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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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verkaufen. Ich suche einen Mann namens David Sharpe. Ihm steht eine kleinere Summe zu. Wohnt er hier?"
    „Wer?"
    „David Sharpe."
    „Kenne ich nicht."
    „Das hier ist die Adresse, die wir von ihm haben."
    „Nein, nie gesehen - warten Sie.... Wie war der Name?"
    „David Sharpe."
    „Ach, der. Der ist vor zwei Jahren schon ausgezogen."
    „So? Wissen Sie zufällig, wohin?"
    „Nein, leider nicht. Vielleicht liegt bei der Post ein Nachsendeantrag?"
    „Eine gute Idee. Vielen Dank."
    Die Visitenkarte dem Betreffenden förmlich aus der Hand reißend, ging Delaney von dannen.
    „Guten Morgen. Mein Name ist Barret, ich komme..."
    So ging es den ganzen Tag. Es war eine Katastrophe. Von den neun Eispickelkäufern waren drei ausgezogen, einer war gestorben, ein anderer lag im Krankenhaus, wieder ein anderer war gerade erst von einer Klettertour in Europa zurückgekommen, wo er sechs Monate gewesen war.
    Damit blieben nur noch drei Möglichkeiten. Delaney schaute kurz bei Barbara herein und beschloß, sich auch die letzten drei noch anzusehen, und zwar direkt. Er nannte seinen Namen und wies sich mit Dienstmarke und Ausweis aus. Nähere Gründe für seine Fragen gab er nicht an, und sie fragten auch nicht danach. Die Bemühungen Captain Delaneys von der New Yorker Polizei hatten nicht mehr Erfolg als die von Mr. Barrett von der Acme-Versicherung.
    Bei einem der Käufer handelte es sich um einen alten Herrn weit über achtzig, der den Eispickel seinem zwölfjährigen Urenkel zum Geburtstag geschenkt hatte.
    Der zweite war ein quicklebendiger, beinahe besessener junger Mann, der Delaney versicherte, er habe das Bergsteigen zugunsten von Fallschirmspringen aufgegeben. Auf Delaneys Drängen holte er seinen Eispickel aus der hinteren Ecke des Schrankes hervor. Er war völlig verstaubt und rostig, und der Captain fragte sich, ob er jemals benutzt worden war.
    Der dritte war ein junger Mann, der, als er Delaney die Tür aufmachte, auf den ersten Blick in seine Schablone zu passen schien: groß, schlank, behende, kräftig. Aber hinter ihm stand seine offensichtlich hochschwangere Frau. Als der Captain auf das Thema Eispickel zu sprechen kam, fingen beide an zu lachen. Offenbar hatte sie, ehe sie ihn heiratete, die Bedingung gestellt, daß er die Bergsteigerei an den Nagel hing. Das hatte er auch getan, und er zeigte Delaney bereitwillig seinen Eispickel. Da sie ihn als Vielzweckhammer benutzt hatten, sah der Hammerkopf arg mitgenommen aus.
    Langsam ging er nach Hause und dachte, was für ein Narr er doch sei, sich einzubilden, daß es so leicht sein würde. Doch er mußte zugeben, daß jeder versucht hätte, die Spur von der Waffe bis zu ihrem Besitzer zurückzuverfolgen. Das mußte getan werden, und er hatte es getan. Kein Ergebnis. Er wußte, daß ihm noch viele andere Wege offenstanden; trotzdem war die Enttäuschung groß.
    Er hatte gehofft - ganz einfach gehofft -, daß eine der mit einem grünen Reiter versehenen Karteikarten diejenige sein würde, welche...
    Als er nach Hause kam, fand er einen dicken Umschlag vor, den Mary für ihn in Empfang genommen hatte. Er riß ihn auf, doch als er merkte, um was es sich handelte, sah er sich den Inhalt gar nicht näher an. Es war ein Bericht vom Kriminalamt der Stadt New York, darunter auch der des Sonderdezernats. Damit war die Überprüfung der ersten 116 Namen abgeschlossen.
    Er lieferte den neuen Bericht am nächsten Morgen bei Monica Gilbert ab; ihre Einladung auf eine Tasse Kaffee lehnte er ab. Ob sie wohl verletzt war? Er hatte das Gefühl. Er seufzte und machte sich dann daran zu tun, was getan werden mußte - obwohl er genau wußte, daß nichts, aber auch gar nichts dabei herauskommen würde: Er überprüfte auch jene Käufer, die fortgezogen, gestorben oder im Ausland gewesen waren. Der Erfolg, wie vorausgesehen, gleich Null.

    Mary hatte einen Zettel hinterlassen: Mrs. Gilbert habe angerufen, ob der Captain bitte zurückrufen würde. Er tat es sogleich, und er konnte nicht die geringste Reserviertheit in ihrer Stimme entdecken. Sie berichtete, sie sei mit der Auswertung der Kriminalunterlagen fertig, habe alles in die Kartei übertragen und die entsprechenden Kartenreiter aufgesteckt. Er fragte sie, ob sie Lust habe, am nächsten Tag mit ihm zu Mittag zu essen, und sie sagte sofort zu.
    Sie aßen in einem Fischrestaurant in der Nachbarschaft, sprachen von den Schmerzen und Freuden des Lebens in der Stadt. Sie erzählte ihm von ihren vergeblichen Versuchen, Geranien vor

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