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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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gewesen sei, dann wäre er inzwischen durch den Garten geflohen. Bei diesen alten Häuschen ist der erste Stock nicht hoch, knapp zwei Meter, und ein dichter Rasen dämpft den Aufprall. Ich dachte an das Schloss der Hintertür, das ich noch immer nicht hatte reparieren lassen. Vermutlich war er so ins Haus gelangt.
    Wir sollten eine Liste der gestohlenen Gegenstände erstellen und dann aufs Revier kommen, um Anzeige zu erstatten.
    Die Polizisten versprachen, sich in der Umgebung umzusehen und mich zu verständigen, sollten sie jemanden festnehmen.
    Keira und ich inspizierten jeden Raum. Meine Sammlung von Fotoapparaten war unversehrt, und die Brieftasche, die ich in eine Schale im Eingang gelegt hatte, war ebenfalls noch da.
    Während ich das Schlafzimmer untersuchte, rief Keira von unten: »Das Gartentor ist zu, ich habe es gestern Abend abgeschlossen. Wie ist der Typ also reingekommen?«
    »Bist du sicher, dass wirklich jemand da war?«
    »Sofern es in deinem Haus nicht spukt, bin ich ganz sicher.«
    »Wie hat sich der mysteriöse Dieb dann Zugang verschafft?«
    »Ich habe keine Ahnung, Adrian!«
    Ich versprach Keira, nichts würde jetzt mehr das romantische Abendessen stören, um das wir am Vortag gebracht worden
waren. Das Wichtigste war, dass ihr nichts passiert war, trotzdem war ich beunruhigt. Böse Erinnerungen an China … Ich wollte Walter anrufen, um ihm von den Ereignissen zu berichten, doch die Leitung war besetzt.

Amsterdam
    Jedes Mal, wenn Vackeers den großen Saal des Dam-Palastes durchschritt, begeisterte ihn aufs Neue die Schönheit des in den Marmorboden gravierten Planiglobs, doch am liebsten war ihm die dritte Darstellung, die eine riesige Himmelskarte zeigte. Draußen auf der Straße war es bereits dunkel, soeben waren die Straßenlaternen aufgeflammt, und ihre Lichter spiegelten sich in den ruhigen Grachten. Vor der Hausnummer 22 parkte eine große Limousine. Er begegnete einer Frau mit einem Kinderwagen, die ihm ein Lächeln schenkte, das Vackeers erwiderte, ehe er seinen Weg fortsetzte.
    Der Mann auf dem Motorrad und sein Sozius senkten die Visiere ihrer Helme. Der Motor heulte auf, und die Maschine raste über die Seitenallee. Ein verliebtes Pärchen lehnte an einem Baum und küsste sich. Ein Lieferwagen, der in zweiter Reihe parkte, blockierte den Verkehr, sodass sich nur die Fahrräder zwischen den Autos hindurchschlängeln konnten.
    Der Beifahrer auf dem Soziussitz packte den Schlagstock, den er im Ärmel seines Blousons verborgen hatte.
    Die junge Frau mit dem Kinderwagen drehte sich um, das Paar hörte auf, sich zu küssen.
    Vackeers ging über die Brücke, als er plötzlich einen stechenden Schmerz im Rücken verspürte. Er rang nach Luft, dann sank er auf die Knie, versuchte vergeblich, sich an einem Laternenpfahl festzuhalten, und fiel bäuchlings zu Boden. Er spürte den Geschmack von Blut in seinem Mund und glaubte,
sich bei seinem Sturz auf die Zunge gebissen zu haben. Noch nie hatte er so sehr gelitten. Bei jedem Atemzug hatte er das Gefühl, seine Lunge stünde in Flammen. Die verletzten Nieren bluteten stark, und die inneren Blutungen drückten von Sekunde zu Sekunde mehr auf sein Herz.
    Um ihn herum breitete sich eine eigenartige Stille aus. Er nahm die wenigen Kräfte zusammen, die ihm verblieben waren, und hob den Kopf. Passanten eilten ihm zu Hilfe, in der Ferne hörte er das Heulen einer Sirene. Die Frau mit dem Kinderwagen war nicht mehr da. Das verliebte Paar war verschwunden, der Motorradbeifahrer machte ihm ein obszönes Handzeichen, und die Limousine bog um die Straßenecke.
    Vackeers umklammerte das Handy in seiner Tasche, drückte auf einen Knopf, führte es mühsam ans Ohr und hinterließ Ivory eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.
    »Ich bin es«, hauchte er, »ich fürchte, der üble Streich, den wir Sir Ashton gespielt haben, hat ihm gar nicht gefallen.«
    Ein Hustenanfall hinderte ihn daran weiterzusprechen, Blut rann aus seinem Mund, er spürte die laue Flüssigkeit, und sie tat ihm gut. Er fror, und der Schmerz wurde immer heftiger. Vackeers verzog das Gesicht.
    »Wir werden leider nicht mehr gemeinsam spielen können. Das wird mir sehr fehlen, mein Lieber, und ich hoffe, Ihnen auch.«
    Ein neuer Hustenanfall, und wieder das unerträgliche Brennen. Das Telefon drohte seiner Hand zu entgleiten, er konnte es nur mit Mühe festhalten.
    »Ich freue mich, dass ich Ihnen letztes Mal dieses kleine Geschenk gemacht habe, nutzen Sie es gut. Sie werden mir fehlen,

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