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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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lassen.
    Schweißperlen treten auf meine Stirn.
    Brems, Adrian, ich flehe dich an!
    Meine Augen brennen.
    Das kann doch nicht sein, sie haben es auf uns abgesehen.
    Bist du angeschnallt?
    Und du hast ziemlich unwirsch mit »Ja« geantwortet.
    Der erste Aufprall schleuderte uns nach vorn. Ich sehe noch, wie sich deine Hand so fest an den Haltegriff klammerte, dass die Knöchel weiß hervortraten. Wie viele Male fuhr der Verfolger auf unsere Stoßstange, bis wir die Straßenbrüstung durchbrachen und in den Abgrund stürzten?

    Ich küsste dich, als das Wasser des Gelben Flusses im Wageninneren anstieg, ich tauchte meinen Blick in deinen, während wir ertranken. Ich bin bis zum letzten Moment bei dir geblieben, meine Geliebte.
    Die Straße wird immer kurviger, und ich versuche angestrengt, meine Nervosität niederzukämpfen und den Wagen in der Spur zu halten. Habe ich den schmalen Abzweig zum Kloster verpasst? Seit meinem Aufbruch nach China beschäftigt dieser Ort all meine Gedanken. Der Lama, der uns dort empfing, ist der einzige Mensch, den ich in diesem fremden Land kenne. Wer außer ihm könnte mir einen Weg zu dir weisen, mir eine Information geben, die mir die winzige Hoffnung lässt, du könntest noch am Leben sein? Ein Foto von dir mit einer Narbe auf der Stirn, das ist nicht viel - ein kleines Stück Papier, das ich hundertmal am Tag hervorziehe und betrachte. Ich sehe den Weg zu meiner Rechten. Ich bremse zu spät und gerate leicht ins Schleudern. Dann lege ich den Rückwärtsgang ein und setze die wenigen Meter zurück.
    Die Räder des Jeeps versinken im herbstlichen Schlamm. Es hat die ganze Nacht geregnet. Ich stelle den Wagen hinter einem Waldstück ab und setze meinen Weg zu Fuß fort. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, kommt bald eine Furt, und auf der anderen Seite des Bachs geht es wieder einen Hang hinauf. Oben angekommen, müsste dann das Kloster vor mir liegen.
     
    Ich brauche eine knappe Stunde bis zu meinem Ziel. In dieser Jahreszeit führt der Bach viel mehr Wasser, und ihn zu überqueren, ist kein Kinderspiel. Große runde Steine schauen kaum aus dem tosenden Gewässer heraus, ihre Oberfläche ist rutschig. Wenn du mich in dieser wenig eleganten Haltung sehen könntest, würdest du dich mit Sicherheit über mich lustig machen.

    Dieser Gedanke ermuntert mich weiterzugehen.
    Die schwere, feuchte Erde klebt an meinen Sohlen, und ich habe den Eindruck, mich mehr zurück- als voranzubewegen. Ich muss alle Kräfte aufwenden, um den steilen Pfad zu bewältigen. Durchnässt und lehmverschmiert, wie ich bin, muss ich aussehen wie ein Vagabund, und ich frage mich, welchen Empfang mir die drei Mönche, die mir entgegenkommen, bereiten werden.
    Wortlos bedeuten sie mir, ihnen zu folgen. Wir gelangen zum Eingang des Klosters, und der Mönch, der sich unterwegs ständig vergewissert hat, dass ich mich nicht aus dem Staub mache, führt mich in einen kleinen Raum. Er ähnelt dem, in dem wir geschlafen haben. Er fordert mich auf, Platz zu nehmen, füllt eine Schüssel mit frischem Wasser, kniet vor mir nieder und wäscht mir Hände, Füße und Gesicht. Dann bietet er mir eine Leinenhose und ein sauberes Hemd an und verlässt den Raum; ich werde ihn bis zum Abend nicht mehr sehen.
    Etwas später bringt mir ein anderer Mönch etwas zur Stärkung. Er breitet eine Matte am Boden aus, und mir wird klar, dass dies auch mein Nachtlager sein wird.
    Der Tag neigt sich, der letzte Schimmer verblasst am Horizont, und der, dessentwegen ich hier bin, erscheint endlich.
    »Ich weiß nicht, was Sie hergeführt hat, doch sofern Sie mir nicht ankündigen, dass Sie an den Gebets- und Meditationssitzungen teilnehmen wollen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie morgen den Rückweg antreten würden. Wir haben so schon genug Ärger durch Sie bekommen.«
    »Haben Sie Neuigkeiten von Keira, der jungen Frau, die mich begleitet hat? Haben Sie sie wiedergesehen?«, frage ich ängstlich.
    »Was Ihnen beiden zugestoßen ist, tut mir sehr leid, sollte
aber jemand versucht haben, Ihnen einzureden, sie habe diesen schrecklichen Unfall überlebt, so ist das eine Lüge. Ich will nicht behaupten, über alles, was sich in der Gegend ereignet, informiert zu sein, das aber würde ich sicher wissen.«
    »Es war kein Unfall! Sie haben uns erklärt, dass Ihnen Ihre Religion verbietet zu lügen. Also wiederhole ich meine Frage, haben Sie die Gewissheit, dass Keira tot ist?«
    »Es ist sinnlos, an diesem Ort die Stimme zu erheben, das hat keine

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