Die ersten Marsianer
tot.
*
Die Luft in der Gleiterkabine war schnell durch die entstandenen Risse in der Außenhülle entwichen.
Sämtliche Kommunikationssysteme waren ausgefallen. Es gab nicht einmal mehr die Möglicheit zu einem Notsignal. Lackey wusste, dass eine Suche nach ihm Wochen oder gar Monate dauern konnte.
Eie Frage ließ in nicht los.
Was war es, das Paul so beeinflusst hat?
Er ahnte die Antwort.
Sie gefiel ihm nicht.
*
Nach einer Marswoche waren die letzten Sauerstoffpatronen verbraucht. Eine Aufbereitung war angesichts der Zerstörungen im Gleiter nicht möglich.
Lackey versuchte, einen kleinen Sender zu bauen, aber die Chance, dass man ihn dadurch fand, war mehr als gering.
Das Nano-Pack wurde aktiv. Die neue Haut legte sich innerhalb von Sekundenbruchteile über seinen Körper, nachdem der Sauerstoffgehalt seiner Atemluft einen gewissen Wert unterschritten hatte.
Lackey wusste, dass er den Druckanzug abstreifen musste.
Es widerstrebte ihm, nahezu nackt in die eisige Marsatmosphäre zu treten.
Aber Lackey war klar, dass ihm keine andere Wahl blieb.
Er legte den Anzug ab.
Eigenartigerweise war ihm nicht kalt.
Sein gesamter Körper war von einer schwarzen Haut bedeckt, deren optische Struktur einem unglaublich dichten Schwarm wimmelnder Fliegen glich. Die Oberfläche war ständig in Bewegung. Aus den Füßen bildeten sich hauchdünne Fortsätze. Wurzen gleich drangen sie in den Boden. Lackey atmete nicht, aber er spürte, dass es ihm plötzlich besser ging.
Die Fortsätze zogen sich zurück.
Das kalte Sonnenlicht des Mars --- in Lackeys Empfindung fühlte es sich warm auf der Nano-Haut an.
Er hörte hinter sich ein Geräusch.
Schritte auf dem trockenen Marsboden.
Er drehte sich um.
Paul!, durchzuckte es ihn.
Auch er trug seine Nano-Haut.
Wie ist das möglich? Hat die Nano-Haut ihn regeneriert? Lackey hielt das für unwahrscheinlich. Nein, erkannte er. Die Haut hat seinen Körper nur als Trägersubstanz benutzt!
Sie gingen aufeinander zu. Es geschah wie automatisch. Lackey hatte das Gefühl, dass etwas Fremdes seine Bewegungen steuerte. Ihre Hände berührten sich. Die Nano-Haut zerfloss. Die Hände verschmolzen scheinbar für einige Augenblicke, bevor sie sich wieder trennten. Eine Flut von Bildern und Eindrücken überflutete Lackeys Bewusstsein. Im nächsten Augenblick wusste er, dass seine Vermutung richtig gewesen war.
*
Wochen vergingen.
Monate.
Ein Sandsturm fegte über das Gebiet hinweg. Es machte ihnen nichts aus. Sie suchten in nahen Felsmassiven Schutz. Immer mehr passten sie sich an das Leben in der Marswüste an.
Irgendwann werden sie vielleicht kommen, um uns zu retten, dachte das Wesen, das einst Jeff Lackey gewesen war. Aber es wird keine Rückkehr geben.
Gestrandet auf dem Methan-Planeten
Immer wieder schaute Niuk Wois unruhig auf sein Chronometer. Lena Baa hatte die ganze Zeit über kein Wort gesprochen. Zusammengekauert saß sie da und blickte wartend durch eines der Außenfenster der REGERA.Aber Don Meech und Alejandra Crane kamen nicht zurück.Wois zog sich am Getränkeautomaten einen Kaffee und brummte mißmutig vor sich hin."Wir hätten nie auf Deneb 3 landen dürfen!" erklärte unterdessen Lena Baa, die noch immer in die giftige Methanatmosphäre hinausblickte. "Ich hatte gleich so ein ungutes Gefühl..."Unfug, dachte Wois.Alles Unfug.Kein Zweifel, Baa war ein überaus labiler Charakter.Es ist ein Fehler gewesen, sie auf diesen Flug mitzunehmen, überlegte er. Genau wie Meech. Der paßte auch nicht hier her, nicht in die Enge eines Raumschiffs und nicht auf die Methanwelt Deneb 5.Meech war hitzig, temperamentvoll, leicht erregbar und unkontrolliert. Während der ganzen Reise war er Wois auf die Nerven gegangen - besonders in jenen Perioden, in denen Meech turnusgemäß das Kommando geführt hatte.Lena Baa war da schon erträglicher.In ihrer phlegmatisch-depressiven Art störte sie Wois zumindest nicht, wenn man auch stets damit rechnen mußte, daß sie ihre Aufgaben nicht gewissenhaft erfüllte - entweder aus reiner Unachtsamkeit und mangelnder Konzentration oder aber deshalb, weil sie mal wieder der Meinung war, alles habe ohnehin keinen Sinn, das Universum sei leblos und kalt, das Leben fade, es wäre besser, nicht geboren worden zu sein und im übrigen habe sie von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt, welches ihr schon im Vorhinein offenbahrt habe, daß alles mißlingen und in einer Katastrophe enden
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