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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Infektion. Was halten Sie davon?"
    „Das gefällt mir gar nicht", sagte Delaney mit steinernem Gesicht.
    „Mir auch nicht." Bernardi nickte. „Zunächst einmal steht fest, Ihre Frau ist krank. Das ist von größter Wichtigkeit. Zweitens ist es eine Schlappe für mich. Was ist das für eine Infektion? Ich weiß es nicht. Und das ist peinlich."
    'Peinlich', dachte Delaney wütend. 'Von größter Wichtigkeit'. Wie konnte man so etwas nur sagen! Der Mann kannte sich in den Feinheiten der englischen Sprache nicht aus. War er Italiener, Libanese, Grieche, Syrer, Araber? Was zum Teufel war er eigentlich?
    „Schließlich und endlich", sagte Dr. Bernardi und vergewisserte sich in der Krankengeschichte, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag, „müssen wir über das Fieber nachdenken. Es ist jetzt ungefähr sechs Wochen her, daß Ihre Frau zum erstenmal zu mir kam und sich über - ich zitiere: 'Fieber und leichte Anfälle von Schüttelfrost' beklagte. Bei diesem ersten Besuch war die Temperatur nur leicht erhöht. Nichts Ungewöhnliches. Tabletten gegen eine Erkältung, Grippe, Virusinfektion - was Sie wollen. Keine Besserung. Neuer Besuch. Höhere Temperatur, nicht sonderlich hoch, aber immerhin bedenklich. Daraufhin Antibiotika. Jetzt kommt sie zum drittenmal, und die Temperatur ist noch weiter gestiegen. Die plötzlichen Schüttelfrostanfälle hören nicht auf. Und darüber mache ich mir Sorgen."
    „Nun ja, sie macht sich Sorgen, und ich mache mir Sorgen", sagte Delaney mit unbewegter Miene.
    „Selbstverständlich", begütigte Bernardi. „Und jetzt findet sie viel ausgegangenes Haar in ihrem Kamm, was zweifellos auf das Fieber zurückzuführen ist. Nichts Ernsthaftes, aber immerhin... Über den Ausschlag an den Innenseiten ihrer Schenkel und Unterarme sind Sie unterrichtet?"
    „Ja."
    „Das ist zweifellos wiederum eine Folge des Fiebers, das auf der Infektion beruht. Ich habe ihr etwas zum Einreiben verschrieben. Keine Heilsalbe, aber etwas, das den Juckreiz wegnimmt."
    „Sie sieht so gesund aus."
    „Was Sie sehen, ist das Fieber, Captain! Trauen Sie dem rosigen Schimmer der Gesundheit nicht! Diese leuchtenden Augen und die geröteten Wangen! Uff! Das ist die Infektion."
    „Was für eine Entzündung?" rief Delaney wütend. „Was zum Teufel ist es? Krebs?"
    Bernardis Augen glitzerten.
    „In diesem Stadium würde ich meinen, nein. Haben Sie jemals von der Proteusinfektion gehört, Captain?"
    „Nein, nie.Was ist das?"
    „Ich möchte Ihnen jetzt nichts darüber erzählen. Darüber muß ich erst noch einmal nachlesen. Sie glauben, wir Ärzte wüßten alles? Es gibt viel zuviel. Wir haben heutzutage junge Ärzte, die, weil sie sie noch nie behandelt haben, keinen Typhus, keine Blattern und keine Kinderlähmung erkennen. Aber das nur nebenbei."

    „Doktor", sagte Delaney, den diese Salbaderei ermüdete, „kommen wir zur Sache! Was wissen wir im Augenblick? Was können wir tun?"
    Dr. Bernardi lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück, legte die beiden Zeigefinger zusammen und drückte sie gegen seine dicken Lippen. Lange sah er Delaney so an.
    „Wissen Sie, Captain", sagte er dann mit einer gewissen Boshaftigkeit, „ich bewundere Sie. Ihre Frau ist offensichtlich krank, und doch sagen Sie: 'Was können wir tun?' Und: 'Was wissen wir?' Sie sind großartig!"
    „Doktor..."
    „Na schön." Bernardi stieß mit dem Kopf vor und schlug mit der Hand auf die Krankengeschichte. „Hier haben Sie drei Möglichkeiten. Erstens: Ich kann versuchen, das Fieber zu senken, diese geheimnisvolle Infektion zu bekämpfen, indem ich stärkere Antibiotika oder sonstige Medikamente verschreibe. Bis jetzt habe ich das noch nicht versucht. Und ich bin auch nicht dafür, das ambulant zu machen; denn die Nebenwirkungen können alarmierend sein. Zweitens: Ihre Frau geht für fünf Tage oder eine Woche zur Beobachtung ins Krankenhaus und unterzieht sich einer Reihe von viel gründlicheren Untersuchungen, als ich sie hier in meiner Praxis vornehmen kann. Ich würde Kollegen hinzuziehen, Spezialisten. Neurologen. Gynäkologen, sogar Dermatologen. Aber das würde sehr teuer werden."
    Er machte eine Pause und schaute den Captain erwartungsvoll an.
    „Schön, schön, Doktor", sagte Delaney geduldig. „Und worin besteht die dritte Möglichkeit?"
    Zärtlich sah Bernardi ihn an.
    „Vielleicht ziehen Sie es vor, einen anderen Arzt zu konsultieren", sagte er leise. „Schließlich habe ich versagt."
    Delaney seufzte, denn er kannte das Vertrauen, das

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