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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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aus wie ein Bulle, verhält sich auch wie ein Bulle, ist aber keiner, glauben Sie mir. Solche Typen gehören zum schlimmsten Abschaum.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich habe Cousins, die hinter Gittern sitzen, nichts Schlimmes, Schmuggel von Waren, die unglücklicherweise vom Lastwagen gefallen sind.«
    »Ich glaube, Sie irren sich«, erklärte ich, nachdem ich einen Blick nach draußen riskiert hatte.
    »Wie Sie wollen, aber wenn Sie es sich anders überlegen, mein Lagerraum hinter dem Laden ist offen. Er führt auf
einen Innenhof, von dort gelangen Sie ins Nachbarhaus, das einen Ausgang zur Parallelstraße hat.«
    »Das ist aber nett von Ihnen.«
    »Sie kaufen ja schon so lange hier ein … Es täte mir leid, einen Stammkunden zu verlieren.«
    Der Mann kehrte hinter seinen Tresen zurück. Wie zufällig näherte ich mich dem Drehständer vor dem Fenster, wählte eine Zeitung und nutzte erneut die Gelegenheit, um einen Blick auf die Straße zu werfen. Der Besitzer hatte nicht unrecht, auf der anderen Seite parkte ein Auto, dessen Fahrer mich zu beobachten schien. Ich beschloss, mich selbst zu überzeugen, trat aus dem Supermarkt und lief direkt auf ihn zu. Als ich die Fahrbahn überquerte, heulte plötzlich der Motor auf, und der Wagen schoss davon.
    Der Besitzer sah mich kopfschüttelnd an und zuckte mit den Schultern. Ich kehrte zu ihm zurück, um meine Einkäufe zu bezahlen.
    »Das ist zugegebenermaßen äußerst merkwürdig«, sagte ich und reichte ihm meine Kreditkarte.
    »Sie waren doch in letzter Zeit in nichts Illegales verwickelt?«, erkundigte er sich.
    Die Frage schien mir ziemlich ungehörig, aber er stellte sie so treuherzig, dass ich ihm nicht böse sein konnte.
    »Nicht dass ich wüsste«, gab ich zurück.
    »Sie sollten Ihre Einkäufe hier lassen und schnell nach Hause gehen.«
    »Warum?«
    »Der Kerl schien Sie zu beobachten, vielleicht sollte er Schmiere stehen.«
    »Für was?«
    »Solange Sie hier sind, kann man sicher sein, dass Sie nirgendwo anders sind, falls Sie verstehen, was ich meine.«

    »Und wo wäre ich nicht?«
    »Zum Beispiel in Ihrer Wohnung.«
    »Sie glauben, dass …«
    »… dass, wenn Sie noch lange rumreden, Sie vielleicht zu spät kommen. Bestimmt sogar!«
    Ich nahm meine Einkäufe und begab mich eilig nach Hause. Alles war, wie ich es verlassen hatte, keine Spuren eines Einbruchs an der Tür, und auch drinnen schien nichts den Verdacht meines Händlers zu bestätigen. Ich stellte meine Sachen in die Küche ab und beschloss, Keira von der Akademie abzuholen.

    Keira streckte sich gähnend und rieb sich die Augen. Sie klappte ihr Buch zu und stellte es an seinen Platz zurück. Dann verließ sie die Bibliothek, verabschiedete sich von Walter und ging zur U-Bahn.

    Grauer Himmel, Nieselregen, nasse Bürgersteige, ein typischer Londoner Winterabend. Der Verkehr war eine Katastrophe. Fünfundvierzig Minuten Stop-and-go, bis ich mein Ziel erreichte, und weitere zehn, um einen Parkplatz zu finden. Als ich die Autotür abschloss, verließ Walter gerade die Akademie. Er hatte mich auch gesehen und kam über die Straße zu mir.
    »Haben Sie Zeit, ein Glas mit mir zu trinken?«, fragte er.
    »Ich hole nur schnell Keira ab, dann treffen wir uns im Pub.«
    »Daraus wird wohl nichts werden. Sie ist vor einer guten halben Stunde gegangen.«
    »Sind Sie sicher?«

    »Sie hat sich von mir verabschiedet, und wir haben uns in meinem Büro ein wenig unterhalten. Also, was ist jetzt mit dem Bier?«
    Ich sah auf meine Uhr, das war die schlimmste Zeit, um durch London zu fahren. Ich würde Keira anrufen, sobald wir im Trockenen säßen, und ihr sagen, dass ich später käme.
    Der Pub war brechend voll, Walter kämpfte sich zur Theke durch. Er bestellte zwei Pints und reichte mir eins über die Schulter eines Mannes hinweg, der sich zwischen uns gedrängt hatte. Dann zog er mich in den hinteren Teil des Lokals, wo gerade ein Tisch frei wurde. Der Lärmpegel war fast unerträglich, trotzdem nahmen wir dort Platz.
    »Na, wie war die kleine Reise nach Schottland?«, schrie Walter.
    »Wunderbar - wenn man Heringe mag. Ich dachte immer, auf dem Atacama-Hochplateau wäre es kalt, aber auf Yell ist es noch eisiger und außerdem feucht!«
    »Haben Sie gefunden, was Sie gesucht haben?«
    »Keira schien begeistert, das ist schon mal was. Doch ich fürchte, wir müssen bald wieder los.«
    »Diese Geschichte wird Sie noch ruinieren!«, brüllte Walter.
    »Schon geschehen!«
    In meiner Tasche vibrierte das

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