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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Versuchung, wenn er auch einen Moment lang mit dem Gedanken spielte und das darin liegende Risiko genoß. Doch dann begnügte er sich mit einem unausgesprochenen: „Ich weiß etwas, was ihr nicht wißt", und dieser kindische Gedanke machte sie ihm auf unbegreifliche Weise unendlich teuer.
    Schließlich hatte jeder das Seine gesagt. Daniel brachte Kaffee, den sie vornehmlich schweigend tranken. Auf ein unsichtbares Zeichen hin erhoben sich Flo und Sam Morton, dankten Daniel für den reizenden Abend, gratulierten Celia zu ihrer schauspielerischen Leistung und gingen. Blank verschloß die Tür hinter ihnen und legte die Sicherheitskette vor.
    Als er zurückkam, hatte Celia sich erhoben. Sie fielen sich in die Arme, küßten sich; sein Mund war klebrig von dem dick aufgetragenen Lippenstift. Er tastete über ihr ausgestopftes Hinterteil.
    „Soll ich es ausziehen?" fragte sie.
    „Nein. Es gefällt mir."
    Sie leerten die Aschenbecher und stellten die Gläser in die Spüle in der Küche.
    „Kannst du bleiben?" fragte er.
    „Selbstverständlich."
    „Gut."
    Sie ging ins Bad. Er machte sich in der Wohnung zu schaffen, kontrollierte die Fenster, sicherte die Wohnungstür mit der Eisenstange. Als er durchs Wohnzimmer ging, sah er sein Spiegelbild gespenstergleich in Bruchstücken und Teilen von Spiegel zu Spiegel springen.
    Als er ins Schlafzimmer zurückkam, saß sie still auf dem Bett und starrte vor sich hin.
    „Was möchtest du?" fragte sie und sah zu ihm auf.
    „Oh, laß die Perücke auf", sagte er rasch. „Und behalt BH und Hüftgürtel an. Oder was es sonst ist. Das Kostüm und die Bluse ziehst du aber besser aus."
    „Schlüpfer und Strümpfe auch?" „Ja."
    „Und die Perlen?"
    „Nein, die laß um. Möchtest du einen Morgenrock haben? Ich habe einen seidenen."
    „Ja, danke."
    „Ist es zu warm hier?"
    „Ein bißchen."
    „Ich drehe die Heizung etwas herunter. Bist du müde?"
    „Mehr abgespannt als müde. Mortons strengen mich immer etwas an. Sie sind nie still."
    „Ich weiß. Ich habe heute morgen geduscht. Soll ich nochmal duschen?"
    „Nein. Laß mich dich halten."
    „Nackt?"
    „Ja."
    Später hielt sie ihn unter einer einzigen leichten Decke in der Hand, und er spürte durch den seidenen Morgenrock hindurch den ausgestopften BH und den Hüfthalter.
    „Mami?" sagte er.
    „Ich weiß", murmelte sie, „ich weiß."
    Er rollte sich in ihren Armen zusammen und weinte leise.
    „Ich versuch's ja", sagte er mit tränenerstickter Stimme, „ich versuch es ja."
    „Ich weiß", wiederholte sie, „ich weiß."
    Der Gedanke, richtig mit ihr zu schlafen oder zu versuchen, es zu tun, verletzte ihn, doch er konnte nicht einschlafen.
    „Mami", sagte er nochmals.
    „Dreh dich um", befahl sie, und er gehorchte.
    „Ahh", sagte sie. „Da!"
    „Oh! Oh!"
    „Tu ich dir weh?"
    „Ja. Ja."
    „Bin ich jetzt Gilda?"
    „Ja. Aber das hätte sie nie getan."
    „Mehr?"
    „Langsam. Bitte."
    „Wie heiß ich?"
    „Celia."
    „Wie?"
    „Gilda."
    "Wie?
    „Mami."
    „Das ist besser. Ist das nicht besser?"
    Endlich schlief er ein. Ihm war, als wäre er Sekunden später wieder aufgewacht.
    „Was?" fragte er. „Was ist?"
    „Du hast einen Alptraum gehabt. Du hast geschrien. Was war denn?"
    „Ein Traum", sagt er und kuschelte sich an sie. „Ich hab schlecht geträumt."
    „Was hast du geträumt?"
    „Wirres Zeug."
    Die Hände auf Wattepolster und Schaumgummi, drängte er sich näher an sie.
    „Soll ich es noch einmal tun?"
    „Oh ja", sagte er dankbar. „Bitte."
    Als er am Morgen aufwachte, lag sie nackt neben ihm und schlief; irgendwann in der Nacht mußte sie Perücke, Morgenmantel und die anderen Utensilien abgelegt haben. Nur die Perlen hatte sie noch um. Vorsichtig strich er darüber. Dann kroch er verstohlen nach unten, kauerte unter der Decke und atmete ihre süße Wärme. Sanft spreizte er ihre Beine. Dann trank er von ihr, nahm gierig große Schlucke aus der Quelle, bis er spürte, daß sie wach wurde. Er hörte nicht auf, und sie bewegte sich, griff unter die Decke und preßte ihre Hand auf seinen Kopf. Er stöhnte auf, fast schwanden ihm die Sinne, so glühend heiß war ihm unter der Decke. Er konnte nicht aufhören. Hinterher küßte sie seine Lippen.
    Und noch später, als sie angezogen waren und am Küchentisch saßen, sagte sie: „Wirst du es noch mal tun?" - es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    Wortlos nickte er. Er wußte, was sie meinte, und er fing an zu begreifen, was für eine Gefahr sie

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