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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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er ihn überwacht. Der Mann hatte sich wie jeder andere abendliche Spaziergänger benommen, der nur kurz noch einmal ausgegangen war, um für seine Freunde und Bekannten ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Also?
    Trotzdem bohrte es in ihm. Irgend etwas. Delaney wickelte sein halbes Wurstbrot wieder aus, nahm sein Aufundabgehen wieder auf. Er mußte noch einmal ganz von vorn anfangen und sich an alles erinnern, was sein Freund getan hatte, jede Handlung, jede Bewegung.
    Zuerst hatte er ihn im Inneren der Eingangshalle erspäht, wie er mit dem Pförtner sprach. Dann war Blank herausgekommen und hatte zum Himmel aufgeschaut, sich den Mantel zugeknöpft, den Kragen hochgeschlagen und war in westlicher Richtung davongegangen. Nichts Besonderes an alledem.
    Er ließ alles noch einmal genau Revue passieren: wie er langsam die 3rd Avenue entlanggegangen, vor der Tierhandlung stehengeblieben war, dann die Spirituosenhandlung betreten, seine Weihnachtsliste dagelassen und sich dann auf den Heimweg gemacht hatte. Was ließ Delaney nicht los? Er griff in die innere Manteltasche, um sich noch einen Schluck Kognak zu genehmigen.
    Ah! Ah! Jetzt hatte er es!
    Blank hatte, als Delaney ihn entdeckte, mit einem Pförtner gesprochen. Mit aufgeknöpftem Mantel, die Linke in der Manteltasche. Dann war er unter das Vordach getreten und hatte sich den Mantel mit der rechten Hand zugeknöpft, mit der Rechten den Kragen hochgeschlagen. Bis jetzt war die Linke noch nicht in Aktion getreten — richtig.
    Dann war er losgegangen. Beide Hände in den Manteltaschen vergraben. War gegangen, er ihm immer auf den Fersen. Der Halt bei der Tierhandlung - nichts. Doch jetzt beobachtet er unter der Krempe seines steifen Homburg hervor Blank im Innern des Spirituosengeschäfts. Die rechte Hand greift in die rechte Manteltasche, zieht einen Zettel hervor. Er faltet ihn mit der Rechten auf dem Ladentisch auseinander. Reicht ihn mit der Rechten dem Verkäufer. Der Verkäufer zeigt Blank die eingepackte Whiskyflasche. Dan greift mit der rechten Hand nach ihr, inspiziert sie, ist einverstanden, gibt sie dem Verkäufer zurück. Immer noch bleibt die Linke untätig. Wietot. Die Rechte greift in die Manteltasche, kommtmiteinem halben Dutzend Weihnachtskarten wieder hervor, die den Flaschen beigelegt werden sollen. Dann zieht die Rechte die Brieftasche hervor. Die Summen werden addiert. Blank bezahlt. Das Wechselgeld verschwindet in der rechten Manteltasche. Linke Hand, wo bleibst du?
    Captain Delaney blieb unvermittelt stehen. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen, und er mußte lachen. Es war so wunderbar. Das waren die Details immer. Welcher Mann würde schon seine Weihnachtsliste, die Weihnachtskarten und die Brieftasche in der rechten Manteltasche mit sich herumtragen? Antwort: Niemand. Delaney jedoch besaß einen schönen, maßgeschneiderten Uniformmantel, der im Innern der Taschen klappenbesetzte Schlitze aufwies, damit er an seine Pistolentasche herankam, ohne erst umständlich den Mantel aufknöpfen zu müssen.

    Natürlich! Auf diese Weise hatte Dan den Whisky bezahlt. Er hatte durch den Mantel nach der Liste in der Jackentasche gegriffen. Durch den Mantel gegriffen, um die Brieftasche herauszuholen. Durch den Mantel gegriffen, um aus einer Jacken- oder Hosentasche die Weihnachtskarten herauszuholen, die er den Flaschen beigelegt haben wollte.

    Wunderbar!
    Wunderbar nicht deshalb, weil Daniel G. Blank auf diese Weise seine Weihnachtsgeschenke verschickte, sondern weil Danny-Boy auf diese Weise Menschen umbrachte. Schlitze in den Taschen. Die Linke in der Tasche, durch den Schlitz gesteckt, hielt den Eispikkel. Der Mantel nicht zugeknöpft. Unbehindert konnte er die Rechte schwenken. Dann, im Augenblick des Zusammentreffens, rasch den Eispickel in die rechte Hand übergeben - und zuschlagen. Ganz schön gerissen! Mein Gott, war das gerissen!
    Delaney hielt weiterhin Wache. Er wußte, wußte einfach, daß Blank in dieser Nacht nicht mehr ausgehen würde. Doch das spielte keine Rolle. Delaney würde bis zum Tagesanbruch weiter auf und ab gehen. Dabei hatte er jedenfalls Zeit, über alles nachzudenken.
    Zeit nachzudenken. Der Fall der unsichtbaren linken Hand. Was war die Lösung dafür? Es gab zwei Möglichkeiten, dachte Delaney. Erstens: Die linke Hand war wirklich durch den Schlitz in der Manteltasche gesteckt und hielt an Stiel oder Schlaufe tatsächlich den Eispickel. Doch das wollte dem Captain nicht recht glaubhaft erscheinen. Als er ihn in der hell

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