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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Vielleicht auch schon früher. Und dieses Risiko kann ich nicht eingehen."
    Seltsamerweise fragte niemand, woher er den Terminplan des Mörders kannte. Sie glaubten ihm einfach.
    „Und deshalb bin ich heute abend hierhergekommen", fuhr Delaney fort. „Ich brauche drei Beamte in Zivil und einen neutralen Wagen mit zwei Leuten, damit ich den Kerl beschatten kann, und zwar ab sofort. Entweder wird diese Forderung erfüllt, oder ich werfe alles hin, lasse Broughton den Ruhm einheimsen und finde mich damit ab. Bisher hatte ich nur eine Spur, auf die ich ihn hätte setzen können. Doch jetzt hab ich, wonach Broughton giert."
    Seine Forderung kam so plötzlich und unerwartet, daß die anderen ganz erschrocken waren. Sie sahen sich an.
    „Hm", meinte Thorsen nach einer Weile. „Es müßte heute abend noch sein."
    „Das geht auch", sagte Delaney unbewegt und starrte Thorsen an. „Mir ist es schnuppe, woher Sie die Leute nehmen. Holen Sie sie meinetwegen von Staten Island rüber. Der Kerl muß jedenfalls beschattet werden. Heute nacht und jede Nacht, bis ich weiß, wie ich ihn fasse."
    Schweigen im Eßzimmer, wo die vier Männer standen. Verging eine Minute, oder fünf, oder zehn? Der Captain wußte es nicht. Schließlich seufzte Alinski tief auf, hob den Kopf und sah Thorsen und Johnson an.
    „Ich bitte Sie vielmals um Entschuldigung", sagte er leise. „Ich möchte mit Captain Delaney gern ein paar Worte unter vier Augen sprechen. Es dauert nicht lange. Könnten Sie uns bitte allein lassen ? "
    Wortlos gingen sie hintereinander hinaus. Johnson machte die Tür von außen zu.
    Alinski sah Delaney an und lächelte. „Wollen wir uns nicht setzen?" fragte er.
    Delaney nickte, und sie nahmen auf den gepolsterten Lehnstühlen einander gegenüber am Eßtisch Platz.
    „Sie rauchen keine Zigarren?" fragte Alinski.
    „Nicht mehr. Das heißt, nur gelegentlich. Aber nicht sehr oft."
    „Eine üble Angewohnheit." Alinski nickte. „Aber schließlich sind alle genußreichen Angewohnheiten von Übel. Ich habe mir Ihre Akte angesehen. 'Eisenarsch'. Hab ich recht?"
    „Ja."
    „Mich hat man in jüngeren Jahren 'Hitzkopf' genannt."
    Delaney lächelte.
    „Gute Beurteilungen", sagte Alinski. „Wieviel Belobigungen?"
    „Das weiß ich nicht."
    „Sie sind beim Zählen wohl nicht mehr mitgekommen. Eine ganze Menge jedenfalls. Sie waren im Zweiten Weltkrieg bei der Army. Bei der Militärpolizei."
    „Ja, das stimmt."
    „Eine Frage, Captain: Sind Sie der Ansicht, daß die Streitkräfte - Army, Navy und Air Force - an der Spitze einer zivilen Institution unterstellt sein sollten — dem Präsidenten, dem Verteidigungsminister und so weiter?"
    „Selbstverständlich."
    „Und sind Sie der Meinung, daß auch die Polizei von New York grundsätzlich einer zivilen Institution unterstehen sollte? Daß also der Commissioner, der ranghöchste Beamte der Polizei, vom Bürgermeister ernannt werden sollte, einem zivilen Politiker?"
    „Ja... ich glaube schon", sagte Delaney langsam. „Mir gefällt es genausowenig wie jedem anderen Polizisten, daß von ziviler Seite in Polizeibelange hineingeredet wird. Trotzdem glaube ich, daß die Polizei der Kontrolle irgendeiner zivilen Behörde unterstellt sein sollte, damit sie nicht eine völlig autonome Körperschaft wird. Eine gewisse Art von ziviler Kontrolle ist das geringere von zwei Übeln."
    Alinski lächelte säuerlich. „Eine ganze Reihe von Entscheidungen in dieser Welt laufen letzten Endes darauf hinaus." Er nickte. „Das geringere von zwei Übeln. Thorsen und Johnson haben mir gesagt, Sie seien ein völlig unpolitischer Mensch. Dann interessieren Sie sich also so gut wie nicht für innenpolitische Intrigen und Fehden, die Cliquenwirtschaft und so weiter. Stimmt das?" „Ja."
    „Sie möchten, daß man Sie in Ruhe Ihre Arbeit tun läßt?"
    „Das stimmt."
    Der Stellvertretende Bürgermeister nickte abermals. „Wir sind Ihnen eine Erklärung schuldig", sagte er. „Sie wird zwar nicht ganz umfassend sein, da es ein paar Dinge gibt, die Sie nicht unbedingt zu wissen brauchen. Außerdem drängt die Zeit. Wir müssen alle um sieben im Rathaus sein. Nun ja...
    Vor etwa drei Jahren kam es in der engeren Umgebung des Bürgermeisters zu einem sehr ernst zu nehmenden Vertrauensbruch. Dieser 'innere Kreis' besteht aus rund einem Dutzend Personen -den engsten persönlichen Freunden des Bürgermeisters, seinen Beratern, ein paar Medien-Experten, Leuten, die den Wahlkampf finanzieren helfen, Gewerkschaftern

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