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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Sie das wollen. Aber den Triumph, daß ich Ihnen Leute zur Verfügung stelle, gönne ich ihm nicht."
    „Na gut", sagte der Captain mit leiser Stimme. Er ging an Alinski, Thorsen und Johnson vorbei zur Tür. „Sie können Ihre vierundzwanzig Stunden haben."
    Er bahnte sich durch die jetzt von Männern wimmelnde Diele seinen Weg nach draußen. Er beachtete niemand und sprach mit niemandem, wiewohl einer seinen Namen rief.
    Alinski sah die beiden Männer im Eßzimmer erstaunt an. „Er hat sich so leicht einverstanden erklärt", sagte er. „Vielleicht hat er übertrieben. Vielleicht besteht für heute nacht doch keine Gefahr. Er hat jedenfalls nicht sehr hartnäckig um die Verstärkung gekämpft."
    Thorsen sah ihn an und blickte dann in die Diele hinaus, wo die anderen warteten.
    „Sie kennen Edward nicht", sagte er fast wehmütig.
    „Das stimmt", Inspector Johnson gab ihm recht. „Der wird sich heute nacht die Füße abfrieren."
    Er war nicht wütend, ja nicht einmal erbost. Es gab Dinge, die für sie Vorrang hatten, und für ihn hatten nun mal andere Vorrang. Sie hatten die „Gruppe" und die „Gegengruppe". Er hatte Daniel G. Blank. Es war interessant, dem Stellvertretenden Bürgermeister zuzuhören, und vermutlich waren ihre Sorgen gerechtfertigt. Aber er war nun schon seit so vielen Jahren bei der Polizei, er hatte viele Machtkämpfe miterlebt; ihm persönlich fiel es schwer, in diesen politischen Kämpfen Stellung zu beziehen. Irgendwie hatte die Polizei immer überlebt. Im Augenblick galt sein Interesse nur Dan, seinem guten Freund Dan.
    Mit eiligen Schritten ging er nach Hause und rief sofort Barbara an, doch es war Dr. Louis Bernardi, der an den Apparat kam.
    „Was ist los?" wollte Delaney wissen. „Ist mit Barbara alles in Ordnung?"
    „Alles in Ordnung, Captain", beschwichtigte ihn der Arzt. „Wir sind gerade bei einer kleinen Untersuchung."
    „Glauben Sie, daß das neue Medikament anschlägt?"
    „Es wird, es wird", sagte Bernardi munter. „Macht sie vielleicht ein bißchen reizbar, aber das gehört dazu. Es beunruhigt mich nicht."
    Ach, du Mistkäfer, dachte Delaney wieder. Was beunruhigt dich schon? Warum solltest du auch?
    „Ich denke, wir geben ihr etwas, damit sie heute nacht gut schläft", fuhr Bernardi mit seiner öligen Stimme fort. „Etwas ganz Harmloses. Vielleicht wäre es das beste, Sie würden heute abend auf Ihren Besuch verzichten, Captain. Lange und ungestört schlafen zu können, wird unserer Barbara gut tun."
    „Unserer Barbara!" Delaney hätte ihm den Hals umdrehen mögen.
    „Na gut", sagte er kurz angebunden. „Dann komme ich morgen wieder."
    Er warf einen Blick auf die Uhr: fast halb acht. Viel Zeit blieb ihm nicht. Er ging ins Schlafzimmer hinauf und zog sich um. Schmerzliche Erfahrungen hatten ihn gelehrt, was man winters bei einer Nachtwache zu tragen hatte.
    Besonders warme Unterwäsche: lange Unterhosen und ein langärmeliges Hemd. Ein paar leichte Baumwollsocken und darüber dicke Wollsocken. Die Hose seiner alten Winteruniform glänzte, die Jacke war an den Ärmeln durchgescheuert, doch Zivilzeug, das so warm gewesen wäre wie der gute alte Wollstoff der Uniform, gab es nicht. Dann seine bequemen Polizistenschuhe mit einem Paar Gummigaloschen darüber, obwohl es draußen trocken und weder Regen noch Schnee vorausgesagt worden war.
    Er schloß die Nachttischschublade auf, in der er seine Waffen verwahrte. Drei Pistolen:den 9-mm-Dienstrevolver, eine 7,6-mm-'Taschenpistole' mit einem nur 5 cm langen Lauf und eine 10-mm-Automatik, die er 1946 aus Army-Beständen hatte mitgehen lassen. Er wählte die kleine Taschenpistole und lud sie. Einen Pistolengurt schnallte er nicht um, sondern begnügte sich, die schwarze Pistolentasche an seinem Leibriemen zu befestigen.
    Seine Ausweise kamen in die innere Brusttasche. Ein lederbezogener Schlagstock paßte gehau in die lange, schmale, eigens eingearbeitete Tasche im rechten Hosenbein. Handschellen in die rechte Hosentasche, und zuletzt steckte er noch eine aus Stahlgliedern bestehende „Hundekette" ein, gerade lang genug, daß sie um ein Handgelenk paßte, mit kräftigen Griffen an beiden Enden.
    In der Küche machte er sich ein dickes Wurstbrot mit Zwiebelscheiben zurecht, wickelte es in Pergamentpapier und steckte es in die Tasche seines Zivilwintermantels. Eine Taschenflasche füllte er mit Kognak - die kam in die Brusttasche seines Mantels. Er fand seine lammfellgefütterten Ohrenschützer und seine pelzgefütterten

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