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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Welt mochte er jemals erpreßt haben! Delaney brummelte etwas von „muß mich wohl geirrt haben", machte, daß er wieder hinauskam und ließ den fetten kleinen Mann zitternd und schweißgebadet zurück.
    Danach ging er zu Barbara ins Krankenhaus. Es war Mittagszeit, und er fütterte sie. Dann las er ihr fast eine Stunde aus „Honey Bunch" vor: „Ihr erster kleiner Garten". Merkwürdigerweise beruhigte das Vorlesen ihn genausosehr wie sie, und als er nach Hause zurückkehrte, war er zwar noch immer in nachdenklicher, aber nicht mehr deprimierter Stimmung, sondern gerade in der richtigen Verfassung, um zügig zu arbeiten und nicht nach dem Warum und Wozu zu fragen. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, nahm einen Notizblock und entwarf sämliche Möglichkeiten, die ihm noch offenstanden:

    1. Er konnte hingehen und jeden Namen in Monicas Kartei überprüfen, schätzungsweise also 155 Personen.
    2. Er konnte Christopher Langleys Bericht abwarten und sich dann brieflich oder telefonisch mit jedem Geschäftsmann in Verbindung setzen, der Eispickel aus Westdeutschland führte.
    3. Er konnte auf die Liste von Calvin Case warten, aus der hervorgehen würde, welche Bewohner des 251. Reviers jemals bei 'Camper-Glück' oder in dem anderen Laden Bergsportartikel gekauft hatten. Als nächstes konnte er Monica bitten, an Hand ihrer Kartei die Gegenprobe zu machen und aufzupassen, daß auch wirklich jeder Kunde karteimäßig erfaßt war.
    4. Er konnte noch einmal das Geschäft aufsuchen, dessen Inhaber sich geweigert hatte, ihm Kassenbelege und Kundenkartei zur Verfügung zu stellen, und versuchen, ein wenig Druck auf den Mann auszuüben. Falls das nichts fruchtete, konnte er Thorsen bitten, ihm einen Haussuchungsbefehl zu verschaffen.
    5. Er konnte die neun Eispickel-Käufer ein zweites Mal überprüfen und die sechs, die ein Vorstrafenregister aufwiesen.
    6. Er konnte einen früheren Gedanken wieder aufgreifen und feststellen, ob es eine Fachzeitschrift für Bergsteiger gab und, wenn ja, sich die Abonnentenliste ausleihen; für den Fall, daß es einen Klub oder eine Gesellschaft für Bergsteiger gab, konnte er sich die Mitgliederliste ausbitten; er konnte in der öffentlichen Bibliothek im Bezirk des 251. Reviers nachfragen, wer Bücher über Bergsport auslieh.
    7. Wenn es sein mußte, würde er persönlich jeden einzelnen New Yorker Kunden aus der Adressenkartei von 'Camper-Glück' überprüfen. Das waren schätzungsweise rund zehntausend Einwohner von New York, und er würde jeden einzelnen von ihnen unter die Lupe nehmen.
    Er wußte, daß das Unsinn war. Wenn er über die fünfhundert Kriminalbeamte der „Sonderkommission Lombard" verfügt hätte, hätte er das tun können, aber nicht allein - auch in fünf Jahren würde er das nicht schaffen. Wie viele Opfer würde es bis dahin geben?
    All das waren Überlegungen, bei denen nichts herauskam. Eines quälte ihn, und er wußte auch, was.
    Was war, wenn Calvin Case spätabends und todmüde den Kassenbeleg eines Eispickel-Käufers übersah?
    Was war, wenn Christopher Langley im Gebiet von New York ein Laden, der Eispickel führte, entgangen war?
    Was war, wenn Monica Gilbert aus irgendeinem Grund übersehen hatte, ein in den Kriminalakten ausgewiesenes Gewaltverbrechen auf ihren Karteikarten zu notieren?
    Und was war, wenn er, Captain Edward X. Delaney, die Lösung dieses ganzen gottverdammten Problems, obwohl sie direkt vor seiner großen Nase lag, nicht finden konnte, nur weil er zu dumm dazu war, nichts als zu dumm?

    Der Captain ging alle Möglichkeiten, die er sich ausgedacht hatte, noch einmal durch - und schob die Liste fort. Alles Unsinn! Er rief Monica Gilbert an.
    „Monica? Hier Edward. Störe ich?"
    „Aber nein."
    „Haben Sie ein paar Minuten Zeit? Ich würde Sie gern etwas fragen. Sie haben gestern beim Mittagessen etwas gesagt, auf das ich mich nicht mehr besinnen kann. Ich habe das Gefühl, daß es wichtig ist, und es bohrt in mir, aber ich kann mich um alles in der Welt nicht daran erinnern. Worüber haben wir geredet?"
    „Worüber wir geredet haben?" sagte sie. „Mal sehen... Ich hab Ihnen von den Geranien erzählt. Sie haben von ihrem kleinen Garten hinter dem Haus berichtet."
    „Nein, nein", sagte er ungeduldig. „Es muß irgend etwas mit dem Fall zu tun haben. Haben wir beim Essen darüber gesprochen?"
    „Nein, ich wüßte nicht..." sagte sie zweifelnd. „Als wir mit dem Kaffee fertig waren, sagten sie, Sie würden sich gern die Kartei einmal

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