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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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auch hingehe, spüre ich, wie man munkelt und mich scheel ansieht, während boshafte Zungen ihr tödliches Gift verspritzen. Ich habe ein, zwei Briefe bekommen – niederträchtige Machwerke.«
    Er machte eine Pause und fuhr dann fort:
    »Und – und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß nicht, wie ich gegen dieses niederträchtige Lügengewebe ankämpfen soll. Wie soll man etwas widerlegen, das einem nie offen ins Gesicht gesagt wurde? Ich bin machtlos – in einer Falle – und werde langsam und erbarmungslos zugrunde gerichtet.«
    Poirot nickte nachdenklich mit dem Kopf und sagte:
    »Ja, die Verleumdung ist tatsächlich das neunköpfige Ungeheuer von Lernäa, das nicht vernichtet werden kann, weil für einen Kopf, den man abschlägt, zwei nachwachsen.«
    Dr. Oldfield sagte: »Das ist es eben. Ich kann nichts tun, nichts! Ich komme zu Ihnen als letzte Zuflucht, aber ich fürchte, dass sogar Sie nichts tun können.«
    Hercule Poirot schwieg eine Weile, dann meinte er:
    »Das ist nicht gesagt. Ihr Fall interessiert mich. Ich möchte mein Glück versuchen, um dieses vielköpfige Ungeheuer zu vernichten. Schildern Sie mir die Umstände etwas genauer, die dieses boshafte Geklatsche verursachten. Ihre Frau starb vor ungefähr einem Jahr, sagten Sie. Was war die Todesursache?«
    »Magengeschwüre.«
    »Hat man eine Autopsie durchgeführt?«
    »Nein, sie war schon lange magenleidend.«
    Poirot nickte.
    »Und die Symptome von gastrischen Entzündungen und Arsenvergiftungen sind sehr ähnlich, etwas, was heutzutage jedermann weiß. In den letzten zehn Jahren gab es mindestens vier sensationelle Mordprozesse, wo die Opfer jedes Mal ohne den geringsten Verdacht aufgrund eines Zeugnisses über ein Magenleiden beerdigt wurden. War Ihre Frau jünger oder älter als Sie selbst?«
    »Sie war fünf Jahre älter als ich.«
    »Wie lange waren Sie verheiratet?«
    »Fünfzehn Jahre.«
    »Hat sie irgendein Vermögen hinterlassen?«
    »Ja, sie war eine ziemlich wohlhabende Frau. Sie hinterließ rund dreißigtausend Pfund.«
    »Eine recht ansehnliche Summe. Haben Sie sie geerbt?«
    »Ja.«
    »Haben Sie und Ihre Frau sich gut vertragen?«
    »Natürlich.«
    »Keine Streitigkeiten, keine Szenen?«
    »Nun – « Charles Oldfield zögerte. »Meine Frau hatte einen etwas schwierigen Charakter. Sie war leidend, ganz mit ihrer Gesundheit beschäftigt und daher launenhaft und schwer zufrieden zu stellen. Es gab Tage, da ich ihr nichts recht machen konnte.«
    Poirot nickte und sagte:
    »O ja. Ich kenne den Typ. Sie hat sich wahrscheinlich beklagt, dass sie vernachlässigt werde und ungeliebt sei – dass ihr Mann sie satt habe und froh wäre, wenn sie endlich stürbe.«
    Oldfields verblüfftes Gesicht bestätigte die Wahrheit von Poirots Worten.
    Er sagte mit einem verzerrten Lächeln:
    »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.«
    Poirot fuhr fort:
    »Hatte sie eine Berufspflegerin oder eine Gesellschafterin, oder ein treues Dienstmädchen?«
    »Eine Pflegerin, die zugleich ihre Gesellschafterin war. Eine sehr vernünftige, tüchtige Person. Ich glaube wirklich nicht, dass sie klatscht.«
    »Sogar den Klugen und Tüchtigen hat le bon Dieu eine Zunge gegeben – und sie verwenden sie nicht immer, wie sie sollten. Ich bin überzeugt, dass die Pflegerin geklatscht hat, dass die Dienstboten geklatscht haben. Hier haben wir den schönsten Stoff zu einem großen Dorfskandal. Jetzt will ich nur noch eine Frage an Sie stellen. Wer ist die D a me?«
    »Ich verstehe Sie nicht.« Über Dr. Oldfields Gesicht breitete sich ärgerliche Röte aus.
    Poirot sagte sanft:
    »O doch. Ich frage Sie, wer die Dame ist, mit der Ihr Name in Zusammenhang gebracht wurde?«
    Dr. Oldfield erhob sich. Seine Züge waren kalt und starr. Er sagte:
    »Es gibt keine ›Dame in diesem Fall‹. Ich bedaure, Monsieur Poirot, so viel von Ihrer Zeit in Anspruch genommen zu haben.«
    Er ging zur Tür.
    Hercule Poirot sagte:
    »Ich bedaure es auch. Ihr Fall interessiert mich. Ich hätte Ihnen gerne geholfen. Aber ich kann nichts machen, wenn man mir nicht die Wahrheit sagt.«
    »Ich habe Ihnen die volle Wahrheit gesagt.«
    »Nein…«
    Dr. Oldfield blieb stehen. Er wandte sich um.
    »Warum bestehen Sie darauf, dass eine Frau im Spiel ist?«
    »Mon cher docteur! Glauben Sie, dass ich die weibliche Mentalität nicht kenne? Der Dorfklatsch gründet sich immer auf die Beziehungen zwischen den Geschlechtern. Wenn ein Mann seine Frau vergiftete, um an den Nordpol zu fahren oder den

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