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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gegenwart. Neulich sagte sie mir, dass ihre Medizin schlecht schmeckt, und verdächtigte mich fast, damit herumzupantschen. Lauter solche Sachen.« Miss Carnaby errötete. »Es ist wahrhaftig nicht leicht. Und weil man nichts erwidern darf und alles hinunterschlucken muss, frisst sich alles noch mehr ein, wenn Sie wissen, was ich meine?«
    »Ich weiß sehr gut, was Sie meinen«, sagte Hercule Poirot.
    »Und dann, wenn man sieht, wie das Geld nutzlos vergeudet wird – das demoralisiert einen auch. Und Sir Joseph beschrieb gelegentlich einen Coup, den er in der City gelandet hatte, manchmal etwas, das mir – ich weiß natürlich, dass ich nur einen Frauenverstand habe und nichts von Finanzen verstehe – ausgesprochen unehrlich vorkam. Wissen Sie, Monsieur Poirot, all das hat mich aus dem Gleichgewicht gebracht, und diesen Leuten etwas Geld abzunehmen, die es wahrhaftig nicht vermissen würden und keine großen Bedenken haben, wie sie es erwerben – nun, es kam mir wirklich nicht eigentlich wie ein Unrecht vor.«
    Poirot murmelte:
    »Ein moderner Robin Hood! Sagen Sie mir, Miss Carnaby, mussten Sie je die Drohungen wahr machen, die Sie in Ihren Briefen erwähnten?«
    »Drohungen?«
    »Waren Sie je gezwungen, die Tiere in der angegebenen Weise zu verstümmeln?«
    Miss Carnaby blickte ihn entsetzt an.
    »Natürlich wäre es mir nie im Traum eingefallen, so etwas zu tun. Das war nur eine – nur eine poetische Lizenz.«
    »Sehr poetisch, sie hat gewirkt.«
    »Natürlich, das wusste ich ja. Ich weiß, wie mir bei Augustus zumute gewesen wäre. Und natürlich musste ich mich vergewissern, dass diese Frauen ihren Männern erst nachher etwas sagten. Der Trick gelang jedes Mal großartig. In neun von zehn Fällen bekam die Gesellschafterin den Auftrag, den Brief mit dem Geld aufzugeben. Wir dampften ihn gewöhnlich auf, nahmen die Scheine heraus und ersetzten sie durch leere Papierbogen. Ein- bis zweimal gaben die Damen ihn selbst auf. Dann musste die Gesellschafterin natürlich in das Hotel gehen und den Brief aus dem Fach nehmen. Aber das war auch nicht schwer.«
    »Und die Sache mit dem Kindermädchen? War es immer ein Kindermädchen?«
    »Sehen Sie, Monsieur Poirot, es ist bekannt, dass alte Jungfern für kleine Kinder schwärmen. Also schien es ganz natürlich, dass sie in den Anblick eines Babys so vertieft waren, dass sie nichts um sich herum bemerkten.«
    Poirot seufzte. Er meinte:
    »Ihre Psychologie ist ausgezeichnet, Ihr Organisationstalent erstklassig, und Sie sind außerdem eine sehr gute Schauspielerin. Ihr Spiel neulich, als ich Lady Hoggin aufsuchte, war tadellos. Denken Sie nie gering von sich, Miss Carnaby, Sie sind vielleicht, was man eine ungeschulte Frau nennt, aber mit Ihrem Kopf und Ihrer Courage ist alles in Ordnung.«
    Miss Carnaby lächelte matt und sagte: »Und doch bin ich ertappt worden, Monsieur Poirot.«
    »Aber nur von mir. Das war unvermeidlich! Nachdem ich mit Mrs Samuelson gesprochen hatte, wusste ich, dass der Diebstahl von Shan-Tung zu einer Serie gehörte. Ich wusste schon, dass man Ihnen einen Pekinesen vermacht hatte und dass Sie eine leidende Schwester hatten. Ich musste nur meinen unschätzbaren Diener ersuchen, eine kleine Wohnung ausfindig zu machen, in einem bestimmten Umkreis, von einer leidenden Dame bewohnt, die einen Pekinesen hat und eine Schwester, die sie einmal wöchentlich an ihrem Ausgangstag besucht. Ganz einfach.«
    Miss Carnaby richtete sich auf. »Sie waren sehr gütig. Das gibt mir den Mut, Sie um etwas zu bitten. Ich kann der Strafe für das, was ich getan habe, nicht entgehen. Ich komme vermutlich ins Gefängnis. Aber wenn Sie etwas tun könnten, Monsieur Poirot, damit es nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Es wäre so peinlich für Emily – und für die wenigen, die uns früher kannten. Könnte ich nicht unter einem falschen Namen ins Gefängnis gehen, oder ist es sehr unrecht, um so etwas zu bitten?«
    Hercule Poirot sagte:
    »Ich glaube, ich kann mehr tun als das. Aber erst muss ich etwas ganz klarstellen. Diese Erpressungen müssen aufhören. Es dürfen keine Hunde mehr verschwinden. Das muss ein für alle Mal vorbei sein.«
    »Ja! O ja!«
    »Und das Geld, das Sie Lady Hoggin erpresst haben, muss zurückgegeben werden.«
    Amy Carnaby durchquerte das Zimmer, öffnete eine Schreibtischlade und kam mit einem Paket Banknoten zurück, das sie Poirot überreichte.
    »Ich wollte sie heute in die gemeinsame Kasse einzahlen.«
    Poirot nahm die Scheine, zählte sie

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