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Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules

Titel: Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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es auch hörte, nur glaube ich nicht, dass sie es je zugeben würde.«
    »Wie lautete dieses Gespräch?«
    Schwester Harrison machte eine kleine Pause, wie um ihr Gedächtnis zu prüfen, und sagte dann:
    »Es war ungefähr drei Wochen vor Mrs Oldfields letztem fatalen Anfall. Sie waren im Speisezimmer. Ich kam die Treppe herunter, als ich Jane Moncrieffe sagen hörte: ›Wie lange wird es noch dauern? Ich kann dieses Warten nicht mehr ertragen.‹ Und der Doktor erwiderte: ›Nicht mehr lange, Liebling, ich schwöre es.‹ Und sie fuhr fort: ›Ich kann dieses Warten nicht mehr ertragen. Es wird doch alles in Ordnung kommen, nicht wahr?‹ Und er sagte: ›Natürlich. Es kann nichts mehr dazwischenkommen. In einem Jahr sind wir verheiratet.‹«
    Sie machte eine Pause.
    »Das war für mich das erste Anzeichen, dass zwischen dem Doktor und Miss Moncrieffe etwas war. Ich wusste natürlich, dass er sie bewunderte und dass sie gute Freunde waren, aber nicht mehr. Ich ging zurück, die Treppe hinauf, ich war erschüttert – und ich bemerkte, dass die Küchentür offen stand, und seitdem glaube ich, dass Beatrice gehorcht haben muss. Und Sie sehen doch, nicht wahr, dass man dieses Gespräch verschieden auslegen kann. Es konnte einfach bedeuten, dass der Doktor wusste, wie es um seine Frau stand – und ich zweifle nicht daran, dass er es so meinte –, aber für jemand wie Beatrice mag es anders geklungen haben, als würden der Doktor und Miss Moncrieffe – nun – endgültig beschlossen haben, Mrs Oldfield aus dem Weg zu räumen.«
    Poirot schaute vor sich hin.
    »Aber Sie selbst glauben es nicht?«
    »Nein – nein, natürlich nicht…«
    Poirot blickte sie forschend an und fragte:
    »Schwester Harrison, wissen Sie noch etwas? Etwas, das Sie mir verschwiegen haben?«
    Sie schüttelte den Kopf. Der frühere gequälte Ausdruck war wiedergekommen.
    Hercule Poirot sagte: »Es ist möglich, dass das Home Office die Exhumierung von Mrs Oldfields Leiche anordnen wird!«
    »O nein!« Schwester Harrison war entsetzt. »Wie grauenhaft!«
    »Sie glauben, es wäre tragisch?«
    »Ich glaube, es wäre furchtbar! Denken Sie an das Gerede, das entstehen würde! Es wäre schrecklich – ganz schrecklich für den armen Dr. Oldfield.«
    »Glauben Sie nicht, dass es letzten Endes gut für ihn wäre?«
    »Wie meinen Sie das?«
    Poirot sagte: »Wenn er unschuldig ist – wird seine Unschuld sich erweisen.«
    Er brach ab und beobachtete, wie sich der Gedanke in Schwester Harrison festsetzte. Er sah, wie sie erst verblüfft die Stirn runzelte und wie ihre Miene sich dann erhellte.
    Sie schöpfte tief Atem und blickte ihn an.
    »Daran hatte ich nicht gedacht«, gestand sie einfach. »Natürlich ist es das Einzige, das zu machen ist.«
    Vom oberen Stockwerk herab ertönte ungeduldiges Klopfen. Schwester Harrison sprang auf.
    »Das ist die alte Dame, Mrs Bristow. Sie ist von ihrem Schläfchen erwacht. Ich muss hinaufgehen und sie herrichten, ehe man ihr den Tee bringt und ich ausgehe. Ja, Monsieur Poirot, ich glaube, Sie haben ganz Recht. Eine Autopsie wird die ganze Geschichte ein für alle Mal aufklären, und die schrecklichen Gerüchte um Dr. Oldfield werden endlich verstummen.«
    Sie reichte ihm die Hand und eilte aus dem Zimmer.
     
    Hercule Poirot schlenderte zum Postamt und rief London an.
    Die Stimme am anderen Ende des Drahtes klang gereizt.
    »Müssen Sie diese Dinge ausschnüffeln, Poirot? Sind Sie auch sicher, dass es ein Fall für uns ist? Sie wissen, was an diesen Dorfgerüchten im Allgemeinen dran ist – ganz und gar nichts.«
    »Das hier«, verkündete Hercule Poirot, »ist ein Spezialfall.«
    »Also schön – wenn Sie meinen. Sie haben die lästige Art, immer Recht zu behalten. Aber wenn sich alles als nichtig herausstellt, werden wir hier nicht entzückt sein, das wissen Sie!«
    Poirot lächelte vor sich hin und murmelte:
    »Nein, ich werde derjenige sein, der entzückt sein wird.«
    »Was haben Sie da gesagt? Ich kann Sie nicht verstehen.«
    »Nichts. Gar nichts.«
    Er hängte auf.
    Dann ging er zur Postbeamtin, lehnte sich über den Schalter und fragte in seinem charmantesten Ton:
    »Können Sie mir vielleicht sagen, Madame, wo das Dienstmädchen wohnt, das früher bei Dr. Oldfield war – sie heißt mit Vornamen Beatrice?«
    »Beatrice King? Sie hatte seither zwei Stellen inne, jetzt ist sie bei Mrs Marley oberhalb der Bank.«
    Poirot dankte ihr, kaufte zwei Postkarten, Briefmarken und eine im Ort hergestellte Keramik.

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