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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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konnte. Keira sprang mit einem Satz auf die Daunendecke und forderte mich auf, ihr zu folgen. Ich hatte sie nicht so glücklich gesehen, seitdem … Nein, ich hatte sie einfach noch nie so glücklich gesehen. Ich hatte mehrmals mein Leben aufs Spiel gesetzt, hatte Tausende Kilometer zurückgelegt, um sie wiederzufinden. Dabei hätte es gereicht, ihr eine Schaufel und ein Sieb in die Hand zu drücken - hätte ich das nur geahnt! Aber letztlich konnte ich froh sein, dass es so leicht war, die Frau, die ich liebte, glücklich zu machen. Sie streckte sich, zog ihren Pullover und den BH aus und ermahnte mich mit einem verführerischen Lächeln, nicht zu trödeln. Das war auch nicht meine Absicht.

Kent
    Der Jaguar fuhr zügig über die schmale Landstraße, die zum Herrenhaus führte. Sir Ashton, der auf der Rückbank saß, blätterte in einer Akte. Schließlich klappte er sie zu und gähnte. Das Autotelefon klingelte, sein Chauffeur kündigte einen Anruf aus Moskau an und reichte ihm den Hörer.
    »Wir haben Ihre beiden Freunde am Bahnhof von Irkutsk nicht abfangen können. Ich weiß nicht, wie sie es angestellt haben, doch sie sind der Wachsamkeit unserer Männer entkommen«, erklärte MOSKAU.
    »Eine höchst unerfreuliche Nachricht!«, knurrte Ashton.
    »Sie befinden sich am Baikalsee im Haus eines Antiquitätenschmugglers«, fuhr MOSKAU fort.
    »Und worauf warten Sie, um sie festzunehmen?«
    »Dass sie das Anwesen verlassen. Egorov hat gute Kontakte in der Region, seine Datscha wird von einer kleinen Privatarmee bewacht, und ich will nicht, dass eine simple Festnahme in einem Blutbad endet.«
    »Ich habe Sie schon weniger zimperlich erlebt.«
    »Ich weiß, Sie können sich nicht daran gewöhnen, aber auch in unserem Land gibt es Gesetze. Wenn meine Männer eingreifen und die von Egorov zurückschießen, wird es schwierig sein, den Behörden die Gründe für einen solchen Angriff mitten in der Nacht plausibel zu machen, vor allem ganz ohne Durchsuchungsbefehl. Schließlich haben wir diesen beiden Wissenschaftlern rechtlich gesehen nichts vorzuwerfen.«

    »Ihr Besuch im Haus eines Antiquitätenschmugglers reicht nicht aus?«
    »Nein, das ist kein Delikt. Also fassen Sie sich in Geduld. Sobald sie ihr Schlupfloch verlassen haben, schnappen wir sie uns, ohne dass irgendjemand davon erfährt. Ich verspreche, sie Ihnen morgen Abend per Flugzeug nach London zu schicken.«
    Der Jaguar geriet ins Schleudern, und Ashton auf seiner Rückbank wäre beinahe der Hörer entglitten. Um seinem Missfallen Ausdruck zu geben, klopfte er wütend an die Trennscheibe.
    »Eine Frage«, fuhr MOSKAU fort. »Sie haben nicht zufällig etwas unternommen, ohne mich zu informieren?«
    »Was meinen Sie?«
    »Einen kleinen Zwischenfall in der Transsibirischen Eisenbahn. Eine Zugbegleiterin erlitt eine böse Kopfverletzung. Sie befindet sich noch immer im Krankenhaus mit einem Schädel-Hirn-Trauma.«
    »Tut mir leid, das zu erfahren, mein lieber Freund. Eine Frau zu schlagen, ist in der Tat ein unwürdiger Akt.«
    »Hätten Ihre Archäologin und ihr Freund sich nicht in dem Zug befunden, so hätte ich natürlich nicht den geringsten Zweifel an Ihrer Aufrichtigkeit. Nun hat sich aber herausgestellt, dass sich dieser unerhörte Angriff genau in dem Wagen der beiden ereignet hat. Ich nehme an, ich soll das als reinen Zufall und als nichts anderes werten. Sie hätten sich niemals erlaubt, hinter meinem Rücken zu handeln, nicht wahr?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Ashton. »Allein die Tatsache, dass Sie diese Möglichkeit in Betracht ziehen, kränkt mich.«
    Der Wagen machte erneut einen heftigen Schlenker. Ashton rückte seine Fliege zurecht und klopfte an die Scheibe vor
ihm. Als er den Hörer erneut ans Ohr hielt, hatte MOSKAU bereits aufgelegt.
    Ashton drückte auf einen Knopf, und die Trennscheibe hinter dem Sitz seines Chauffeurs glitt herunter.
    »Hören Sie jetzt endlich auf, mich so durchzuschütteln? Warum fahren Sie überhaupt so schnell? Soweit ich weiß, sind wir hier nicht auf einer Rennstrecke!«
    »Nein, Sir, aber wir fahren eine stark abschüssige Straße hinunter, und die Bremsen versagen ihren Dienst. Ich tue mein Möglichstes, rate Ihnen indes, sich anzuschnallen, weil ich fürchte, einen Graben anpeilen zu müssen, um dieses teuflische Gefährt zum Stehen zu bringen.«
    Ashton verdrehte die Augen, folgte aber der Aufforderung seines Fahrers. Dem gelang es mehr recht als schlecht, die nächste Kurve zu nehmen, doch dann hatte er

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