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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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schuldig wären.«
    »Sie haben mir das Leben gerettet, Ivory. Ich habe schon lange davon geträumt, diese Schuld begleichen zu können. Mein Dasein in diesem Zwangsexil ist zwar nicht immer vergnüglich, dafür aber weniger langweilig als auf dem Friedhof.«
    »Hören Sie, Thornsten, es bringt nichts, wieder davon anzufangen.«
    »O doch, und ich bin noch nicht fertig. Sie werden mir jetzt bis zum Ende zuhören. Sie haben mich aus den Fängen dieser Typen gerettet, die ich auf den Fersen hatte, nachdem ich in Amazonien diesen verflixten Stein gefunden hatte. Sie haben mich vor einem Attentat in Genf geschützt, hätten Sie mich nicht gewarnt und mir die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt, um zu verschwinden …«
    »Das ist eine alte Geschichte«, unterbrach ihn Ivory.
    »Nicht ganz, sonst hätten Sie mir nicht Ihre beiden verirrten Schafe geschickt, damit ich sie auf den rechten Weg bringe. Aber haben Sie die Risiken abgewogen, denen Sie die beiden aussetzen? Sie schicken sie auf die Schlachtbank, und das wissen Sie sehr genau. Diejenigen, die sich so große Mühe gegeben haben bei dem Versuch, mich zu töten, werden mit ihnen dasselbe machen, sollten sie ihrem Ziel zu nahe kommen. Sie haben mich zu Ihrem Komplizen gemacht, und seit das Pärchen gegangen ist, quält mich mein Gewissen.«
    »Ihnen wird nichts zustoßen, das versichere ich Ihnen. Die Zeiten haben sich geändert.«
    »Ach ja, und warum sitze ich dann immer noch hier? Und werden Sie auch den beiden helfen, die Identität zu wechseln, wenn Sie erreicht haben, was Sie wollen? Werden auch sie sich in ein abgelegenes Loch verkriechen müssen, damit man sie nicht findet? Ist das Ihr Plan? Was auch immer Sie in der Vergangenheit für mich getan haben, wir sind jetzt quitt. Das wollte ich Ihnen sagen, ich bin Ihnen nichts mehr schuldig.«
    Ivory vernahm ein Klicken, Thornsten hatte das Gespräch beendet. Der alte Professor seufzte und warf die SIM-Karte in die Seine.

London
    Zurück in London, mussten wir uns einige Tage gedulden, bis wir unsere Visa für Russland abholen konnten. Dank des Schecks, den mir die Verwaltung zur Abgeltung all meiner Ansprüche großzügigerweise ausgestellt hatte, konnte ich nun weitere Reisen finanzieren. Keira verbrachte die meiste Zeit in der Bibliothek der Akademie. Dank Walters Intervention durfte ich sie weiter benutzen. Da meine Hauptarbeit darin bestand, ihr die benötigten Bücher aus den Regalen zu holen und sie wieder zurückzubringen, wenn sie sie nicht mehr brauchte, begann ich mich bald ernsthaft zu langweilen. Also nahm ich mir einen Nachmittag frei, um erneut Kontakt zu meinen beiden alten Freunden aufzunehmen, bei denen ich mich so lange nicht mehr gemeldet hatte. Ich schickte Erwan eine E-Mail in Form eines Rätsels. Ich wusste, sobald er sie bekäme, würde er allein beim Anblick meines Namens eine Flut von Flüchen ausstoßen. Vermutlich würde er sie zunächst gar nicht lesen wollen, aber noch vor dem Abend von seiner Neugier besiegt werden. Er würde seinen Computer wieder einschalten, und sein Naturell würde ihn dazu zwingen, über die ihm gestellte Frage nachzugrübeln.
    Sobald ich auf »Senden« gedrückt hatte, griff ich zum Telefon und rief Martyn im Observatorium Jordell an.
    Ich war erstaunt über den kühlen Empfang. In einer schroffen Art, die so gar nicht zu ihm passte, erklärte er mir, er habe viel Arbeit, und legte auf. Diese Abfuhr hinterließ bei mir ein
unangenehmes Gefühl. Martyn und ich hatten immer ein freundschaftliches Verhältnis gehabt, seine Haltung war mir unbegreiflich. Vielleicht hatte er persönliche Probleme, über die er nicht reden wollte.
    Gegen siebzehn Uhr hatte ich meine Korrespondenz erledigt, meine überfälligen Rechnungen bezahlt und meiner Nachbarin eine Schachtel Pralinen gebracht, um mich für die vielen Gefälligkeiten zu bedanken, die sie mir das Jahr über erwies. Daraufhin beschloss ich, zum kleinen Supermarkt an der Ecke zu gehen und meinen Kühlschrank aufzufüllen.
    Ich lief durch die schmalen Gänge, als der Inhaber unter dem Vorwand, ein Regal mit Konservendosen zu bestücken, neben mich trat.
    »Drehen Sie sich nicht gleich um, auf der anderen Straßenseite ist ein Mann, der Sie beobachtet.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist nicht das erste Mal, ich habe ihn schon bei Ihrem letzten Besuch bemerkt. Ich weiß nicht, in welcher Klemme Sie stecken, aber verlassen Sie sich auf meine Erfahrung, der da ist ein Schnüffler.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Sieht

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