wenn Sie eine Schere dabei haben, könnte ich das gleich erledigen«, schlug Keira vor.
    »Kommt gar nicht infrage, ich opfere meine letzten Haare nur den Händen eines Fachmanns. Sagen Sie mir lieber, wohin ich fahren soll.«
    »Nach St. Mawes in Cornwall«, erwiderte Keira. »Dort sind wir in Sicherheit.«
    »Und zu wem?«, wollte Walter wissen.
    Keira blieb stumm. Ich erahnte die Antwort und bat ihn, das Steuer übernehmen zu dürfen.
    Ich nutzte die sechsstündige Fahrt, um Walter von unseren Abenteuern in Russland zu erzählen. Er war entsetzt, als er hörte, was uns in der Eisenbahn und auf dem Hochplateau Man-Pupu-Nyor widerfahren war. Er fragte mehrmals, wer denn diejenigen seien, die uns nach dem Leben trachteten, doch ich konnte ihm keine Antwort geben, ich wusste es ja selbst nicht. Meine einzige Gewissheit war, dass deren Wunsch, uns zu schaden, mit dem Gegenstand zu tun hatte, den wir suchten.
    Keira hüllte sich auf der ganzen Fahrt in Schweigen. Als wir bei Tagesanbruch in St. Mawes eintrafen, ließ sie uns vor einem kleinen Gasthof in einer Gasse anhalten, die hinauf zum Friedhof führte.
    »Hier ist es«, sagte sie.
    Sie verabschiedete sich von Walter und stieg aus.
    »Wann sehen wir uns?«, fragte er mich.
    »Genießen Sie Ihr Wochenende mit Elena und machen Sie sich keine Sorgen um uns. Ich denke, ein paar Tage der Ruhe werden uns guttun.«
    »Was für ein beschaulicher Ort«, sagte Walter und betrachtete die Fassade des Victory. »Sie werden sich wohlfühlen, da bin ich ganz sicher.«

    »Ich hoffe es.«
    »Es hat sie ganz schön mitgenommen«, meinte Walter und deutete auf Keira, die zu Fuß die Gasse hinauflief.
    »Ja, diese letzten Tage waren besonders hart, vor allem weil unsere Suche so brutal abgebrochen wurde. Wir waren dem Ziel wirklich sehr nahe.«
    »Aber Sie sind am Leben, das ist das Wichtigste. Zum Teufel mit diesen Fragmenten! Sie müssen aufhören damit, Sie sind viel zu große Risiken eingegangen. Es grenzt an ein Wunder, dass Sie heil davongekommen sind.«
    »Wenn es nur eine Schatzsuche gewesen wäre, Walter, dann wären die Dinge sehr viel einfacher, doch es war kein Spiel unter Kindern. Wenn wir alle Fragmente vereint hätten, so hätten wir sicher eine beispiellose Entdeckung gemacht.«
    »Sie wollen mir doch nicht noch einmal von Ihrem ersten Stern erzählen? Der soll gefälligst da oben am Himmel bleiben und Sie auf der Erde bei guter Gesundheit, das ist alles, was ich mir wünsche.«
    »Das ist sehr großzügig Ihrerseits, Walter, aber wir hätten vielleicht das Mittel gefunden, die ersten Augenblicke des Universums zu sehen, und endlich in Erfahrung gebracht, woher wir kommen, wer die ersten Menschen waren, die unseren Planeten bevölkert haben. Keira hat ihr ganzes Leben von dieser Hoffnung gezehrt, und heute ist ihre Enttäuschung riesengroß.«
    »Dann gehen Sie zu ihr, statt hier mit mir zu diskutieren. Wenn die Dinge so sind, wie Sie sie beschreiben, dann braucht Keira Sie. Kümmern Sie sich um sie und vergessen Sie Ihre unsinnige Suche.«
    Walter umarmte mich, nahm wieder am Steuer Platz und startete den Motor.
    »Sind Sie nicht zu müde für den weiten Rückweg?«, fragte ich, über die Fahrertür gebeugt.

    »Müde wovon? Ich habe auf dem Hinweg geschlafen.«
    Ich sah dem Wagen nach, bis die Rücklichter hinter einem Haus am Ende des Dorfs verschwunden waren.
     
    Ich ging Keira suchen und lief die steile Gasse hinauf bis zum Friedhof, dessen gusseisernes Tor offenstand. Ich trat ein und folgte dem mittleren Weg bis zum Ende. Der Ort war nicht groß, keine hundert Seelen ruhten hier auf dem Friedhof von St. Mawes. Keira kniete vor dem Grab

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