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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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Gestern kannten wir ihn noch gar nicht, und heute sind wir schon seine Partner. Ich weiß weder wohin wir gehen noch was uns erwartet.«
    »Ich auch nicht, doch ich spüre, dass wir uns dem Ziel nähern.«

    »Welchem Ziel, Keira - den Gräbern der Sumerer oder unseren eigenen?«
    »Okay«, sagte sie, schlug das Laken zurück und sprang aus dem Bett. »Fliegen wir zurück! Ich werde Egorov erklären, dass wir auf das Projekt verzichten, und wenn uns die Leibwächter gehen lassen, rufen wir ein Taxi, fahren zum Flughafen und nehmen die erste Maschine nach London. Ich mache einen Abstecher nach Paris und melde mich arbeitslos. Ach, übrigens, habt ihr in England Anspruch auf Arbeitslosengeld?«
    »Du brauchst jetzt nicht zynisch zu werden! Okay, wir machen weiter, aber vorher musst du mir etwas versprechen: Sobald sich die erste Gefahr abzeichnet, brechen wir alles ab.«
    »Definiere mir, was du unter Gefahr verstehst«, sagte sie und ließ sich auf der Bettkante nieder.
    Ich nahm ihr Gesicht in die Hände und antwortete: »Wenn jemand versucht, uns zu ermorden, dann sind wir in Gefahr! Ich weiß, deine Entdeckungslust ist größer als alles andere, doch du musst dir der Risiken bewusst sein, bevor es zu spät ist.«
     
    Egorov erwartete uns unten in der Eingangshalle. Er trug einen langen Umhang aus weißem Pelz und eine Schapka. Wenn ich geträumt hätte, Michel Strogoff zu begegnen, so hätte sich mein Wunsch erfüllt. Er reichte uns Mützen, Handschuhe und Hüte und zwei pelzgefütterte Parkas, nicht zu vergleichen mit unseren Mänteln.
    »Dort, wo wir hinfahren, ist es wirklich sehr kalt - hiermit sind Sie gut ausgerüstet. Wir brechen in zehn Minuten auf, meine Männer kümmern sich um Ihr Gepäck. Kommen Sie mit in die Parkgarage.«
    Der Fahrstuhl hielt auf der zweiten Ebene, wo eine ganze
Sammlung von Luxuskarossen - vom Sportcoupé bis zur Präsidentenlimousine - aufgereiht stand.
    »Ich sehe, Sie handeln nicht nur mit Antiquitäten«, sagte ich zu Egorov.
    »So ist es«, erwiderte dieser und öffnete die Wagentür.
    Zwei Limousinen vorneweg, zwei weitere hinter uns, so verließen wir die Garage und fuhren im Konvoi am See entlang.
    »Wenn ich mich nicht täusche«, sagte ich ein wenig später, »ist Westsibirien dreitausend Kilometer von hier entfernt. Haben Sie einen Halt für eine Pinkelpause vorgesehen oder fahren wir durch?«
    Egorov machte seinem Chauffeur ein Zeichen, der daraufhin scharf bremste.
    »Wollen Sie mir noch lange mit Ihren dämlichen Bemerkungen auf die Nerven gehen?«, fragte Egorov. »Wenn Ihnen diese Reise so missfällt, können Sie immer noch aussteigen.«
    Keira bedachte mich mit einem finsteren Blick, und ich entschuldigte mich bei Egorov, der mir die Hand entgegenstreckte. Wie kann man einen Handschlag verweigern, wenn man ein Gentleman ist? Der Wagen setzte sich erneut in Bewegung, und in der folgenden halben Stunde herrschte Schweigen. Die Straße führte durch einen verschneiten Wald. Etwas später erreichten wir Koty, ein entzückendes kleines Dorf. Der Konvoi verlangsamte das Tempo und bog in einen Feldweg, an dessen Ende wir zwei Hangars entdeckten, die von der Straße aus nicht sichtbar waren. Nachdem alle Wagen geparkt waren, bat uns Egorov, ihm zu folgen. Im Inneren standen zwei Helikopter, sehr große Modelle, wie sie von der russischen Armee für den Transport von Truppen und Material benutzt wurden. Ich hatte sie in Reportagen über den Sowjetisch-Afghanischen Krieg gesehen, aber natürlich nie aus dieser Nähe.
    »Sie werden mir wieder nicht glauben«, sagte Egorov und
trat auf einen der beiden Hubschrauber zu, »doch ich habe sie beim Spiel gewonnen.«
    Keira warf mir einen belustigten Blick zu und stieg ein.
    »Was sind Sie wirklich für ein Mensch?«, fragte ich Egorov.
    »Ein Verbündeter«, erwiderte er und klopfte mir auf die Schulter. »Und ich gebe die Hoffnung nicht auf, Sie davon zu überzeugen. Kommen Sie jetzt mit, oder wollen Sie im Hangar bleiben?«
    Das Innere war so geräumig wie die Kabine einer kleinen Linienmaschine. Über die Heckklappe beförderten Gabelstapler riesige Kisten in den Laderaum, wo diese von Egorovs Männern sicher festgezurrt wurden. Der mit Sitzen versehene Teil bot Platz für fünfundzwanzig Passagiere. Die Mil Mi-26 war mit einem Motor von elftausendzweihundertvierzig PS ausgestattet, was seinen Besitzer mit solchem Stolz zu erfüllen schien, als handelte es sich um eine Zucht von Rennpferden. Wir würden sechs Zwischenlandungen

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