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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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Sollte Ihr Projekt zum Erfolg führen, würde ich mehr verdienen als Geld. Die Zeiten, in denen
man die Toten mit ihren Gütern begraben hat, sind vorbei, ich werde weder diese Perserteppiche noch die Gemälde aus dem neunzehnten Jahrhundert, die meine Wände schmücken, mit ins Grab nehmen. Mir geht es um meine Ehre. Hätten wir vor dreißig Jahren nicht aus Angst vor unseren Vorgesetzten auf eine Publikation verzichtet, hätten unsere Arbeiten mich, wie Sie zu Recht sagten, zu einem anerkannten und respektierten Wissenschaftler gemacht. Diese Chance will ich mir nicht ein zweites Mal entgehen lassen. Wenn Sie einverstanden sind, führen wir dieses Projekt gemeinsam durch, und wenn wir etwas finden, das Ihre Theorien bekräftigt, wenn das Glück uns hold ist, dann präsentieren wir der wissenschaftlichen Gemeinschaft das Ergebnis unserer Entdeckungen. Sagt Ihnen dieser kleine Handel zu, ja oder nein?«
    Keira zögerte. Es war schwer, in der Situation, in der wir uns befanden, einen solchen Verbündeten abzuweisen. Die Protektion, die uns dieses Abkommen einbringen würde, war unschätzbar. Wäre Egorov bereit, auch noch die beiden bewaffneten Gorillas, die uns empfangen hatten, mitzunehmen, hätten wir das nächste Mal, wenn uns jemand nach dem Leben trachtete, den denkbar besten Schutz. Keira und ich wechselten fragende Blicke. Die Entscheidung lag bei uns beiden, doch als Kavalier der alten Schule ließ ich ihr den Vortritt, sie auszusprechen.
    Egorov schenkte Keira ein breites Lächeln.
    »Geben Sie mir diese hundert Dollar zurück«, sagte er dann in ernstem Tonfall.
    Keira zückte den Schein, den Egorov sogleich einsteckte.
    »Damit haben Sie zur Finanzierung der Reise beigetragen, und wir sind fortan Geschäftspartner. Nachdem die finanziellen Angelegenheiten, die Sie so zu beschäftigen scheinen, jetzt geregelt sind, können wir uns nun unter Wissenschaftlern auf
die organisatorischen Einzelheiten konzentrieren, um dieses gewaltige Ausgrabungsprojekt zum Erfolg zu führen.«
    Sie setzten sich an den Couchtisch und erstellten eine Liste mit allen nötigen Ausrüstungsgegenständen. Ich sage »sie«, weil ich mich bei diesem Gespräch ausgeschlossen fühlte. Übrigens nutzte ich die Gelegenheit, um die Bibliothek des Hausherrn näher in Augenschein zu nehmen. Ich entdeckte zahlreiche Archäologiewerke, ein altes Handbuch der Alchemie aus dem siebzehnten Jahrhundert, ein ebenso altes der Anatomie, das Gesamtwerk von Alexandre Dumas, eine Originalausgabe von Rot und Schwarz von Stendhal. Die Büchersammlung, die ich vor mir sah, musste ein wahres Vermögen wert sein. Eine astrologische Abhandlung aus dem vierzehnten Jahrhundert weckte mein besonderes Interesse, während Keira und Egorov weiter ihre Hausaufgaben machten.
    Als Keira gegen ein Uhr morgens endlich meine Abwesenheit bemerkte, kam sie zu mir und besaß die Frechheit, mich zu fragen, was ich denn da machte. Ich zog den Schluss, dass es sich eher um einen Vorwurf handelte, und gesellte mich zu ihr an den Kamin.
    »Es ist großartig, Adrian, wir haben alles nötige Material zur Verfügung und können Ausgrabungen im großen Rahmen durchführen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit es in Anspruch nehmen wird, aber mit einer solchen Ausrüstung haben wir große Chancen, das Fragment zu finden, sollte es sich tatsächlich irgendwo zwischen den sogenannten Riesen befinden.«
    Ich überflog die Liste, die sie zusammen mit Egorov erstellt hatte: Kellen, Spachtel, Bleifäden, Pinsel, Messgitter, GPS zur Positionsbestimmung, Pflöcke zum Abstecken der Planquadrate, Siebe, Waagen, anthropometrische Messgeräte, Kompressoren, Staubsauger, Stromaggregate und große Öllampen für nächtliche Arbeiten, Zelte, Digitalkameras, nichts schien in
dieser umfangreichen Aufstellung zu fehlen. Egorov griff zum Telefon. Kurz darauf erschienen zwei Männer im Salon. Er überreichte ihnen die Liste, woraufhin sie sich gleich wieder zurückzogen.
    »Alles wird bis morgen Mittag bereitstehen«, sagte er und gähnte.
    »Wie können Sie das so schnell beschaffen?«, fragte ich.
    Keira drehte sich zu Egorov um, der mich triumphierend ansah.
    »Das ist eine Überraschung. Aber jetzt müssen wir schlafen, es ist schon spät. Ich sehe Sie morgen zum Frühstück. Halten Sie sich bereit, wir brechen gegen Mittag auf.«
    Einer der beiden Leibwächter führte uns in unsere »Gemächer« - ein Zimmer wie in einem Luxushotel. Das Bett war so groß, dass man sich nach allen Seiten ausstrecken

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