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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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gesagt, dass Ihr angeblich so feiner Professor ebender Mann ist, der den Stein von mir gekauft hat. Und ich bitte Sie, mir nicht zu widersprechen, ich bin es nicht gewohnt, dass ein dummes Ding mein Wort infrage stellt. Ich erwarte, dass Sie sich entschuldigen!«
    Keira verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Ich fasste sie bei der Schulter und drängte sie, der Aufforderung nachzukommen. Sie warf mir einen vernichtenden Blick zu und knurrte ein »Tut mir leid« in Richtung des Hausherrn, der sich glücklicherweise damit zufriedengab und bereit war, uns mehr zu erzählen.
    »Dieser Stein wurde im Nordwesten Sibiriens gefunden, wo wir eine Kampagne zur Ausgrabung vereister Gräber gestartet hatten. In dieser Gegend gibt es unzählige davon. Die Grabstätten, die seit Jahrtausenden durch das Eis geschützt sind, sind erstaunlich gut erhalten. Man muss die Dinge im Zusammenhang sehen; zu jener Zeit standen alle Forschungsprojekte unter der Oberhoheit des Zentralkomitees der Partei. Die
Archäologen wurden miserabel bezahlt und mussten unter extrem schwierigen Bedingungen arbeiten.«
    »Im Westen geht es uns nicht wirklich besser, und doch plündern wir die Fundstätten nicht!«
    Mir wäre lieber gewesen, Keira hätte sich diese Art von Kommentar verkniffen.
    »Jeder hat hier Schwarzhandel getrieben, um für seinen Unterhalt aufzukommen«, fuhr er fort. »Da ich in der Hierarchie der Partei eine etwas höhere Position innehatte, gingen Berichte, Genehmigungen und Zuschussbewilligungen über meinen Schreibtisch. Ich war beauftragt, die Neuentdeckungen in Augenschein zu nehmen und zu entscheiden, was nach Moskau ging und was in der Region bleiben konnte. Die Parteibonzen bedienten sich zuerst an den Schätzen, die den Republiken der Föderation zustanden, wir steckten nur eine kleine Provision ein. Manche Objekte gelangten gar nicht bis nach Moskau, sondern landeten in den Sammlungen westlicher Käufer. Und auf diese Weise machte ich eines Tages Bekanntschaft mit Ihrem Freund Thornsten. Er handelte im Auftrag von besagtem Professor Ivory, der sich leidenschaftlich für alles interessierte, was Skythen und Sumerer betrifft. Mir war klar, dass ich niemals bezahlt werden würde. Ich hatte in einem meiner Teams einen talentierten Epigrafiker und ließ ihn eine Kopie des Steins aus einem Granitblock anfertigen. Und jetzt sagen Sie mir bitte, was Sie zu mir geführt hat. Schließlich werden Sie nicht den Ural durchquert haben, um mir hundert Dollar zu überbringen.«
    »Ich folge den Spuren der Nomaden, die viertausend Jahre vor unserer Zeitrechnung eine lange Reise angetreten haben sollen.«
    »Um von wo nach wohin zu gelangen?«
    »Von Afrika ausgehend haben sie zunächst China erreicht -
dafür habe ich Beweise. Der Rest ist reine Hypothese. Ich vermute, sie sind in Richtung Mongolei abgebogen, haben dann Sibirien durchquert und sind schließlich den Jenissei-Fluss hinaufgezogen bis zur Karasee.«
    »Verdammt weiter Weg. Und mit welchem Ziel haben Ihre Nomaden all diese Kilometer zurückgelegt?«
    »Um über die Pol-Route den amerikanischen Kontinent zu erreichen.«
    »Das beantwortet nicht wirklich meine Frage.«
    »Um eine Nachricht zu überbringen.«
    »Und Sie haben geglaubt, ich könnte Ihnen helfen, die Existenz einer solchen Abenteuerreise zu beweisen? Wer hat Sie auf diese Idee gebracht?«
    »Thornsten. Er behauptet, Sie seien auf sumerische Zivilisationen spezialisiert. Ich denke mal, der Stein, den Sie uns soeben gezeigt haben, bestätigt, was er gesagt hat.«
    »Und wie haben Sie Thornsten kennengelernt?«, fragte Egorov mit schelmischer Miene.
    »Über einen Freund, der uns empfohlen hat, ihn aufzusuchen.«
    »Wirklich amüsant.«
    »Ich sehe nicht, was daran amüsant sein soll.«
    »Und dieser Freund soll Ivory nicht kennen?«
    »Nicht dass ich wüsste!«
    »Sind Sie bereit zu schwören, dass sie sich nie begegnet sind?«
    Egorov hielt Keira sein Telefon hin und sah sie herausfordernd an.
    »Entweder Sie sind dumm wie Stroh oder Sie sind beide von geradezu beunruhigender Naivität. Rufen Sie diesen Freund an und stellen Sie ihm die Frage!«
    Keira und ich sahen Egorov an, ohne zu verstehen, worauf
er hinauswollte. Keira griff zu dem Hörer, wählte die Nummer von Max und entfernte sich ein Stück, was mich, um ehrlich zu sein, aufs Höchste enervierte. Als sie wenige Augenblicke später zurückkam, schien sie ganz aufgelöst.
    »Du kennst seine Nummer auswendig?«, fragte ich.
    »Bitte nicht jetzt,

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